Zum Hauptinhalt springen

Wertschöpfungskette
Der Christbaumfrisör

Wichtig für einen schönen Christbaum ist neben einer regelmäßigen Pflege, wie Stutzung oder Triebregelung, eine gute Bodenqualität. Etwa acht bis zehn Jahre dauert es, bis ein Christbaum 2,0 Meter hoch gewachsen ist.

erschienen in
Zuschnitt 44 Denkraum Holz, Dezember 2011
Sie besuchen eine Archiv-Seite. Möglicherweise sind nicht alle Darstellungen korrekt.

Für 50 bis 90 Cent kauft ein Christbaumbauer seine Pflanzen bei der Baumschule. Etwa acht bis zehn Jahre dauert es, bis der Christbaum 2,0 Meter hoch gewachsen ist. Dann kann er ihn für etwa das 50- bis 100-fache zur Weihnachtszeit verkaufen, vorausgesetzt, der Baum ist schön gleichmäßig und schlank gewachsen und nicht durch Frost, Hagel, Ungeziefer oder Nährstoffmangel geschädigt. Franz Raith ist Landwirt im Waldviertel in Niederösterreich. Hier in Rodingersdorf liegt sein Christbaumhof Raith, von seinen 50 Hektar land- und forstwirtschaftlichen Flächen hat er etwa ein Viertel mit Blaufichten, Silbertannen und Nordmannstannen bepflanzt. Jedes Jahr verkauft er von diesen typischen Weihnachtsbaumarten etwa 10.000 Stück. Angefangen hat er damit in den 1970er-Jahren. Damals gab es hinter seinem Haus eine kleine Fläche, die für seine modernen Landmaschinen zu klein, für den Christbaumanbau aber gut geeignet war. Im letzten Jahrzehnt sind Christbäume für viele Bauern zu einem wichtigen Nebengeschäft geworden, für Raith sogar zum Haupterwerb. Bis dahin kamen viele Christbäume in Österreich aus Dänemark, heute werden von den 2,4 Millionen Christbäumen, die jährlich in Österreich verkauft werden, nur mehr 10 Prozent aus dem Ausland importiert. Die heimischen Anbauflächen für Christbäume sind in den letzten zwanzig Jahren von 930 auf 3.300 Hektar gewachsen. Circa 50 Prozent der österreichischen Christbäume kommen aus Niederösterreich. Franz Raith kennt diese Zahlen genau, schließlich ist er Obmann der arge nö Christbaum- und Schmuckreisigproduzenten und Obmann des Verbandes der europäischen Weihnachtsbaumanbauer.

 1,5 bis 2,5 Meter hoch, schön schlank und gleichmäßig gewachsen, so wünschen sich die meisten ihren Christbaum. Franz Raith hat immer eine Schere bei sich, wenn er in seinen Christbaumkulturen unterwegs ist. »Ich bin ein Baumfrisör«, sagt er von sich selbst und stutzt auf dem Weg durch seine Christbaumkulturen hier und dort einen Baum zurecht. Wird der Baum zu hoch oder zu breit, dann werden Zweige gekürzt. Ist die Spitze zu kahl, dann wird sie abgeschnitten und ein anderer Wipfel hinaufgebunden. Wachsen die Zweige unregelmäßig, dann hilft ein Triebregler, ein überdimensional großer Kamm, der die Zweige zu einem gleichmäßigen Wachstum zwingt. Wichtig für einen schönen Christbaum ist zudem eine gute Bodenqualität. Nährstoffmängel schlagen sich im Erscheinungsbild des Baumes nieder, ebenso ein Schädlingsbefall. Ganz ohne Pestizide kommen auch die Christbaumbauern nicht aus, doch müssen sie weit weniger davon einsetzen als in der Landwirtschaft sonst üblich.

Anzahl der jährlich verkauften Christbäume in Österreich: 

2,45 Millionen, davon 90% aus heimischer Produktion Produktionsfläche für Christbäume in Österreich: 3.300 ha (2010), das entspricht 4.600 Fußballfeldern 

Die häufigsten heimischen Christbaumarten:

Nordmannstanne 70%
Blaufichte 10%
Heimische Tanne 5%
Heimische Fichte 5%

http://www.weihnachtsbaum.at

Fotos:

© Kurt Zweifel


verfasst von

Anne Isopp

ist freie Architekturjournalistin, -publizistin und Podcasterin in Wien. Sie war von 2009 bis 2020 Chefredakteurin der Zeitschrift Zuschnitt. In ihrem Architekturpodcast Morgenbau spricht sie mit Menschen aus der Baubranche über nachhaltiges Bauen.

Erschienen in

Zuschnitt 44
Denkraum Holz

Sehen, anfassen und erfassen: Holz ist ein ideales Werkzeug, um seine Ideen zu visualisieren, seine Gedanken zu konkretisieren und sich in ungeahnte Räume und Welten entführen zu lassen.

 

8,00 €

Zum Produkt   Download

Zuschnitt 44 - Denkraum Holz