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Leistungsfähige Holzernteverfahren

In Österreich wird die Holzernte voll- und hochmechanisch betrieben. Die Verfahren unterscheiden sich in der Art des Baumfällens sowie im Transport der Stammabschnitte zur Forststraße.

erschienen in
Zuschnitt 8 Forst & Holz, Dezember 2002
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Leistungsfähige Holzernteverfahren
Vor allem neue Holzernte- und Transportverfahren haben die Forstwirtschaft revolutioniert und ihre Konkurrenzfähigkeit erhalten. Entlang der Wertschöpfungskette vom Wald bis zum Verarbeiter und weiter zum Endkunden wird eine Vielzahl von Schritten durchlaufen. Beispielhaft für Sägerundholz, inklusive Verarbeitung im Sägewerk bedeutet dies:
_ Schlägerung der Bäume 
_ Entastung der Stämme und Zerteilen in Bloche 
_ Transport vom Schlagort zur Forststraße 
_ Lagerung an der Forststraße 
_ Beladung des Rundholz-LKWs 
_ Transport zum Sägewerk 
_ Entrindung und elektronische Vermessung der 
Bloche am Sägewerk 
_ Lagerung der entrindeten Bloche, sortiert nach 
Durchmesserklassen 
_ Verarbeitung der Bloche mittels modernster 
Sägetechnologie. Fraktionierung in: 
Schnittware (Haupt- und Seitenware) ca. 60%
Industriehackgut ca. 30%
Sägespäne ca. 10% 

Unterschiede zwischen voll- und hochmechanisierter Holzernte 
Vollmechanisiert bedeutet, dass ein Vollernter, genannt Harvester, in den Bestand fährt, den Baum am Stammfuß kappt, ihn umlegt und danach entastet und in Stammabschnitte (Bloche) zerteilt. Danach werden die Bloche auf einen mit Spezialkran ausgestatteten Schlepper, den Forwarder geladen und von diesem an die Forststraße transportiert.
Die vollmechanisierte Holzernte nahm ab Mitte bis Ende der 80er Jahre von Skandinavien ihren Ausgang. Im Gegensatz zu Schweden und Finnland ist Österreich jedoch ein Gebirgsland und so mussten »geländegängige« Maschinen entwickelt werden, die auch für steilere Lagen geeignet sind. Und das ist gelungen. Gebirgsharvester und Forwarder, die bis zu einer Hangneigung von 40 bis 45 Prozent (bei den skandinavischen Modellen war bei 30 Prozent die wirtschaftliche Leistungsgrenze erreicht) eingesetzt werden können, sind heute Standard in der Gebirgsforstwirtschaft Mitteleuropas. Hier hat sich eine leistungsfähige Maschinenindustrie in Mitteleuropa etabliert.

43 Prozent des österreichischen Waldes weisen jedoch eine höhere Hangneigung als 40 Prozent auf. In diesen Lagen kommt die hochmechanisierte Holzernte zum Tragen. Dabei werden die Bäume mittels Motorsäge gefällt, entastet und in Bloche zerteilt. Danach erfolgt der Transport durch einen Seilkran zur Forststraße. Eine Variante ist das »Ganzbaumverfahren«, bei dem der Baum mit der Motorsäge gefällt und danach als gesamter Baum inklusive aller Äste mit dem Seilkran zur Forststraße transportiert wird. Dort erfolgt dann die Entastung und das Zerteilen der Bloche mit einem Prozessor (analog wie bei einem Harvester), der auf der Plattform neben dem Seilkran angebracht ist. Sowohl bei der Entwicklung von Seilkränen, als auch leistungsfähigen Prozessoren haben österreichische Hersteller Weltruf.

Insgesamt sind hochmechanisierte Holzernteverfahren etwa um 30 Prozent teurer als vollmechanisierte. Dieser Nachteil wird durch stärkere Durchmesser der Bäume im Vergleich zu Skandinavien teilweise wieder wettgemacht, aber es bleibt doch ein Wettbewerbsnachteil am Holzmarkt im Vergleich zu den Hauptkonkurrenten aus dem hohen Norden.

Um die Abläufe bei der Holzernte, wie zum Beispiel die Erhöhung der Auslastungskapazitäten oder die Minimierung von Überstellungszeiten, noch rationeller gestalten zu können, sind modernste Technologien wie GPS-gestützte »Geographische Informationssysteme - GIS« in Erprobung und teilweise bereits im Einsatz. 

Hohes Augenmerk wird auch auf die schonende, ökologisch verträgliche Holzernte gelegt. Das bedeutet, dass nicht nur die Flächen, auf denen solche Holzerntesysteme zum Einsatz kommen, optimal vorbereitet werden müssen, sondern dass auch das Bedienungspersonal dieser hochtechnischen Geräte geschult werden muss. 

Bei der hoch- oder vollmechanisierten Holzernte kommen hauptsächlich private Dienstleister, sogenannte Schlägerungsunternehmer, zum Einsatz. In Forstbetrieben werden zum Teil noch eigene Maschinen eingesetzt, aber auch hier geht der Trend eindeutig in Richtung Zukauf von Dienstleistungen.   
              


verfasst von

Winfried Eberl

  • seit 2002 beschäftigt bei der Holzcluster Steiermark GmbH
  • seine primären Aufgabengebiete sind Vernetzung, Kooperation, Logistik, F&E (Forschung und Entwicklung) und Marketing im Forstbereich
  • Geschäftsführer des Waldverbandes Steiermark und der Forstservice GmbH

Erschienen in

Zuschnitt 8
Forst & Holz

Eines leistet der Wald konstant - seine Bäume wandeln schädliches Kohlendioxid in lebensnotwendigen Sauerstoff um und produzieren aus dem Wasser und den Nährstoffen des Bodens Holz, Rinde und Laub. Die wirtschaftliche wie die kulturelle Bedeutung des Waldes unterliegt hingegen dem Zeitenwandel wie seine Erscheinung und die Waldbewirtschaftung. Heute ist aus der Forst- und Sägewirtschaft ein hochtechnisierter Industriezweig geworden, in dem neue Methoden und Technologien die Wertschöpfungskette des Rohstoffs Holz vom Wald bis zur Weiterverarbeitung optimieren.

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Zuschnitt 8 - Forst & Holz