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Bauen mit Raummodulen II
Ein Gespräch mit Rainer Loos von der Wiener Infrastruktur Projekt GmbH

erschienen in
Zuschnitt 67 Raumstapel, September 2017

Ein Gespräch mit Rainer Loos von der WIP, der Wiener Infrastruktur Projekt GmbH, die für die Stadt Wien Infrastrukturprojekte wie Schulen und Kindergärten realisiert

2014 haben Sie erstmals Schulen mit vorgefertigten Raummodulen aus Holz erweitert. Warum haben Sie damals die Raumzellenbauweise gewählt?

Die WIP wurde 2013 gegründet mit der Vorgabe, bis Sommer 2014 bereits fünf Schulstandorte zu erweitern. Die einzige Möglichkeit, das zu schaffen, war mit einer modularen Bauweise in Holz. Mit keiner anderen Bauweise hätten wir es geschafft, nach Bundesvergabegesetz auszuschreiben, alle Fristen einzuhalten und trotzdem bis Sommer 2014 die Bauten fertig zu haben.

Was zeichnet diese Schulerweiterungen aus? Von dem Holz, das ja die Tragstruktur dieser Raummodule bildet, sieht man nichts mehr.

Es ist einem konventionell gebauten Gebäude sehr ähnlich. Es gab am Anfang viele Bedenken gegen Holz. Im Laufe der Zeit hat die Stadt Erfahrungen gesammelt und festgestellt, dass man Holz auch sichtbar lassen kann. Wir gehen immer mehr dazu über, Holz sichtbar zu lassen. Holz schafft eine angenehme Atmosphäre, das erleichtert das Lernen und Arbeiten in so einem Gebäude.

»Durch die Vorfertigung in der Halle wissen wir: Da stimmt die Qualität.«
Rainer Loos

Der Schulbau in der Torricelligasse ist ein temporärer Schulbau und geht diesen Herbst in Betrieb. Nach ein paar Jahren sollen die Raummodule an anderer Stelle aufgestellt werden. Welche Planungsunterschiede bestanden gegenüber den dauerhaften Schulerweiterungen von 2014?

Da das Bauwerk an diesem Standort fünf bis sechs Jahre stehen und insgesamt 25 Jahre in Gebrauch bleiben soll, haben wir doch die ganze OIB erfüllen müssen. Das hat in der Planung sehr viele Fragestellungen aufgeworfen. Wie löst man es richtig, dass es trotzdem zerlegbar ist und zugleich alle Anforderungen eines »normalen« Gebäudes erfüllt? Wir haben dann über eine funktionale Ausschreibung einen Generalunternehmer gesucht, der die Ausführungsplanung mitmacht und mit seinem System zur Lösung beiträgt.

Sie haben sich dann für eine Raummodulbauweise mit einem Metallrahmen und Ausfachungen in Holzbauweise entschieden. Warum hat gerade dieses System all Ihre Anforderungen erfüllt?

Es gab auch reine Holzlösungen. Die meisten Anbieter aber haben Elemente angeboten und keinen Raummodulbau. Wir fanden aber diese Einfachheit und die in sich sehr stabile Variante bestechend.

Der temporäre Schulbau am Kinkplatz hat eine Holzfassade bekommen und auch im Inneren ist mehr Holz sichtbar. Wie kam es dazu?

Erst war aus Gründen der sommerlichen Erwärmung und der Kosten gar keine Fassade vorgesehen, sondern nur ein Netz. Dann wurde von Seiten der Stadt der Wunsch an uns herangetragen: Es wäre doch schön, wenn man das Holz auch sieht. Und jetzt haben wir eine wunderschöne Fassade. Innen ist vieles mit Gipskartonplatten verkleidet, die Modulstöße sind mit Holz verkleidet.

Könnten weitere Projekte in dieser Bauweise folgen?

Es ist ein Prototyp. Aber im Hinblick auf den Zeitfaktor ist Holz immer eine sehr interessante Alternative. Man bekommt durch die Vorfertigung in der Produktionshalle eine hohe Qualität. Das ist für uns, bei der Abnahme, sehr positiv. Wir wissen einfach: Da stimmt die Qualität.

Jetzt bleibt abzuwarten, wie die Lehrer und Schüler im Herbst das Gebäude annehmen.

Wir haben die Lehrer schon durchgeführt, das Echo ist sehr positiv. Ein Teil der Lehrer war sehr kritisch und wollte natürlich nicht raus aus der bestehenden Schule, die aber dringend saniert werden muss. Ich bin mir aber sicher, dass sie mit dem Ersatzquartier sehr schnell sehr zufrieden sein werden.

Standorte der permanenten Schulerweiterungen in Raummodulbauweise in Holz:


verfasst von

Anne Isopp

ist freie Architekturjournalistin. Sie studierte Architektur an der TU Graz und TU Delft und Qualitätsjournalismus an der Donau Universität Krems. Sie war von 2009 bis 2020 Chefredakteurin der Zeitschrift Zuschnitt.

Erschienen in

Zuschnitt 67
Raumstapel

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