Zum Hauptinhalt springen

Holzfußböden in Gastgewerbe und Tourismus. Eine Übersicht der wichtigsten Auswahlkriterien

Die Beanspruchung von Holzfußböden ist in Gastgewerbe und Tourismusbetrieben hoch. Von den heimischen Hölzern sind für hohe Beanspruchungen harte Laubhölzer, wie z.B. Eiche, Esche oder Birnbaum zu empfehlen.

erschienen in
Zuschnitt 5 Holz zu Gast, März - Juni 2002
Sie besuchen eine Archiv-Seite. Möglicherweise sind nicht alle Darstellungen korrekt.

Wohlbefinden und Gemütlichkeit für den Gast stehen an oberster Stelle der Tourismuswirtschaft. Der Holzfußboden hat einen großen Einfluß auf das Ambiente des gesamten Raumes und prägt dessen Erscheinungsbild entscheidend.

Erscheinungsbild
Ein rustikaler Dielenboden verschafft so manchem Bierlokal seine Gemütlichkeit. Der geölte Eichen- Stabparkettboden im Leopold Museum im Museumsquartier gibt ein angenehmes Umfeld für die Betrachtung der ausgestellten Bilder. Es kann aber auch der Fußboden selbst zur Sehenswürdigkeit werden, wie dies z.B. bei den Tafelparkettböden in den Wiener Redoutensälen der Fall ist. Im Erscheinungsbild eines fertigen Fußbodens spiegelt sich das natürliche Wachstum des Holzes in Farbe und Struktur wider. Durch die Variation bzw. Kombination von Farben, Maserung, Ästen oder auch »Holzfehlern« entsteht ein Gesamteindruck, der jeden Holzfußboden zu einem Unikat macht. 

Die Beanspruchung von Holzfußböden ist in Gastgewerbe und Tourismusbetrieben als sehr hoch einzustufen. Im Gegensatz zum Wohnbereich wird der Belag in viel höherer Frequenz, hauptsächlich mit Straßenschuhen begangen, stärker verschmutzt und bedarf somit auch einer häufigeren Reinigung. Es ist daher wichtig, einen für die gegebenen Belastungen geeigneten Bodenbelag zu wählen. Die Beanspruchbarkeit von Holzfußböden wird im Wesentlichen durch die Holzart, den Belagsaufbau, die Verlegeart und die Oberflächenbehandlung bestimmt. 

Belastungstest 
Die verschiedenen Holzarten weisen sehr unterschiedliche Eigenschaften auf, von denen vor allem eine hohe Härte und eine gute Dimensionsstabilität für die Haltbarkeit von Holzfußböden bedeutend sind. Von den heimischen Hölzern sind für hohe Beanspruchungen harte Laubhölzer, wie z.B. Eiche, Esche oder Birnbaum zu empfehlen. Heimische Nadelhölzer, wie z.B. Kiefer oder Lärche, wurden bei alten Böden oft als breite Dielenbretter verwendet. Entscheidet man sich bei einem neuen Boden für diese Holzarten, so muss man mit den bald auftretenden Abnützungserscheinungen und dem rustikalen Erscheinungsbild von vornherein einverstanden sein. Bei den Exotenhölzern trifft man auf eine beeindruckende Farbpalette und besondere Eigenschaften. In den letzten Jahren wurden Holzfußböden wieder öfter aus dunklen, harten und edlen Hölzern wie z.B. Merbau, Jatoba, Cumaru oder Teak hergestellt. Die Entscheidung für diese Hölzer ist jedoch meist mit höheren Kosten verbunden. Der Markt bietet auch Sondermaterialien, bei denen das Holz mit natürlichen oder synthetischen Harzen druckimprägniert wird, wodurch sich Härte und Dimensionsstabilität verbessern. Der Flughafen in Helsinki begrüßt seine Gäste in der Empfangshalle mit einem Fußboden aus kunstharzimprägniertem Birkenholz, der einer täglichen Belastung von tausenden Personen standhält. Für hoch beanspruchte Holzfußböden sind Belagsaufbauten mit geringer Gesamt- und/oder Nutzschichtdicke nicht empfehlenswert. Für einen widerstandsfähigen Boden sollte eine Konstruktion aus Massivholz in entsprechender Dicke gewählt werden. Als Oberbelag kommen Stabparkett, Parkettriemen, Schiffbodendielen, Mosaikparkett, Hochkantlamellenparkett oder edles Tafelparkett in Frage. Die drei letzteren Belagsarten werden vom Hersteller bereits in Verlegeeinheiten zur Verfügung gestellt. 

Verlegetechnik 
Die Parkettelemente müssen in einer entsprechenden Verlegeart mit dem Untergrund oder der Unterkonstruktion verbunden werden. Bei starker Beanspruchung sollten die Böden vollflächig verklebt oder auf Polsterhölzer genagelt werden. Treten später bei Feuchteschwankungen des Holzes Fugen im Parkett auf, so verteilen sich diese bei Verklebung oder Nagelung gleichmäßig auf der Fläche und erscheinen dadurch weniger auffällig. Bei einer schwimmenden Verlegung sind unbedingt ausreichende Rand- und Dehnfugen entsprechend der Raumgröße anzubringen. Der Untergrund muss in jedem Fall ausreichend trocken sein. Ein zu feuchter Estrich ist oft ein Grund für spätere Reklamationen. 

Die Oberflächenbehandlung von Holzfußböden erfolgt entweder bereits im Werk (Fertigparkett) oder nach dem Verlegen vor Ort. Es sind grundsätzlich filmbildende Kunstharzlacke von geölten und gewachsten Oberflächen zu unterscheiden, bei denen kein geschlossener Film auf dem Holz gebildet wird. Letztere sind für extrem beanspruchte Böden gut geeignet, bedürfen aber einer öfteren und aufwendigeren Pflege. Anleitungen der Hersteller zur Pflege sind zu beachten. Eine übertriebene Anwendung von Pflegemitteln kann sich negativ auswirken. Der Gestaltung und Ausführung von Holzfußböden sind keine Grenzen gesetzt, wenn grundlegende Regeln der Konstruktion und Materialkunde beachtet werden. Auf eine fachkundige Beratung sollte nicht verzichtet werden. Unter diesen Voraussetzungen können Holzfußböden auch unter extrem hohen Beanspruchungen eingesetzt werden.

Text

Gerhard Grüll, Thomas Anderl
Holzforschung Austria
Franz-Grill Straße 7 
A-1030 Wien 
T +43 (0)1/798 26 23-3761 
F +43 (0) 1/798 26 23-50

t.anderl(at)holzforschung.at
g.gruell(at)holzforschung.at
www.holzforschung.at


verfasst von

Gerhard Grüll

  • geboren 1972 in Mödling. 
  • 1986 - 91 HTL für Holztechnik, Mödling
  • 1992 - 98 Studium der Holzwirtschaft an der Universität für Bodenkultur Wien
  • seit 1992 Mitarbeiter der Holzforschung Austria, Leiter des Moduls »Oberfläche«

Thomas Anderl

  • 1967 geboren in Gmünd.
  • 1987 Matura (HAK).
  • 1988 - 90 Kaufmännischer Angestellter.
  • 1990 - 93 Tischlerlehre.
  • 1990 - 92 Berufsschule für Holzbearbeitung, Wien.
  • 1993 - 99 Studium der Holzwirtschaft an der Universität für Bodenkultur Wien.
  • seit 1997 Mitarbeiter der Holzforschung Austria. Arbeitsbereiche im Modul »Oberfläche«.

Erschienen in

Zuschnitt 5
Holz zu Gast

Es gibt sie, die Bauten für Gäste, die beweisen, dass touristische Begehrlichkeiten nicht mit falscher Heimeligkeit, sinnentleerter Symbolik und billigen Repliken erfüllt werden müssen. Mit »Zeitgemäßer Architektur im Tiroler Stil« und künstlicher »Dorfplatzidylle« herrscht dennoch immer noch mehr Schein als Sein. Umso wichtiger sind jene, die versuchen, diese Front zu durchbrechen und zu einer Architektur – auch in Holz – zu stehen, die in heutiger Sprache auf das Besondere von Orten antwortet, dabei auf Traditionen, Erinnerungen und Sehnsüchte eingeht. Bewahren heißt nicht konservieren, sondern das Erhaltenswerte weiterentwickeln.

8,00 €

Zum Produkt   Download

Zuschnitt 5 - Holz zu Gast