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Holzfußböden
Konstruktion, Verlegung und Oberflächenbehandlung

Um zum richtigen Fußboden mit entsprechender Optik und Haltbarkeit zu kommen, muss aus unterschiedlichen Konstruktionsarten und Belagsaufbauten die richtige Wahl für den jeweiligen Anwendungsfall getroffen werden.

erschienen in
Zuschnitt 15 Lauf Meter, September 2004
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Holzfußböden - Konstruktion, Verlegung und Oberflächenbehandlung

Der Weg zum richtigen Fußboden, der eine entsprechende Optik aufweisen und auch haltbar und widerstandsfähig sein soll, beginnt mit einigen grundlegenden Entscheidungen. Aus zahlreichen unterschiedlichen Konstruktionsarten und Belagsaufbauten muss die richtige Wahl für den jeweiligen Anwendungsfall getroffen werden.

Verschiedenste Parkettsysteme werden als Oberböden z.B. als Schiffboden, Stab, Riemen, Mosaikparkett oder Hochkantlamellenparkett in unterschiedlichen Mustern (Fischgrät, Verband …) verlegt. Als weitere Differenzierung vom Massivparkett sind dimensionsstabilisierte Systeme (Fertigparkett) zu unterscheiden. Die Beanspruchbarkeit von Holzfußböden wird neben den konstitutiven Eigenschaften der Parkettsysteme und Holzarten auch wesentlich durch Konstruktion und Verlegeart bestimmt. Die Vielfalt der Parkettsysteme und die Anzahl an Produkten ist für die Verlegetechnik von entscheidender Bedeutung.

Verlegung auf Holz-Unterkonstruktion 
Zur Unterkonstruktion ist jener Teil des Fußbodenaufbaus zu zählen, der aus Polsterhölzern (Lagenhölzer) und darauf befindlichem Blindboden oder Streublindboden besteht. Für diese Art der Konstruktion ergibt sich eine gewisse Aufbauhöhe von der Rohdecke bis zur Fußbodenoberkante, die bereits in der Planung berücksichtigt werden muss. Ein Vorteil dieser Konstruktionsart ist die Trockenbauweise, es wird keine zusätzliche Baufeuchte eingebracht. Dadurch kann es zu einer erheblichen Verkürzung der Bauzeit kommen. Es resultiert auch eine Verbesserung der Wärme und Schalldämmung, die innerhalb der Konstruktion je nach Bedarf ausgeführt werden kann. Weiters können derartige Aufbauten mit einer Hinterlüftung ausgestattet werden. Auch Schwingbodenkonstruktionen für Sporthallen werden in dieser Bauweise ausgeführt. Anstelle von Blindböden können auch Spanplatten oder andere Holzwerkstoffplatten verwendet werden. Gute Erfahrungen wurden mit 2-lagiger Verlegung gemacht. Dabei wird eine Kombination in der Dicke von z.B. 2 x 12mm oder 12mm plus 19mm gewählt. Die Lagen sollen quer zueinander gelegt, verleimt und verschraubt werden. Durch diese Verlegeart besteht eine geringere Gefahr von Verformungen durch Feuchtebeanspruchung. Oberböden werden auf Holz-Unterkonstruktionen normalerweise genagelt. Steht eine Fläche von Platten zur Verfügung, kann auch verklebt oder schwimmend verlegt werden.

Verlegung auf Estrich 

Eine andere Art des Untergrunds ist Estrich, der meist als Zement oder Anhydritestrich ausgeführt wird. Es steht damit eine geschlossene Fläche zur Verfügung, auf welcher die Parkettböden geklebt oder schwimmend verlegt werden können. 
Die Verlegereife des Estrichuntergrunds muss geprüft werden. Hierzu zählt die Ebenheit, die Oberflächenbeschaffenheit und der Feuchtegehalt. Gegebenfalls ist vor der Verlegung noch Schleifen oder Spachteln notwendig. Der Untergrund, auf den der Oberboden gelegt wird, muss in jedem Fall ausreichend trocken sein. Ein zu feuchter Estrich ist oft der Grund für spätere Reklamationen; durch von der Unterseite aufgenommene Feuchte können sich am Parkettboden gravierende Schädigungen ergeben.

Verbindung des Oberbodens mit dem Untergrund – Verlegeart 
Die Parkettelemente müssen in einer entsprechenden Verlegeart mit der Unterkonstruktion oder dem Untergrund verbunden werden. Als Verbindung mit dem Untergrund kann Nageln, Verkleben oder auch schwimmende Verlegung gewählt werden.

Auf Holz-Unterkonstruktionen werden Schiffböden, Stab- und Riemenparkett traditionell vernagelt. Eine schnellere Variante dieser Verbindungsart ist das maschinelle Klammern. Durch die Nachgiebigkeit der Unterkonstruktion entstehen dabei elastische Böden, welche die Gelenke vor Ermüdung schützen.
Auf Estrichuntergründen können Stab, Mosaikparkett oder Hochkantlamellenparkett vollflächig verklebt werden. Fertigparkettelemente mit kleineren Maßen sind ebenfalls zu verkleben. Für die verschiedenen Parkettsysteme stehen unterschiedliche Klebesysteme zur Verfügung.

Auf Estrich verklebter Parkett besitzt einen anderen Charakter. Es ergibt sich durch die direkte und vollflächige Verbindung mit dem Untergrund eine härtere Fläche, aber auch eine haltbare und stabile Verbindung und eine Behinderung bei Dimensionsänderungen. Fertigparkett mit größeren Dimensionen wird normalerweise schwimmend verlegt. Die Parkettbodenelemente werden auf eine Unterlagsmatte gelegt und in Nut und Feder verleimt. Als Neuerung bei Fertigparkett wurden Klick- oder Verriegelungssysteme (Loc-Profile) als Verbindungsmittel entwickelt. Da diese klassische Verlegeart für den Wohnbereich auch oft der Heimwerker selbst durchführt, erleichtern diese Systeme die Verlegearbeit.

Für die unterschiedlichen Verlegearten ergibt sich auch ein differenziertes Verhalten bei Feuchteschwankungen des Holzes. Treten später eventuell Fugen im Parkett auf, so verteilen sich diese bei Verklebung oder Nagelung relativ gleichmäßig auf der Fläche und erscheinen dadurch weniger auffällig. Bei einer schwimmenden Verlegung sind unbedingt ausreichende Rand und Dehnfugen entsprechend der Raumgröße anzubringen. Fugen können hier auch als unregelmäßige Abrissfugen auftreten, wenn Teilbereiche der Fläche in ihrer Schwindung behindert werden (z.B. durch schwere Möbel).

Verlegerichtung und Muster 
Die Verlegerichtung kann weitgehend nach gestalterischen Gesichtspunkten gewählt werden. Was bei allen Verlegerichtungen und Mustern jedoch nicht außer Acht gelassen werden darf, sind die Eigenschaften des Holzes und die zu erwartenden Quell und Schwindbewegungen. Eine eventuelle Fugenbildung wird bei der Verlegung im Verband mehr auffallen als bei fischgrätartiger Verlegung, da dort die Hälfte der Stäbe längs und die andere Hälfte quer verläuft, und sich eine Dimensionsänderung dementsprechend auf beide Richtungen aufteilt.

Anordnung von Dehnfugen 
Oft werden zusammenhängende Flächen ohne Unterbrechungen gewünscht. Bei großen Parkettbodenflächen muss jedoch immer darauf geachtet werden, dass Dehnfugen, die im Bauwerk angeordnet sind, im Parkett als elastisch geschlossene Fugen übernommen werden. Dabei empfiehlt es sich, bei Flächen mit entsprechender Ausdehnung Dehnfugen (Korkstreifen oder Dehnfugenprofile) vorzusehen. Ohne sie kann es bei Dimensionsänderungen der Fläche zu gravierender Fugenbildung und Schäden kommen.
 
Richtlinien für Parkettsysteme und deren Verlegung 

Die für die verschiedenen Parkettsysteme bekannten Ö-Normen der Reihe B 3000 wurden großteils zurückgezogen, die Teile 1 bis 7 bereits durch neue EN-Normen ersetzt. Die Tabelle 1 gibt einen Überblick zu den für Parkettsysteme geltenden Regelwerken.

Für die Verlegung von Holzfußböden sind für Österreich nach wie vor die Ö-Normen B 2218 »Verlegung von Holzfußböden – Werkvertragsnorm« und B 7218 »Verlegung von Holzfußböden – Verfahrensnorm« maßgebend.

Oberflächenbehandlung 
Die richtige Wahl der Oberfläche bestimmt – zusammen mit anderen Faktoren – die Haltbarkeit, das Aussehen und den Charakter des Holzfußbodens. Sie ist von besonderer Wichtigkeit, da über diese Schicht der Nutzer in Kontakt mit dem Holzboden tritt.

Eine Oberflächenbeschichtung ist als Verschleißschicht zwischen externer Belastung und Fußboden zu sehen. Neben einem mechanischen Schutz wirkt sie auch regulierend auf Feuchteaufnahme und abgabe des Holzfußbodens. Grundsätzlich unterscheidet man filmbildende Kunstharzlacke von geölten und gewachsten Oberflächen, bei denen kein geschlossener Film auf dem Holz gebildet wird. Eine Oberflächenbehandlung ist nicht zwingend vorgeschrieben. Wird darauf verzichtet, so erfolgt die externe Beanspruchung direkt auf der unbehandelten Holzoberfläche. Bei den meisten Parkettarten wird die Oberflächenbehandlung nach dem Verlegen vor Ort aufgebracht (Baustellenversiegelung). Vor dem letzten Feinschliff wird die Parkettbodenfläche verkittet, um die Fugen zwischen den einzelnen Elementen zu verschließen. Nach dem letzten Schliff wird der Boden gereinigt.

Für die eigentliche Oberflächenbehandlung stehen verschiedene Arten von Lack, Öl und Wachsprodukten zur Verfügung. Heute erfolgt die Versiegelung mit Erzeugnissen auf Wasserbasis, die nach Abgabe des Lösungsmittels (Wasser) einen geschlossenen Kunstharzfilm auf der Oberfläche hinterlassen. Öle werden in flüssiger Form auf die Parkettbodenflächen aufgebracht und vom Holz aufgenommen, sodass sie dieses an der Oberfläche imprägnieren. Anschließend können zusätzlich Wachse aufgebracht werden, welche in die an der Oberfläche liegenden Poren des Holzes eingearbeitet werden. Geölte und gewachste Böden sind sehr widerstandsfähig und sind für sehr hoch beanspruchte Bereiche empfehlenswert. Sie benötigen jedoch auch ausreichende Pflegemaßnahmen und sollten von Zeit zu Zeit nachgeölt bzw. gewachst werden. Ein Vorteil dieser Art der Oberflächenbehandlung liegt darin, dass auch kleinere Teilbereiche leicht renoviert werden können. Fertigparkettelemente werden hingegen bereits im Werk unter kontrollierten Bedingungen versiegelt, geölt und/oder gewachst.
Die wasserbasierten Versiegelungslacke werden in mehrfachen Einzelschichten mit Walzenauftragsmaschinen aufgebracht und nach jedem Auftrag mit UVLicht bestrahlt. Die Beschichtung härtet innerhalb von Sekunden aus. Ähnliche Verfahren sind auch für Öle, Harze und Wachse möglich.
Je nach vorgesehener Nutzung ergeben sich bestimmte Anforderungen an die Oberflächenbeschichtung. Aus den ästhetischen Vorstellungen und der erforderlichen Widerstandsfähigkeit der Oberfläche muss die Entscheidung für das richtige Beschichtungssystem resultieren. Vorschriften dafür enthält ÖNORM C 2354 »Transparente Beschichtungsstoffe für Holzfußböden und daraus hergestellte Versiegelungen«, darin werden Parameter wie Haftfestigkeit, Kratzfestigkeit, Chemikalienbeständigkeit beschrieben.

Reinigung und Pflege 
Egal für welche Art Holzfußboden und für welche Oberflächenbeschichtung man sich entscheidet – die richtige Reinigung und eine sorgfältige Pflege erhöhen die Lebensdauer des Bodens. Dieser wichtige Faktor für die Beständigkeit des Holzfußbodens sollte mit den Herstellern der Oberflächenbeschichtungsprodukte abgestimmt werden.
Zur regelmäßigen Reinigung (Unterhaltsreinigung) genügt Kehren und/oder Saugen. Bei stärkeren Verschmutzungen kann eventuell unter Zusatz eines Reinigungsmittels nebelfeucht gewischt werden, wobei empfohlen wird, nasse Reinigung zu vermeiden, da sich ein Überschuss an Wasser in dunkel gefärbten Stoßfugen oder unerwünschten Quellungen des Parketts niederschlagen könnte.

Da jede Oberfläche je nach Beanspruchung auch einem natürlichen Verschleiß unterliegt, sind regelmäßige Pflegemaßnahmen sinnvoll, um der Abnützung vorzubeugen und die Optik des Bodens zu verbessern. Die Pflege von stark beanspruchten Böden ist in regelmäßigen Abständen von ca. 2– 4 Wochen durchzuführen. Im Wohnbereich ergeben sich weitaus größere Intervalle (ca. 1 – 2 x pro Jahr). Bei Bedarf und besonders starken Verschmutzungen kann eine Grundreinigung von beschichteten Oberflächen durchgeführt werden, an die unbedingt Pflegemaßnahmen angeschlossen werden müssen.
Eine übertriebene Anwendung von Pflegemitteln bringt meist einen gegenteiligen Effekt. Hier gilt die Regel, es sollte soviel Reinigungsmittel wie nötig verwendet werden, aber sowenig wie möglich, damit Mensch und Umwelt geschont werden.

Renovierbarkeit von Holzfußböden 
Irgendwann sind auch am widerstandsfähigsten Parkettboden Schäden sichtbar. Der Bedarf einer Renovierung ergibt sich je nach Stärke der Beanspruchung und Nutzungsdauer und ist oft erst nach Jahrzehnten durchzuführen. Hier liegt einer der großen Vorteile der Holzfußböden – auch nach vielen Jahren können diese mit relativ geringem Aufwand wieder in einen nahezu neuwertigen Zustand versetzt werden. Bei einer entsprechenden Dicke der Nutzschicht der Parkettbodenelemente ist ein mehrmaliges Abschleifen möglich, woraus eine Lebensdauer von mehr als 50 Jahren resultieren kann.

Beanspruchungsklassen von Holzfußböden nach ÖNORM C 2354

A – mäßige Beanspruchung 
z.B. Wohn und Schlafräume 

B – starke Beanspruchung 
z.B. Kindergärten und Vorräume 

C – besonders starke Beanspruchung 
z.B. Gaststätten, Schulräume, Verkaufsräume und öffentlich zugängliche Räumlichkeiten 

ÖNORMEN-Bezug
Österreichisches Normungsinsitut ON, 
sales(at)on-norm.at 
http://www.norm-online.info


verfasst von

Thomas Anderl

  • 1967 geboren in Gmünd.
  • 1987 Matura (HAK).
  • 1988 - 90 Kaufmännischer Angestellter.
  • 1990 - 93 Tischlerlehre.
  • 1990 - 92 Berufsschule für Holzbearbeitung, Wien.
  • 1993 - 99 Studium der Holzwirtschaft an der Universität für Bodenkultur Wien.
  • seit 1997 Mitarbeiter der Holzforschung Austria. Arbeitsbereiche im Modul »Oberfläche«.

Erschienen in

Zuschnitt 15
Lauf Meter

Wie viele Meter – oder Kilometer? – legen wir täglich zu Fuß zurück? Was nehmen wir dabei wahr, wie wirkt es sich auf uns aus? Der Boden aus Holz hat jedenfalls Steherqualität, ob im Bestand oder im Neubau, ob außen oder innen. Man kann ihn sehen, hören, riechen und vor allem fühlen – und immer, wenn es um unser Wohl-befinden geht, ist Holz fast schon ein Muss.

8,00 €

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Zuschnitt 15 - Lauf Meter