Ressourcen- und Energieeinsatz im Fokus
amBeispiel einerWohnbausanierung und
eines Schulneubaus
Sabine Djahanschah
Die Deutsche BundesstiftungUmwelt arbeitet mit ihren
Projekten an der Initiierung einer nachhaltigeren Planungs-
und Baukultur. Aufgrund der inflationärenNutzung des
Begriffs „Nachhaltigkeit“ ist es selbst für ambitionierte
Bauherren und Planer nicht einfach, objektivierbare Ent-
scheidungen zu treffen.
Während inWettbewerbsbeiträgen additiv ergänzte Ener-
giekonzeptemitunter den Anschein erwecken, beliebige
Gebäudeentwürfe zu nachhaltigen Gesamtkonzepten zu
adeln, ist die Passivhausidee einen Schritt weiter gegan-
gen. Sie fokussiert nichtmehr nur auf eine gute gedämmte,
möglichst wärmebrückenfreie und kompakte Gebäude-
hülle und ausgewogene Verglasungsanteile, sondern auch
auf Entwurf und Baukonstruktion. Denn neben der Ener-
giewende wird in Zukunft die Bedeutung der Ressourcen-
wende zunehmend ins Bewusstsein rücken. Das Bauwesen
gehört zu denWirtschaftszweigenmit den größtenMas-
senströmenweltweit. ImGutachten „Der Umzug der
Menschheit: Die transformative Kraft der Städte“, das
2016 vomWissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung
Globale Umweltveränderungen erstellt wurde, wird bis
Mitte des Jahrhunderts eine Zunahme der Anzahl der
Stadtbewohner auf 2,5Mrd. vorausgesagt. Daraus resul-
tiert ein enormer Energie- und Ressourcenbedarf für
Infrastruktur undGebäude, wobei
85
Prozent des neuen
Wohnbedarfs in den Schwellenländern zu erwarten sind.
Was das bedeutet, zeigt schon der Zementverbrauch
Chinas in den Jahren
2011
bis
2013
, der um
40
Prozent
über dem der
usa
im gesamten letzten Jahrhundert lag.
Um daher neben der Energieeffizienz auch die eingesetz-
ten Ressourcen und deren ökologische Auswirkungen in
den Blick zu nehmen, sind Lebenszyklusanalysen der
eingesetztenMaterialien und Konstruktionen hilfreich.
So können verschiedene Varianten von der Herstellung
bis zum Recycling hinsichtlich ihrer Umweltrelevanz trans-
parent verglichen und optimiert werden.
„Neben der Energiewendewird in Zukunft
die Bedeutung der Ressourcenwende zunehmend
ins Bewusstsein rücken.“
„… insbesondere in der Primärkonstruktion
können bis zu
74
Prozent der Treibhausgas-
emissionen eingespart werden.“
„… imVergleich zu einer Standardvariante
werden
57
Prozent Klimaentlastung erreicht.“
WohnbausanierungGrüntenstraße
inAugsburg
Naturgemäß sind die Einsparpoten-
ziale durch dieMaterialwahl neu
hinzugefügter Baustoffe in der Sa-
nierung geringer, weil in der Regel
die Primärkonstruktion erhalten
wird. Dies sollte nicht darüber
hinwegtäuschen, dass in der
Weiterentwicklung des Gebäude-
bestandes in der Regel durch
Weiternutzung des energetischen
und stofflichen Inputs auch die
größte Ressourceneinsparung zu
erzielen ist. Trotzdem konnten bei
der Sanierung der Wohnanlage
Grüntenstraße in Augsburg im Ver-
gleich zu einer Standardvariante
57
Prozent Klimaentlastung
erreicht werden. Weitere Vorteile
wie schnelle Bauzeiten bei Sanie-
rung im bewohnten Zustand sind
zusätzlich relevant. Projekte im
Nachhinein zu bilanzieren, dient
insbesondere der Evaluation und
Dokumentation der umweltrele-
vanten Vorteile des Holzbaus. Das
Zukunftspotenzial des Baustoffs
„Holz“ kann so fundiert belegt
und die weitere Verbreitung dieser
Bauweise im urbanen Kontext
als eine Antwort auf die Heraus-
forderungen der Zukunft gefördert
werden.
SabineDjahanschah
leitet das Cluster Bauen, Städtebau und
Kulturgüterschutz bei der Deutschen
BundesstiftungUmwelt. Sie istMitglied
im Stiftungsrat der BundesstiftungBaukul-
tur und imKuratorium des Fraunhofer
ibp
.
Schmuttertal-Gymnasium
inDiedorf
Für denNeubau des Schmuttertal-
Gymnasiums inDiedorf wurde vor
dem Einstieg in die Planung eine
Grundsatzentscheidung getroffen:
Vergleichende Berechnungen von
Holz- undMassivbauten zur Aus-
stellung „Bauenmit Holz –Wege
in die Zukunft“ zeigen auf, dass
durch den Einsatz vonHolz, insbe-
sondere in der Primärkonstruktion,
bis zu
74
Prozent der Treibhaus-
gasemissionen eingespart werden
können. Daher war aus Gründen
der Ressourcenschonung das Ziel,
die Umweltrelevanz des Holzbaus
für ein zukunftsfähiges Schulge-
bäude beispielhaft zu optimieren
und umzusetzen. Die Ergebnisse
haben gezeigt: Durch die Realisie-
rung des Plusenergiestandards
konnte nicht nur über fünfzig
Jahre das Klimagaspotenzial der
Gebäudetechnik und nutzerindu-
zierten Bedarfe, sondern auch der
Aufwand zur Errichtung der Schule
nahezu abgedeckt werden. Durch
die planungsbegleitende Optimie-
rung des Holzbaus wurde im Ver-
gleich zu einem Standardgebäude
das CO
2
-Äquivalent um
95
Prozent
reduziert. Gebäude als Kohlenstoff-
speicher zu nutzen, ist einwesent-
licher Faktor imKlimaschutz.
Durch die Substitution endlicher
Rohstoffemit entsprechenden
Umweltbelastungen kann das
umweltfreundliche Nachwuchs-
potenzial des Holzes weiter
erschlossenwerden.