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zuschnitt
69.2018
Bauen am Berg
Baustellenlogistik imHochgebirge
Beim Bau von Berghüttenwerden die
Baumaterialien je nach Lagemit dem Lkw
odermithilfe einerMaterialseilbahn auf den
Berg transportiert oder per Hubschrauber
hochgeflogen. Einige hochalpine Schutz-
hütten können ausschließlichmit dem
Helikopter beliefert werden. Dies gilt nicht
nur für den Bau, sondern auch für den Be-
trieb, für den in regelmäßigen Abständen
Waren hinauf- sowie Abfälle und Leergut
wieder ins Tal hinuntertransportiert werden
müssen. Was es heißt, auf
3.000
Metern
Seehöhe zu bauen, zeigenwir am Beispiel
der Schwarzensteinhütte.
Hubschrauber oderMaterialseilbahn?
Laut den Erfahrungen und jahrelangenAuf-
zeichnungen des Hüttenwirts der Schwar-
zensteinhütte ist während der neunzig Tage
Sommeröffnungszeit des Schutzhauses an
dreißig bis vierzig so schlechtesWetter,
dass auf keinen Fall geflogenwerden kann.
Um einen annähernd täglichen Baustel-
lenbetrieb zu sichern, entschieden sich die
Architekten Stifter + Bachmann für den
Transport mithilfe einer temporärenMate-
rialseilbahn. Die Seilbahn konnte
3.000
kg
tragen, sodass die Fertigteile größer
und schwerer sein konnten als beimHub-
schrauber und in der Ausbauphase die
Bauteilewie Fenster, Türen, Verkleidungen,
Einrichtung undÄhnliches in großen Trans-
portcontainernwitterungsgeschützt und
ohne Gefahr von Beschädigungen trans-
portiert werden konnten. Wer einmal
gesehen hat, wie einHubschrauber sein
Transportgut auf
3.000
Metern ablädt,
weiß, was gemeint ist.
EinHubschrauber wurde dennoch für
den Bau der Materialseilbahn und für die
Personenflüge gebraucht. Die Traglast war
hier auf jeweils
800
kg beschränkt und die
Kosten für dieHubschrauberflüge lagen
bei der Schwarzensteinhütte bei
27
bis
30
Euro proMinute, zusätzlich gab es eine
Anflugpauschale zwischen
700
und
1.000
Euro pro Einsatz. Bei mehr als fünf bis
sechs „Rotationen“, das heißt Flügen zwi-
schenBergund Tal, musste betankt werden.
Das erfordert ein zusätzliches Tankfahr-
zeug, das am Ende der Forststraße warten
muss. Dafür fielenweitere Kosten an.
Kosten für Transport und Logistik
BeimNeubau der Schwarzensteinhütte
betrugen die Transport- und Logistikkosten
rund
25
Prozent des Gesamtbudgets.
Dazu gehörten auch die Anlieferungen bis
zur Talstation der Bahn über die schmale
Forststraße und deren Instandhaltung.
Personal
Nicht zu vergessen ist das Baustellenper-
sonal: Der Transport verlief größtenteils
über Hubschrauber immer amMontag
in der Früh. Bei Schlechtwetter mussten
dieMitarbeiter auch zu Fuß gehen. Zu
Baubeginnwurden
15
Personen, in der
Fertigstellungsphase bis zu
35
Personen
hinaufgeflogen. Das Baustellenpersonal
blieb die ganzeWoche vor Ort, schlief in
der bestehendenHütte und stieg am
Wochenende zu Fuß ab. Baustellenper-
sonal zu finden, das den körperlichen
Strapazen sowie den fachlichen und
mentalen Anforderungen gewachsen ist,
ist nicht einfach. Das körperliche Arbeiten
auf einer Baustelle auf
3.000
Metern
Seehöhe wird oft unterschätzt.
Anne Isopp undHelmut Stifter
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