Die eigentliche Baumwolle machen ja wir.“
Zu Besuch bei der Lenzing
ag
in Oberösterreich
In Europa gibt es neben der Lenzing
ag
noch zwei weitere Viskosefaserproduzenten, weltweit sind es etwa
30
.
Die Prozentzahlen spiegeln die Marktanteile der wesentlichen Unternehmen wider.
32
Prozent entfallen auf die restlichen Unternehmen.
Anne Isopp
stammt in erster Linie aus dem Mehrwert, der von überdurchschnittlich
vielen Arbeitsplätzen in den nachgelagerten Verarbeitungsstufen er­
wirtschaftet wird.
Hält man die frisch erzeugten Zellulosefasern in der Hand – ein kleiner
Bausch aus Tausenden von Fäden – fühlen sie sich besonders weich und
geschmeidig an. Man kann sich gut vorstellen, dass hieraus angenehm
tragbare Kleider hergestellt werden. Dass aber am Beginn der Produktion
das sehr harte Buchenholz steht, das die Hacke bei der Verarbeitung be­
sonders stark beansprucht, ist eher schwer damit zu assoziieren. Etwa die
Hälfte des Baumstamms wird hier verwertet,
39
Prozent Zellstoff sowie
11
Prozent Essigsäure, Furfural und Xylose werden daraus hergestellt. Der
Rest, also etwa
50
Prozent des Holzes, wird nach der Chemikalienrückge­
winnung als Dicklauge zur Energieerzeugung genutzt.
Rund
3.000
Mitarbeiter arbeiten allein am Standort Lenzing, dem einzigen
integrierten Zellstoff- und Zellulosewerk weltweit, die Lenzing Gruppe pro­
duziert weltweit über
800.000
Tonnen Fasern und macht im Bereich der
Faserproduktion einen Umsatz von knapp
2
Milliarden Euro. Neben der
Viskosefaser stellt die Lenzing
ag
auch andere Zellulosefasern her. Das ist
zum einen Modal, eine Viskosespezialfaser, zum anderen ein neuer Faser­
typ, der ­unter dem Namen Tencel auf dem Markt ist und dem ein neues,
sehr umweltfreundliches Produktionsverfahren zugrunde liegt. Am Stand­
ort Lenzing werden Viskose- und Modalfasern hergestellt.
365
Tage im
Jahr, rund um die Uhr wird hier produziert. Wir wurden von einem Spezia­
listen aus der Lenzinger Forschungsabteilung über das Produktionsgelän­
de geführt und ließen uns die Produktionsabläufe genau erklären. „Die
echte Baumwolle machen ja wir“, war das Erste, das wir gelernt haben.
Dass Papier aus Holz hergestellt wird, ist hinlänglich bekannt. Dass es
auch Kleiderstoffe aus Holz gibt, hingegen weniger. Das fließende, wei­
che Gewebe einer Bluse hat aber auch wirklich wenig gemeinsam mit dem
eher harten Stamm eines Baums. Deshalb bekommt man auf die Frage,
was denn Viskose für ein Stoff sei, oft etwas von Kunstfaser zu hören.
Dabei wird Viskose aus Zellstoff hergestellt, der wiederum aus Holz ge­
wonnen wird. Zugegeben, ganz ohne Chemikalien geht es bei der Herstel­
lung von Viskosefasern nicht. Doch am Ende des Produktionsprozesses
sind alle Chemikalien wieder abgegeben und der Faden, aus dem der Blu­
senstoff gewebt wird, besteht zu hundert Prozent aus ­Zellulose, also einer
Grundsubstanz des Baums.
Im oberösterreichischen Lenzing werden die Viskosefasern aus Buchenholz
gewonnen, sie können aber auch aus anderen Hölzern hergestellt werden.
In Asien zum Beispiel, einem wichtigen Standort für die Viskosefaserpro­
duktion, gibt es kein Buchenholz. Deshalb werden hier vor allem impor­
tierte Zellstoffe aus schnell wachsenden Pflanzen wie Eukalyptus oder
Kiefer zur ­Viskosefaserproduktion verwendet. Von allen Fasern, die welt­
weit hergestellt werden, machen die industriell gefertigten Zellulose­
fasern nur
6
Prozent aus, Baumwollfasern liegen bei
31
und Kunstfasern
bei
61
Prozent. In Österreich ist die Lenzing
ag
das einzige Unternehmen,
das sich auf die Produktion von Viskose­fasern spezialisiert hat. Seinen
Stammsitz hat es im gleichnami­gen Ort Lenzing, weitere Standorte gibt
es im österreichischen Heiligenkreuz, in Großbritannien, den
usa
sowie in
Indonesien und China und ein eigenes Zellstoffwerk in Tschechien.
Allein in Lenzing produziert das Unternehmen jährlich
250.000
Tonnen
Fasern. Davon werden
90
Prozent ins Ausland exportiert und dort zu so
genannten Nonwovens, also nicht verwebten Produkten wie Tampons
oder Feuchttüchern, oder eben in der Textil­industrie weiterverarbeitet.
Die Wertschöpfung ist dabei äußerst hoch. Peter Untersperger, Vor­
standsvorsitzender der Lenzing
ag
,
rechnet vor: „Wenn wir für eine Tonne
Fasern
3.000
us
-
Dollar Wert am Markt annehmen, dann erhält man
durch Verbrennen der gleichen Holzmenge, welche für die Herstellung
dieser einen Tonne Viskosefaser eingesetzt wird, ein Wärmeäquivalent
von ca.
250
bis
300
us
-
Dollar.“ Der Anteil der Holzkosten am Verkaufs­
preis eines Hemdes aus Viskosefasern liegt unter
1
Prozent. Die Differenz
Birla
15
%
Sniace
Tangshan
6
%
Sateri
3
%
Lenzing
17
%
fcfc
4
%
Aoyang
6
%
Shandong Helon
6
%
Kelheim Fibreson
Fulida
11
%