Zweite Lesung
zuschnitt
27.2007
10
11
Alle Klagenfurter kennen sie, die große Messehalle
3
,
mit fast
100
Metern freier Stützweite und
25
Metern
Höhe, galt sie doch früher neben dem Lindwurm auf
dem Neuen Platz als zweites Wahrzeichen der Stadt.
Auch den Fachleuten aus Forst, Säge, Holzgewerbe,
den Holzingenieuren und Architekten ist die Halle,
die heuer
41
Jahre alt ist, von Ausstellungen, Messe-
veranstaltungen und aus der Fachliteratur bekannt,
und immer noch kommen beim Betreten der Halle
fast sakrale Gefühle auf. Dr. Erler von der Messe-
direktion erzählt, dass sie alle immer noch stolz auf
ihre Halle seien, auf die stützenfreie, riesige Fläche
von
7.000
m
2
,
dass es nichts Besseres gäbe für wirk-
lich kreativen Standaufbau und dass die großzügige
Höhe zudem für ein angenehmes Raumklima sorge,
besonders seit abgehängte Wärmepaneele ange-
bracht wurden ...
Aber zurück zu Profanem: Um es gleich vorwegzuneh-
men – die Holzkonstruktion ist, soweit das Auge eine
kritische Sicht erlaubt, in gutem Zustand. Im Innen-
bereich gibt es kaum größere, sonst oft durch Sonnen-
einstrahlung oder Heizung ausgelöste Schwindrisse.
Die Oberflächen der außen liegenden Teile der Träger
(
Auflagerbereiche) sind stark nachgedunkelt, könnten
aber durch Abschleifen und neuen Anstrich aufgehellt
werden. Der Wartungsaufwand in diesen
40
Jahren
galt also kaum der Holzkonstruktion, hingegen wurde
vor zehn Jahren die alte Welleterniteindeckung durch
Alu-Trapezbleche ersetzt.
Was aber bewog die damals Verantwortlichen zu der
Weitsicht, einer derart großzügigen Hallenlösung
zuzustimmen? Man hätte doch eine billigere, vielfach
unterstützte Dachkonstruktion bevorzugen können.
Aber es war eine Zeit der wirtschaftlichen Hochkon-
junktur und man sollte und wollte für den in Öster-
reich noch jungen Holzleimbau deutliche Signale
nach innen wie außen setzen sowie dem Namen einer
Holzmesse gerecht werden. In Europa gab es damals
an ähnlich großen, freigespannten Holzkonstruktionen
lediglich zwei in Frankreich und eine – in Planung –
in Belgien. Sollte da Österreich als das europäische
Holzland nachstehen?
Es ist immer wieder erstaunlich, welch technische
und logistisch-organisatorische Leistung die Errich-
tung eines solchen Großbauwerkes in Holz darstellt
und welcher Pionier- und Ingenieurgeist dahinter
treibend wirkt. Man denke nur an die Größenverhält-
nisse der Bauteile von
55
Metern Länge bei den ge-
gebenen Produktionsmöglichkeiten, die damaligen
Transportprobleme oder den bis ins kleinste Detail
durchdachten Montagestoß der großen Träger.
Die Aufgabe,
96
Meter bei einem ungewohnt hohen
Bauen in neuer Dimension
Die Messehalle 3 in Klagenfurt
Helmut Stingl
Planung
Arch. DI Otto Loider, Wien
Holzbau und Statik
Wiesner Hager, Altheim
Prüfstatik
Prof. DI Dr. Ernst Schischka,
Wien
Bauzeit
1965 – 66