Konstruktiv handelt es sich beim Hauptgebäude
um einen dreifeldrigen Skelettbau. Die Brettstapel
der Holz-Beton-Verbunddecken tragen ihre Lasten,
eingeschoben in liegende H-Profile aus Stahl, über
Stahlstützen oder, wo möglich, über die Erschlie-
ßungskerne ins Untergeschoss ab. Auf der Decke
aufgebaut nimmt ein Hohlboden die Leitungen der
Gebäudetechnik auf.
Für eine gute Bauakustik ist grundsätzlich Masse
erforderlich, die im Verbund von Holz und Beton
durch den Beton erbracht wird. Die planerische
Herausforderung von großen, offenen Büroräumen
aber ist immer die Raumakustik, also eine gute
Schalldämpfung, damit am Arbeitsplatz ein erträg-
licher Schallpegel herrscht. Das Schweizer Ingeni-
eurbüro Pirmin Jung, spezialisiert auf Holzbauten,
meisterte mit einem cleveren Trick sowohl die
technischen Herausforderungen als auch die wirt-
schaftliche Randbedingung.
Die Konzeptidee zum Aufbau der Decke entstand
1999
für die Kantonsschule Kreuzlingen. Dort wie
auch beim Verwaltungsgebäude in Zollikofen ging
es um die schalltechnische Optimierung offener
Räume. Eine reine Holz-Beton-Verbunddecke erfor-
dert bei größeren Räumen schalldämpfende Akustik-
paneele zur Dämpfung des Halls. Wenn aber ein
Teil der verwendeten Brettstapel weggelassen wird,
entstehen Hohlräume, die zusammen mit einer
Profilierung der Brettstapel und Ausgestaltung der
Hohlräume und Latten dort, wo der Hohlraum liegt,
die sehr genaue Steuerung des Alphawerts, einer
zentralen Größe im Schallschutz, erlauben. Die zum
Bau der Holz-Beton-Verbunddecke notwendige
Schalung über den Hohlräumen kann je nach Be-
darf wieder entfernt oder stehen gelassen werden.
Bei der Überprüfung der Wirtschaftlichkeit dieser
Lösung zeigte sich, dass sie im Vergleich zu einer
konventionellen Betondecke mit Gipsplatten als
Akustikpaneele günstiger ist, abhängig von der
Spannweite mal mehr, mal weniger.
Das mit dem Minergie-Label ausgezeichnete Bau-
werk wird mittels Wärmepumpe und acht Erdsonden
beheizt und ist mit einer kontrollierten Lüftung
ausgerüstet. Das Haus verfügt über eine automa-
tische Gebäudesteuerung. Heizungskonvektoren
und Lüftungsauslässe sind entlang den Fenster-
fronten in einem Bodenkanal untergebracht.
Das Gebäude wurde mit dem Holzpreis Schweiz
2009
Region Mitte ausgezeichnet.
Christoph Affentranger
arbeitet als Architekt und Publizist in Zug
10
11
Holz Beton Verbund
zuschnitt
45.2012