Wir benutzen einfach gern beide Mate-
rialien, Beton und Holz“
Tom Kaden von Kaden Klingbeil im Gespräch mit
Claus Käpplinger
Herr Kaden, seit Ihrem innerstädtischen Wohnhaus
E3 in Berlin werden Sie und Ihr Partner Tom Klingbeil
von vielen als Holzbauer bezeichnet. Doch eigent-
lich haben Sie dort keinen Holzbau errichtet, sondern
ein Haus in Mischbauweise. Warum?
Es stimmt, dass unser Haus E
3
keine reine Holzkon-
struktion ist. Innerstädtisches Bauen mit Holz ab
dem dritten Geschoss ist in Deutschland nur als
Hybridkonstruktion möglich. Dennoch gelten wir
seitdem vielen als Holzbauer. Doch wir benutzen
einfach gern beide Materialien, Beton und Holz –
nicht zuletzt, weil beide statisch gut miteinander
verbunden werden können. Dabei erfolgte unser
Einstieg in die Hybridbauweise primär aus städte-
baulichen und funktionalen Abwägungen. Am
Anfang stand die Idee, den Block bewusst nicht,
wie sonst üblich, völlig zu schließen und das Trep-
penhaus vom Hauskörper abzurücken. Erst danach
erfolgte die Wahl der Materialien, die uns kon-
struktiv zur Hybridbauweise führte.
Zwei Wohnbauten für Berliner Baugruppen
Im vergangenen Jahr haben die Architekten
Kaden Klingbeil gleich zwei weitere Wohn-
bauten für Berliner Baugruppen fertiggestellt:
Einen fünfgeschossigen Wohnbau (b_
12
)
für
fünf Eigentümergruppen und einen (sw_
40
)
für
15
.
Bei beiden Bauten ist die Primär-
konstruktion aus Holz – doch in der Wahl der
Decken unterscheiden sie sich. Die Bauherren
von b_
12
wollten das gleiche Deckensystem
haben wie beim Wohnbau E
3
eine Holz-
Beton-Verbunddecke mit Holzuntersicht.
Die Bauherren tauschen sich laut Tom Kaden
auch untereinander aus und der Schallschutz,
der bei den Holz-Beton-Verbunddecken im E
3
wohl einwandfrei ist, ist bei diesen Gesprächen
immer ein Thema.
Bei sw_
40
hingegen haben die Architekten
den Bauherren drei Deckenvarianten zur Aus-
wahl gestellt: Holz-Beton-Verbund, Platten-
und Ortbetondecken. Hier entschied man
sich mehrheitlich für Plattendecken, die aber
schlussendlich doch nicht bei allen Parteien –
wie zu Beginn beabsichtigt – sichtbar belassen
wurden.
sw_
40
Standort
Berlin⁄ D
Planung
Kaden Klingbeil, Berlin⁄ D,
Fertigstellung
Sommer
2011
Diese Hybridbauweise haben Sie in Ihren späteren
Projekten weiterhin erfolgreich verfolgt. Allen scheint
aber gemein zu sein, dass das Material Holz kaum
sichtbar ist. Sollten Ihre Häuser nicht deutlicher zei-
gen, dass es sich um Hybridkonstruktionen handelt?
Aus dem Projekt E
3
und den anderen, die folgten,
entwickelte sich bei uns erst allmählich die Idee,
den Werkstoff Holz deutlicher zu zeigen. Holz als
eine Art von Tapete einzusetzen, ist uns einfach zu
wenig. Das entspricht nicht den Potenzialen des
Werkstoffs. Das ist der Grund, warum wir bei unseren
ersten Projekten Holz bewusst nicht offen gezeigt
haben. Wenn es wie bei uns primär konstruktiv ein-
gesetzt wird, aber dafür im innerstädtischen Bereich
eingekapselt werden muss, dann akzeptieren wir das
und setzen keine Holztapete vor die Konstruktion.
Bodenaufbau
Parkett
22
mm
Estrich
45
mm
Heizschleife
17
mm
Fußbodenheizung
30
mm
Trittschalldämmung
36
mm
Folie
Stahlbeton
180
mm
Plattendecke
60
mm
Außenwandaufbau
Putz
8
mm
Steinwolllamelle
100
mm
osb
-
Platte
15
mm
Ständer
120
x
160
mm
dazwischen Mineralwolle
160
mm
Dampfbremse
osb
-
Platte
15
mm
Gipskartonplatte
12,5
mm