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Linz im Höhenrausch.2

erschienen in
Zuschnitt 42 Obendrauf, Juni 2011
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Daten zum Objekt

Standort

Linz/A Google Maps

Planung 

Konzeption Höhenrausch.1 (2009): Atelier Bow-Wow, Tokio/JP, www.bow-wow.jp
Konzeption ­Höhenrausch.2 (2011): Jürg Conzett, Conzett Bronzini Gartmann AG, Chur/CH, www.cbg-ing.ch

Ausführungsplanung für beide Phasen 

Riepl Riepl ­Architekten, Linz/A, www.rieplriepl.com

Holzbau 

Brüder Resch Hoch- und Tiefbau, ­Ulrichsberg/A, www.resch-bau.at

Fertigstellung

2011

Seitenware

Wer die Welt gern aus der Vogelperspektive genießt, ohne einen Flug buchen zu müssen, konnte dies im Linzer Kulturhauptstadtjahr 2009 mit vielen schwindelfreien Zeitgenossen gemeinsam tun: Der »Höhenrausch« – ein Kulturpfad samt Riesenrad über den Dächern der Innenstadt – war mit 273.860 BesucherInnen der Publikumsmagnet von Linz 09. Nicht verwunderlich daher der Impuls des Linzer OK Offenes Kulturhaus, an die Erfolgsgeschichte mit einem spektakulären Nachfolgeprojekt anzuknüpfen. 

Die für 2009 vom Atelier Bow-Wow konstruierten Holzwege und -stege auf den Dächern von Passage-Kaufhaus und City-Parkhaus sind inzwischen würdig vergraut, nun wurde der Parcours verlängert und um zwei Brückenkonstruktionen des Schweizer Tragwerkplaners Jürg Conzett ergänzt, die sich in den Glockenturm der ehrwürdigen Ursulinenkirche spannen. Wie bei einem Riesen­mikado wurden die beiden Brückentragwerke zunächst am Boden vormontiert und per Kran in luftige Höhen versetzt, ohne das Mauer­werk der Kirchentürme verletzen zu müssen. Immer wieder sah man in den letzten Wochen Passanten auf der Linzer Landstraße innehalten und den Blick nach oben wenden: Holzstege, die eine Gebirgsschlucht überbrücken könnten, verwandeln nun eine bislang unzugängliche Stadtsubstanz in einen Höhenweg mit reizvollen Aus- und Überblicken in die Innenstadt. Als wäre die Himmels­­wanderung zwischen zwei Kulturhäusern (Ursulinen­hof, OK), einem Park- und einem Kaufhaus, zwei Dach­­böden aus dem 17. Jahrhundert sowie den Türmen der Ursulinenkirche nicht schon Erlebnis genug, wird der Parcours zusätzlich unter dem thema­tischen Vor­zeichen Luft und Wasser von poetisch-künstlerischen Interventionen begleitet: Die japanische Künstlerin Fujiko Nakaya transformierte das Parkhaus in ein atmosphärisches Nebelmeer, auf dem Dach des Parkhauses arrangierte Ursula Stadler Treibgut aus Venedig zu einer Fernweh weckenden Lagunen-Brache und im Dachboden des Ursulinenhofes winden sich riesige Eisschlangen des oberösterreichischen Künstlers Pepi Maier. 

Auf dem Parkdeck 14, auf dem sich 2009 das rote Riesenrad beschaulich drehte, errichtete der dänische Künstler Jeppe Hein einen Wasser­pavillon und Leo Schatzl lädt in einen riesi­gen Baukasten zum Schaukeln ein. All dies leichtfüßige Spiel mit den Elementen fügt sich hervorragend ins Linzer Jahresthema »Natur«, das viele Kulturinstitutionen der Stadt in diesem Jahr buchstäblich zum Erblühen bringt. 

Selbstverständlich wird auch beim Höhenrausch.2 gärtnerisch Hand angelegt – die kurz vor der Eröffnung »naturgemäß« noch erdigen Beete auf dem Parkhausdach sollen sich im Laufe des Sommers in einen wild wuchernden Andengarten verwandeln. Wer möchte da noch zu ebener Erde spazieren gehen?

Fotos

© Pertlwieser/StPL
© OK/Otto Saxinger


verfasst von

Gabriele Kaiser

freie Architekturpublizistin und Kuratorin; 2010–2016 Leiterin des architekturforum oberösterreich (afo); seit 2009 Lehrauftrag an der Kunstuniversität Linz; lebt und arbeitet in Wien.

Erschienen in

Zuschnitt 42
Obendrauf

Holz macht Wohnen über den Dächern leicht: Sein geringes Gewicht sowie die Möglichkeit, Wand- und Deckenelemente vorzufabrizieren und schnell zu montieren, biten die besten Voraussetzungen für einen Dachaufbau.

8,00 €

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Zuschnitt 42 - Obendrauf