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Holz brennt – berechenbar und kontrolliert
Die Angst der Menschen vor Bränden in
Holzhäusern ist tief verwurzelt und war einst
berechtigt. Offene Feuerstellen, geringe Ge-
bäudeabstände, kaum funktionierende Feuer-
wehren führten zu Brandkatastrophen, die
ganze Städte zerstörten und nach wie vor in
Erinnerung sind. Inzwischen ist die Situation
eine völlig andere und man tut dem Baustoff
Holz unrecht, wenn man davon ausgeht, dass
Holzgebäude brandgefährdeter sind als Häu-
ser aus anderen Materialien. Die Schlüssel zur
Sicherheit – und das gilt für alle Baustoffe –
sind die Einhaltung der geltenden Bauvor-
schriften, eine sorgfältige Planung und Aus-
führung sowie Aufklärung und Information.
Wer weiß schon, dass ein großer Vorteil des
Holzes tatsächlich sein Brandverhalten ist?
Im Vergleich zu anderen Baustoffen lässt sich
dieses genau im Voraus berechnen und ist
daher kontrollierbar. Es ist für örtlich auftreten-
de Temperaturschwankungen wesentlich
unempfindlicher. Wem ist schon bewusst, dass
Feuerwehrleute viel lieber in einem Holzge-
bäude löschen als in einem aus Stahl, da das
Versagen der Konstruktion aus Holz sich
ankündigt, während jenes aus Stahl plötz-
lich und unabsehbar erfolgt ? Wer denkt
schon daran, dass Brandopfer in den aller-
meisten Fällen Rauchgasopfer sind und die
„mobile Brandlast“, also die Einrichtung,
lange vor jeder baulichen Substanz brennt?
Es gibt viele Gründe, sich für einen Baustoff
zu entscheiden – überholte Vorurteile und
Ängste sollten jedoch in keinem Fall ausschlag-
gebend sein.
Mit dieser Edition wollen wir in erster Linie
Sicherheit schaffen: Begriffe klären, Beispiele
zeigen, Ansprechpartner anführen und bewei-
sen, dass Holz ein Baustoff ist, dem man auch
im Brandfall vertrauen kann.
Wie kann etwas sicher brennen?
Das impliziert doch, dass etwas, das sicher
brennt, nicht sicher sein kann. Dipl.-HTL - Ing.
Klaus Peter Schober, Leiter der Abteilung
„Bautechnik” der Holzforschung Austria dazu:
„Sicher kann etwas sicher brennen. Das ist
ja der größte Vorteil des Holzes : Wir wissen,
dass es brennt, wie es brennt, und wir können
damit umgehen. Es ist ja zum Beispiel ganz
etwas anderes, auf brennendes Holz zu reagie-
ren als auf brennenden Kunststoff. Man kann
das „sichere“ Brennen vielleicht am Beispiel
eines Zündholzes veranschaulichen: Sie zünden
es an, das ist eine bewusste Handlung, nicht
etwas Zufälliges, sondern ein willentlicher Akt.
Sie schauen es an, Sie können abschätzen ,
wie lange es brennt, wann es kritisch wird,
und Sie können es löschen. Genau das ist die
Sicherheit, die Holz bietet. Es ist berechenbar
und zwar nicht nur für die Experten. Es gibt
diese Erfahrung des Menschen im Umgang
mit brennendem Holz.”
Holz ist genial.
Feuerprobe
Chronologie eines Brandes
Objekt
Ein dreigeschossiger Wohnbau
in Graz
Konstruktion
Außenwände, Wohnungs-
trennwände und Decken wurden in
Holztafelbauweise errichtet. Die raum-
seitigen Oberflächen sind mit
GKF
-Platten
beplankt, die Holzbalkone punktuell
an den Außenwandelementen befestigt.
Brandursache
Der Bewohner einer
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-Zimmerwohnung war mit einer brennen-
den Zigarette eingeschlafen.
Feuerwehreinsatz
08:03
Meldung des Brandes an die
Berufsfeuerwehr.
08:10
Erreichen des Brandortes. Lage
bei Eintreffen der Feuerwehr: Eine Woh-
nung im obersten Stock des Hauses steht
im Vollbrand. Zwei bis drei Meter hohe
Flammen schlagen aus einem Fenster.
Eine Person wartet auf dem Balkon auf
ihre Rettung, eine zweite Person hält sich
in einem vom Feuer noch nicht betroffenen
Zimmer auf. Die beiden Personen werden
über Drehleitern gerettet und der Ret-
tung übergeben. Eine Person ist unver-
letzt, eine Person wird mit Verdacht auf
eine Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus
gebracht.
08:21
Brand unter Kontrolle
08:30
Brand aus
Schaden und Sanierung
Laut Sachverständigenbericht wurde die
Holzkonstruktion des Gebäudes nicht
beschädigt. Alle Fertigteilelemente und
tragenden Teile waren nach wie vor in
Ordnung und mussten nicht saniert werden.
Lediglich die oberste
GKF
-Schicht war
teilweise zerstört und musste ersetzt
werden.
Der entstandene Sachschaden betraf in
erster Linie die Wohnungseinrichtung,
nicht jedoch Bauteile unter der obersten
GKF
-Verkleidung. Die Sanierung durch
die Hausverwaltung erfolgte rasch und
komplikationslos. Da ein Raum durch den
Brand kaum in Mitleidenschaft gezogen
worden war, konnte der Mieter auch
während der Sanierung in der Wohnung
bleiben.