Die Ausstellung ›Bauen mit Holz – Wege in die Zukunft‹
des Architekturmuseums und des Fachgebiets Holzbau
der TU München zeigt, was technisch und gestalterisch
mit dem Baumaterial Holz möglich ist. Wir holen die
bereits erfolgreich in der Pinakothek der Moderne in
München präsentierte Schau nach Wien, weil wir auch
hierzulande einem breiten Publikum vermitteln wollen,
wie anspruchsvolle Bauaufgaben mit Holz gelöst werden
können und welche Vorteile damit verbunden sind.
Der Holzbau befindet sich in Österreich im Vormarsch,
wie eine Erhebung des Holzbauanteils der Universität für
Bodenkultur Wien zeigt. Diese Entwicklung dient nicht
nur dem Klimaschutz, sondern belebt auch die heimische
Wirtschaft.
Von 1998 bis 2008 stieg der Holzbauanteil (Gebäude mit
mehr als 50 Prozent der tragenden Konstruktion aus Holz
oder Holzwerkstoffen) bezogen auf die Anzahl aller Hoch-
bauvorhaben in Österreich von 25 auf 39 Prozent. Hin-
sichtlich des umbauten Volumens steigerte sich der Anteil
des Holzbaus von 14 auf 20 Prozent. Mehr als 75 Prozent
aller österreichischen Holzbauvorhaben im Jahr 2008
waren Wohnbauten. Im Gesamtbereich der Wohnbauten
wurden 2008 bereits die Hälfte aller Um- und Zubauten
sowie ein Drittel der Einfamilienhäuser mit Holz- oder
Holzwerkstoffen ausgeführt. Aber auch im Bereich öffent-
licher Bauten wurde schon jedes vierte Bauvorhaben in
Holzbauweise umgesetzt.
Aus dem Anteil von Holz am umbauten Volumen im Jahr
2008
errechnet sich ein Verbrauch von 1,4 Millionen Kubik-
metern Holz. Das bedeutet eine Speicherung von rund
1,4
Millionen Tonnen CO
2
.
Addiert man dazu 1,7 Millionen
Tonnen CO
2
-
Reduktion durch Substitution von Materia-
lien wie z.B. Stahl oder Beton, so ergibt sich daraus eine
Verringerung von 3,1 Millionen Tonnen CO
2
in der Atmo-
sphäre. Das entspricht der Jahresemission von 2 Millionen
durchschnittlichen Kraftfahrzeugen und veranschaulicht
den Aspekt des Klimaschutzes.
Die wertvolle Ressource Holz zu nutzen und damit einen
zweiten Wald aus Häusern‹ zu schaffen, liegt aber nicht
nur aus klimaschutztechnischen Gründen auf der Hand,
sondern auch aufgrund des hohenWaldanteils in Österreich.
Derzeit beträgt der Holzvorrat in heimischen Wäldern 1,1
Milliarden Kubikmeter. Der jährliche Zuwachs beläuft sich
auf 30 Millionen Kubikmeter, wovon nur etwa 20 Millio-
nen Erntefestmeter genutzt werden. Aus dem Jahreszu-
wachs könnten Holzbauprodukte in einer Größenordnung
von rund 18 Millionen Kubikmetern erzeugt werden.
Würden alle Hochbauten Österreichs aus Holz errichtet
werden, so errechnet sich aus den entsprechenden Kenn-
zahlen, dass dafür 5,8 Millionen Kubikmeter Holzbau-
produkte nötig wären. Konkret bedeutet das: Weniger als
ein Drittel des jährlichen Holzzuwachses in Österreich
würde ausreichen, um alle Hochbauten eines Jahres in
Holz zu errichten.
Die Nutzung von Holz amWirtschaftsstandort Österreich
trägt bereits heute wesentlich zum Bruttoinlandspro-
dukt bei und ist damit eine maßgebliche volkswirtschaft-
liche Größe: Die Forst- und Holzwirtschaft ist einer der
größten Arbeitgeber Österreichs und bietet rund 300.000
Menschen in Österreich ein Einkommen. Der Sektor er-
wirtschaftet jährlich einen Produktionswert von 12 Milli-
arden Euro, 70 Prozent der Produktion gehen in den
Export. Die österreichische Holzwirtschaft ist damit der
größte Aktivposten des österreichischen Außenhandels
nach dem Tourismus.
Die Ausstellung ›Bauen mit Holz – Wege in die Zukunft‹
visualisiert diese Fakten und zeigt, dass Wald, Holz und
die gesamte Wertschöpfungskette eine Erfolgsgeschichte
mit Zukunft sind – nicht zuletzt bedingt durch den ver-
mehrten Einsatz von Holz als Baustoff.
Alfred Teischinger,
Institut für Holzforschung, BOKU Wien
Bauen mit Holz – Wege in die Zukunft
Ausstellung im Künstlerhaus Wien
Gerade in Österreich bieten sich durch seinen Waldreich-
tum und das bestehende Know-how in der Holzverar-
beitung große Chancen. Österreichische Betriebe und
Ingenieure spielen bei Weiterentwicklungen im Holzbau
eine führende Rolle. Innovative Projekte setzen sie aber
oft nicht im Inland, sondern in Ländern, deren Gesetzge-
bungen dem Holzbau weniger restriktiv gegenüberste-
hen, um. Um die Effekte von Bauen mit Holz für die Um-
welt und die heimische Wertschöpfung zu nutzen, gilt es
nicht zuletzt auch in Österreich, alle Weichen auf den
verstärkten Einsatz der heimischen Ressource zu stellen.
Dieter Kainz, Obmann proHolz Austria