Verjüngung durch Verbund
Sanierung
von Balkendecken
Otto Schaub aus der Schweiz ließ sich
1939
die Idee
patentieren, mit Z- oder normalen I-Eisen einen trag-
fähigen Verbund herzustellen. Ausdrücklich hob er
schon damals die Eignung von Holz-Beton-Verbund-
konstruktionen zur Sanierung von Holzbalkendecken
hervor.
Inzwischen ist die Zahl der Systemanbieter für Holz-
Beton-Verbunddecken stark gestiegen. Durch die
optimale Ausnutzung der spezifischen Baustoff-
eigenschaften (die Zugfestigkeit von Holz und die
Druckfestigkeit des Betons) können wirtschaftliche
und ökologisch sinnvolle Deckentragwerke errichtet
werden. Bei der Sanierung kann unter Erhalt des
Bestandes nicht nur die Tragfähigkeit erheblich ver-
bessert werden, sondern auch der Schall- und Brand-
schutz. Bestehende Verformungen können rück-
gängig gemacht werden, indem die Decke während
des Betonier- und Aushärtevorgangs entsprechend
unterstützt wird.
Auf das bestehende Holztragwerk wird eine Beton-
schicht aufgebracht und über speziell eingebrachte
Verbindungsmittel der Verbund zwischen beiden
Werkstoffen hergestellt.
Bei den geprüften und zugelassenen Verbindungs-
systemen wird zwischen verschiedenen Arten von
Verbundschrauben und eingeklebten Streckmetallen
unterschieden. In den meisten Fällen werden aber
Schrauben eingesetzt, sie stellen ein mechanisches,
punktuelles Verbindungssystem dar.
Um die bestehende Holzdecke vor eventuellen
Feuchteschäden durch die Betonarbeiten zu schüt-
zen, wird vorab eine Trennschicht aus Vlies oder
Folie eingebracht. Je nach statischem Erfordernis
werden dann
5
bis
20
Schrauben pro Quadratmeter
mithilfe eines speziellen Setzgeräts in gekreuzter
Anordnung und in einem Winkel von
45
Grad direkt
in die Balken eingeschraubt. Nach Verlegen der er-
forderlichen Bewehrung wird der Beton eingebracht,
verdichtet und abgezogen.
Der Beton bewirkt eine Erhöhung der Tragfähigkeit
und Gebrauchstauglichkeit der Decke, die im Wesent-
lichen vom Wirkungsgrad des eingesetzten Verbin-
dungsmittels abhängig ist. Vergleichsberechnungen
zeigen, dass bei einer Holz-Beton-Verbunddecke trotz
des höheren Deckeneigengewichts im Vergleich zur
ursprünglichen Holzdecke eine bis zu
400
Prozent
erhöhte Tragfähigkeit vorliegt. Gleichzeitig wird
die Steifigkeit der Deckenkonstruktion verbessert,
was zu geringeren Deckendurchbiegungen und
reduzierter Schwingungsanfälligkeit führt. Durch
die Einbringung zusätzlicher Masse wird zudem der
Schallschutz erhöht, erreichbar sind Werte für den
Luftschallschutz von
60
dB.
Der elastische Verbund zwischen Beton und Holz
wirkt sich zudem positiv auf den Trittschall aus.
Und nicht zuletzt sorgt die durch die Betonplatte
kreierte Deckenscheibe für eine zusätzliche Ausstei-
fung des Gebäudes. So können z. B. im Dachboden-
ausbau schubsteife Decken mit sehr reduziertem
Materialaufwand realisiert werden.
Doch wann lohnt es sich, eine Holzdecke im Beton-
verbund zu sanieren? Grundbedingung sind mög-
lichst gut erhaltene Holzbauteile. Vorbereitend
müssen Auflager, Fundamente und die bestehende
Holzdecke analysiert werden. Einzelne beschädigte
Balkenköpfe werden allerdings oft ohne großen
Mehraufwand in das System integriert. Die verkürzte
Bauzeit im Vergleich zur herkömmlichen Sanierung
spart Kosten und Ressourcen. Außerdem ermöglicht
es dieses System, bestehende Raumhöhen zu erhal-
ten. Eine nur
6
bis
7
cm hohe, armierte Betonschicht
im Verbund mit Holz entspricht einer ca.
18
bis
22
cm
starken Stahlbetondecke.
Die Holz-Beton-Verbundbauweise hat sich in den
vergangenen Jahren etabliert und gewinnt als
nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Lösungen
noch stetig an Bedeutung.
Karin Triendl
Architektin, seit
2007
Bürogemeinschaft mit Architekt Patrick
Fessler; schreibt als freie Autorin über aktuelle Stadt(Räume)
und Architekturen
Sanierung Nordbahnstraße
50
,
Wien⁄ A