Zum Hauptinhalt springen

Urban wood mining

So, wie man im Bergbau nach Bodenschätzen sucht, sucht man in der Stadt Rohstoffe. Vor allem die in den Bauten enthaltenen Metalle oder das Holz der Decken und Dächer lassen sich gut wiederverwerten.

erschienen in
Zuschnitt 42 Obendrauf, Juni 2011
Sie besuchen eine Archiv-Seite. Möglicherweise sind nicht alle Darstellungen korrekt.

Unsere Rohstoffe werden immer knapper. Deshalb interessiert man sich längst nicht mehr nur für das Recycling von Abfällen, sondern ebenso sehr für die Stoffe, die derzeit noch in unseren Gebäuden verbaut sind. Man spricht von »urban mining«: So, wie man im Bergbau auf der Suche nach Bodenschätzen ist, begibt man sich in der Stadt auf die Suche nach Rohstoffen. Die Bauten unserer Städte sind ein immenses Rohstofflager. Vor allem die darin verbauten Metalle und das Holz der Decken und Dächer lassen sich gut wiederverwerten. Allein in Wien sind in den Dächern aller Häuser rund 1 Million Tonnen Holz trocken verbaut.

Mit dem in Wiens Dächern verbauten Holz könnte man 50.000 Einfamilienhäuser errichten – genügend Wohnraum für die Gesamtbevölkerung von Innsbruck.

Es gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten der Wiederverwertung: Man kann das Holz in Energie umwandeln oder einer stofflichen Verwertung zuführen. Auch unter dem Aspekt des Klimaschutzes ist eine stoffliche Wiederverwertung zu befürworten: Mit den 1 Million Tonnen Holz in Wiens Dächern wurden der Atmosphäre 1,7 bis 2 Millionen Tonnen CO2 entzogen und in Form von Kohlenstoff im Holz gespeichert.

Das entspricht der Menge CO2, die alle in Wien zuge­lassenen Pkws in zwei Jahren emittieren.

Wird das Holz verbrannt, wird der Kohlenstoff freigesetzt und ver­bindet sich wieder mit einem Sauerstoffmolekül zu CO2. Holz wird deshalb auch als CO2-neutraler Werkstoff bezeichnet. Bei einer stofflichen Verwertung, wenn aus den Sparren zum Beispiel Bretter geschnitten werden, bleibt der Kohlenstoff im Holz gebunden und die Primärressource wird eingespart.

Fachliche Beratung: DI Dr. Adolf Merl, www.pe-cee.com
Quelle: Adolf Merl, Bau-Ressourcenmanagement in urbanen Räumen, ­Fallstudie Wien, Wien 2005

Literatur

Edition »Holz und Klimaschutz«
Zu bestellen unter: www.proholz.at/shop


verfasst von

Anne Isopp

ist freie Architekturjournalistin, -publizistin und Podcasterin in Wien. Sie war von 2009 bis 2020 Chefredakteurin der Zeitschrift Zuschnitt. In ihrem Architekturpodcast Morgenbau spricht sie mit Menschen aus der Baubranche über nachhaltiges Bauen.

Erschienen in

Zuschnitt 42
Obendrauf

Holz macht Wohnen über den Dächern leicht: Sein geringes Gewicht sowie die Möglichkeit, Wand- und Deckenelemente vorzufabrizieren und schnell zu montieren, biten die besten Voraussetzungen für einen Dachaufbau.

8,00 €

Zum Produkt   Download

Zuschnitt 42 - Obendrauf