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Editorial
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3
zuschnitt
51.2013
Editorial
Das Wort Wald ist ein schöner Begriff – so kurz, klar
und eindeutig. Dabei ist damit ein unglaublich kom-
plexes Ding gemeint: ein Ökosystem, das einen nach
-
haltigen Rohstoff produziert, Lebensraum für viele
Tiere ist und einen unersetzbaren Erholungswert für
uns Menschen darstellt; ein System, das Staub und
Schadstoffe aus der Luft filtert, Sauerstoff produziert,
ausgleichend auf die Temperatur wirkt und uns mit
reinem, klarem Trinkwasser versorgt. Es ist aber auch
ein Ökosystem, dessen Regeln wir noch lange nicht
in ihrer Gesamtheit verstanden haben.
Dass wir uns in diesem Zuschnitt mit dem Wald be-
schäftigen, hat einen konkreten Anlass: Es ist heuer
300
Jahre her, dass Hans Carl von Carlowitz das
Prinzip der Nachhaltigkeit definierte – ein Prinzip,
das die Forstwirtschaft zumindest in unseren Breiten
seitdem praktiziert und dank dessen unsere Wälder
so sind, wie sie sind. Ein zweites passendes Jubiläum
hat sich zu dem ersten gesellt: Vor genau
160
Jah-
ren trat das österreichische Forstgesetz in Kraft.
Das Thema Wald bespricht man am besten im Wald.
Darum haben wir uns für diesen Zuschnitt mit dem
Editoralboard nicht wie sonst in Wien getroffen,
sondern sind alle gemeinsam nach Niederösterreich
gefahren und haben uns dort von Felix Montecuccoli
durch seinen Wald führen lassen. Wir alle, die wir
uns schon seit Jahren, manche seit Jahrzehnten mit
dem Rohstoff Holz beschäftigen, mussten feststel-
len, dass wir doch wenig über die Gesetze des
Waldes wissen.
Beeindruckt hat uns, wie gemächlich es doch im
Wald zugeht. Während unser modernes Leben immer
schneller vonstattengeht und unsere Werte immer
kurzlebiger zu werden scheinen, wachsen die Bäume
auch heute nicht schneller als früher.
124
Jahre
dauert es im Durchschnitt, bis ein Baum groß ge-
worden ist und gefällt werden kann. Die Bäume,
die heute gepflanzt werden, wird erst die übernäch-
ste Generation ernten können. Der Mensch ist im
Edition Bauen mit Holz im Ökovergleich
Die neue Edition erklärt die ökologische Relevanz des Baustoffs
Holz und nimmt drei Gebäude in Holzbauweise genauer unter
die Lupe. Der Vergleich mit herkömmlichen Bauweisen mit Bau-
produkten aus weitgehend nicht nachwachsenden Rohstoffen
verdeutlicht, dass die Verwendung von Holz einen entscheiden-
den Beitrag zu einer ressourcenschonenden und umweltbe-
wussten Architektur liefert.
Zu bestellen unter: shop.proholz.at
Medienkampagne: Holz und sein CO
2
-Fußabdruck
proHolz Austria startet eine Kampagne, die den Beitrag von
Holz zum Klimaschutz vermitteln will, denn Waldbewirtschaftung
und Holzverwendung reduzieren Treibhausgase. Als plakatives
Kürzel für die Effekte der Forst- und Holzwirtschaft auf Klima
und Umwelt wird der CO
2
-Fußabdruck eingesetzt. Zum Auftakt
erfolgen ab Herbst
2013
Inseratschaltungen in Print- und Online-
medien.
2014
und
2015
wird die Kampagne fortgesetzt und aus-
gebaut. Weitere Infos unter: holzistgenial.at
Getriebe Wald ein kleines Rädchen, er kann versu-
chen, mit kleinen Eingriffen das Ökosystem Wald in
die eine oder andere Richtung zu lenken – voraus-
gesetzt, er agiert so behutsam, wie es das österrei-
chische Forstgesetz von ihm fordert. Früher ging
der Mensch viel gröber mit dem Wald um, er schlug
ganze Hänge kahl, weil er Holz für die Industrie
bauchte. Dies führte zu großem Holzmangel und
einer Krise des Waldes, die uns die Erkenntnis der
Nachhaltigkeit gebracht hat: nicht mehr Holz zu
nutzen als nachwächst.
Die Forstleute wissen, dass sie diesem Grundsatz
der Nachhaltigkeit folgen müssen, sollen auch
nachfolgende Generationen von einem gesunden
Wald und seinem Rohstoff Holz profitieren können.
Die Waldbesitzer wissen aber auch, dass die Pro-
duktion von Holz nur dann gut gelingt, wenn der
Baum Teil eines funktionierenden Ökosystems ist.
Deshalb ist neben der Ökonomie auch immer die
Ökologie eine wichtige Grundlage ihres Handelns.
Sie nennen das eine multifunktionale Waldbewirt-
schaftung. Die Waldbesitzer haben aber nicht nur
mit dem Ökosystem Wald zu tun, sondern auch
mit Menschen und deren individuellen Interessen.
Dem holistischen Anspruch der Forstleute stehen
die Partikularinteressen einzelner Gruppen gegen-
über. Dagegen wehren sich die Waldbesitzer, aber
auch andere wie die Naturschützer treten immer
selbstbewusster auf. Wie die Lösung in diesem
Konflikt aussehen kann, wissen wir nicht. Wir
haben nur erkannt, dass der langatmige Umgang
mit dem Wald, den dieser von den Menschen
einfordert, auch ein Vorbild sein kann für unser
modernes Leben. Die Beschäftigung mit dem Wald
soll hier auch als Anregung für einen anderen
Zugang zu den anstehenden Themen unserer Zeit
verstanden werden. In diesem Sinne hoffen wir,
dass Sie in diesem Zuschnitt viele Anregungen
finden werden.
Anne Isopp