12
13
Holz Beton Verbund
zuschnitt
45.2012
„
Tiefe Töne, die auftreten, wenn Kinder in Socken
herumrennen, kann man nur mit Masse dämmen. Das
Gewicht der Decke muss schwerer als 500 kg ⁄ m
2
sein. Bei den 300 mehrgeschossigen Holzbauten,
die wir geplant haben, gab es mit leichten Decken
immer Schallprobleme.“ (Jung)
Vorfertigung versus Ortbeton
Im Verbund zwischen Holz und Ortbeton werden
keine Schwierigkeiten gesehen, weil die verschiede-
nen Verbindungen, die heute auf dem Markt sind,
projektbezogene Auswahlmöglichkeiten für einen
schlüssigen Schubverbund bieten. Der Verbund
von Holz mit vorgefertigten Betonelementen im
Trockenbau wäre für Lothar Heinrich nicht herstell-
bar, ist für Jürg Conzett hingegen eine gute Alter-
native, wenn man Feuchte und Bauverzögerung
durch das Abbinden des Betons vermeiden will.
„
Ortbeton bringt große Feuchte auf die Baustelle.
Man muss schauen, dass er nirgends hineinfließt und
ihn abdecken, damit er langsam abtrocknet, um das
Schwindmaß klein zu halten.“ (Conzett)
„
Beton auf der Baustelle zu gießen, ist billiger als die
Vorfabrikation und ich bekomme eine steife Scheibe.
Wir ziehen in wenigen Tagen den gesamten Holzbau
hoch und dann kann man den Beton geschossweise
einbringen. Man muss einen Beton verwenden, der
schnell austrocknet, aber nicht zu sehr schwindet.“
(
Jung)
Die Abwicklung des Holz-Beton-Verbunds am Bau
verlangt besondere Achtsamkeit. Darüber sind sich
alle Gesprächspartner einig. Zwei Gewerke, deren
Arbeitsweisen sich stark voneinander unterscheiden,
müssen gut zusammenarbeiten (Merz).
Pirmin Jung geht noch weiter. Er merkt an, dass die
Thematik Holz-Beton-Verbund aktuell einseitig von
Berechnung und verschiedenen Systemen bestimmt
wird, während die Notwendigkeit, die Ausführung
intensiv zu begleiten und z. B. Workshops mit allen
Ausführenden abzuhalten, zu wenig Beachtung findet.
Jürg Conzett
Conzett Bronzini Gartmann
ag
Chur⁄ CH
Lothar Heinrich
Vasko+Partner Ingenieure
Wien⁄ A
Pirmin Jung
Ingenieure für Holzbau
ag
Rain⁄ CH
Konrad Merz
merz kley partner GmbH
Dornbirn⁄ A
Kurt Pock
Ing.-Konsulent für Bauwesen
Spittal an der Drau⁄ A
„
In der Forschung hat man das Gefühl, dass es um
wissenschaftliche Fragen geht, aber wir finden, dass
es nicht auf die Steifigkeit der Verbindung ankommt,
sondern vielmehr auf die gute, enge Betreuung und
auf große Erfahrung.“ (Jung)
Es scheint ein Ost-West-Gefälle zu geben, was die
Freude am Einsatz von Holz-Beton-Verbunddecken
betrifft. Ob dieses Bausystem zur Anwendung
kommt, hängt von den spezifischen Vorgaben des
Projekts, von seiner Größe (nicht bei Einfamilien-
häusern) und von der Erfahrung damit ab. Seltener
scheinen auch ideologische Barrieren dagegenzu-
stehen.
Karin Tschavgova
studierte Architektur in Graz
seit langem freie Fachjournalistin und Architekturvermittlerin
Lehrtätigkeit an der
tu
Graz
Quelle: Thomas Herzog, Julius Natterer, Roland Schweitzer (u.a.), Holzbau Atlas,
hg. v. Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH&Co.KG,
Edition
detail
,
4
.
Auflage, München
2003
,
s.
228
.
1
Brettstapeldecke
2
Holz-Beton-Verbunddecke
3
Stahlbetondecke
x = Druckzone
Massiv- und Verbund-
konstruktion im Vergleich
Verhältnis Eigengewicht zu
Spannweite sowie akustisches
Dämpfungsverhalten
2 4 6 8 10
1000
g [kg⁄ m
2
]
Verkehrslasten
[
dB]
60
50
45
40
35
3
2
1
800
600
400
200
0
Spannweite [m]
x
x
x