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Schulbauprogramme in der Schweiz

Dem Architekten steht im Holzbau eine Vielzahl an Deckensystemen und Aufbauvarianten zur Verfügung.

erschienen in
Zuschnitt 55 Holz bildet, September 2014
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In Zürich ist der Einsatz der mobilen Holzpa­villons im Schulbau weit verbreitet und unumstritten.

Am Anfang der Geschichte steht eine Fehleinschätzung der ­Zürcher Schulraumplaner. Ende der 1990er Jahre fehlten in einem Quartier plötzlich Schulräume für rund 400 Kinder. Die Stadt ­beauftragte das Büro Bauart Architekten mit dem Bau von Provisorien. Diese hatten beim Neubau des Bundesamts für ­Statistik in Neuenburg Pavillons für die provisorische Unterbringung der Mitarbeiter entwickelt. Weil Nachhaltigkeit zentral war, sollten auch die Provisorien nicht aus Stahl und Kunststoff, sondern aus Holz sein, wie Peter C. Jakob vom Büro Bauart erklärt. Modular-t hieß die Konstruktion, die wenig später für die Städte Thun und Zürich weiterentwickelt wurde. Seit 1998 kommt nun das Modell Züri-Modular zum Einsatz, das später in einer zweiten Generation noch etwas großzügiger ausgestaltet wurde.

Die heutigen Züri-Modular-Pavillons bestehen aus zehn Modulen, mit denen eine Fläche von 260 m2 pro Stockwerk hergestellt ­werden kann. Auf dieser Fläche entstehen zwei Schul- oder ­Betreuungszimmer nebst Garderoben- und Eingangsbereich sowie Technik- und Putzräumen. Die Räume sind großzügig und dank Fensterreihen auf beiden Seiten sehr hell. Am häufigsten werden die Elemente zu zwei- bis dreistöckigen Pavillons kombiniert. Die neueste Generation erfüllt den Minergiestandard (schweizerische Niedrigenergie-Zertifizierung) und kann weitgehend in der Großzimmerei vorproduziert werden. Die Vorteile der Pavillons liegen auf der Hand: Sie sind viel rascher einsatzbereit und kosten auch rund 20 Prozent weniger als übliche Schulhausbauten. Je nach Bedarf können sie zudem versetzt werden.

In Zürich ist die Verwendung der Pavillons weitgehend unumstritten. 46 sind bereits im Einsatz, für weitere 16 haben die ­Zürcher in einer Volksabstimmung soeben einen Kredit von 50 Mio. Franken bewilligt. 76,6 Prozent, von denen die gewählt haben, sagten Ja dazu. Die Schülerzahlen in Zürich entwickeln sich weiter ­rasant: Heute gehen dort 26.900 Kinder zur Schule, laut Pro­gnosen werden es im Jahr 2020 wohl um die 30.000 sein. Die ­Pavillons sind ein wichtiges Mittel, um auf die Entwicklung in den einzelnen Quartieren flexibel reagieren zu können.


verfasst von

Adi Kälin

ist Historiker und arbeitet als Redakteurbei der NZZ in Zürich. Er befasst sich neben lokalpolitischen Themen vor allemmit Architektur und Stadtentwicklung.

Erschienen in

Zuschnitt 55
Holz bildet

Holz bildet schöne Lern- und Schulräume. Diese sind materiell hochwertig, ökologisch nachhaltig und haben Atmosphäre. Wie könnte man besser seine Wertschätzung gegenüber unseren Kindern und Jugendlichen zeigen?

8,00 €

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Zuschnitt 55 - Holz bildet