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Wälder speichern großeMengen an Kohlenstoff und sind daher
wichtig für den globalen Kohlenstoffkreislauf. Seit
1960
hat sich
der CO
2
-Anteil in der Atmosphäre von
218
ppm auf aktuell ca.
385
ppm um
0,039
Prozent erhöht. Ohne CO
2
in der Atmosphäre
hättenwir eine durchschnittlicheWelttemperatur von –
16°
C und
nicht wie derzeit ca. +
15°
C. InÖsterreich hat die Jahresmittel-
temperatur seit
1960
um
1,5°
C zugenommen, während sich die
jährlichenNiederschläge imMittel nicht verändert haben.
Wald puffert großeMengen an CO
2
und ohneWald hättenwir
eine um
30
Prozent höhere CO
2
-Konzentration. Die globaleWald-
fläche ist damit gemeinsammit denOzeanen der wichtigste „Kli-
mapuffer“ undWalderhaltung bzw. eine Erweiterung der Wald-
flächen ist Teil des Klimaschutzes.
Was bewirktWaldwirtschaft?
Waldökosysteme binden Kohlenstoff. Mit der Kompostierung von
abgestorbener Biomasse setzenWälder Kohlenstoff frei. Großflä-
chige, vomMenschen unbeeinflussteWaldökosysteme (Urwälder)
binden in etwa die gleicheMenge Kohlenstoff, die sie durch Ab-
bauprozesse freisetzen. Ein
300
Hektar großer Urwaldmit einer
idealenAltersklassenverteilung ist CO
2
-neutral und hat somit auch
keine Senkenleistung.
Waldwirtschaft hingegen nutzt Holz am Ende der Optimalphase
und führt es idealerweise im Sinne einer sogenannten kaska-
dischen Verwendung der gesellschaftlichenNutzung zu. Am Ende
des Prozesses verrottet dannHolz wieder bzw. wird für die Ener-
gieerzeugung verwendet. Damit werden fossile Energieträger
(Erdöl, Erdgas) subsituiert und durch die erneuerbare Ressource
Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft ersetzt. ImGegensatz zu
einemUrwald hat ein
300
Hektar großer Wirtschaftswaldmit
idealer Altersklassenverteilung aufgrund von Substitutionseffek-
ten (Ersatz von fossilem C) einen positiven Effekt. ImGegensatz
zumUrwaldwird C bzw. CO
2
nicht durch Zersetzungsprozesse
freigesetzt, sondern geerntet und erst wieder im Zuge der energe-
tischenNutzung an die Atmosphäre abgegeben.
Das Kyoto-Protokoll
Die international wichtigste Vereinbarung zum Klimaschutz ist
das Kyoto-Protokoll. Einwichtiges Ziel des Kyoto-Protokolls ist
die Erhaltung der globalenWaldfläche, die außer in Europa auf-
grund der Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen und Sied-
lungsraum für die wachsende Bevölkerung abnimmt. Österreich
hat sich bei der Klimakonferenz im japanischen Kyoto zu einer
Reduktion des CO
2
-Ausstoßes bis
2012
um
13
Prozent, bezogen
auf das Niveau von
1990
(
79
Mio. tCO
2
), verpflichtet. Seit Februar
2005
gilt diese Vereinbarung. Im Jahr
2012
wäre für Österreich
ein Ausstoß von
68,87
Mio. tCO
2
erlaubt gewesen, tatsächlich
betrug dieser
80,2
Mio. t. Hauptverursacher waren der Verkehr
(ca.
30
Prozent) und die Industrie (
29
Prozent).
Auchwenn inÖsterreich dieWaldfläche jährlich um
7.000
Hek-
tar zunimmt und damit einwichtiger Beitrag zum Klimaschutz
geleistet wird, muss Österreich den CO
2
-Ausstoß senken, um die
Klimaziele zu erreichen. Dazu sind auch die Förderung erneuer-
barer Energien sowie der Verwendung vonHolz, das in Gebäu-
den, Möbeln etc. als „Zwischenlager“ für Kohlenstoff dient, not-
wendig. Diese „Zwischenlagerung“ bzw. „kaskadische“
Verwendung vonHolzprodukten verringert den CO
2
-Gehalt in der
Atmosphäre. Es wird eine Intensivierung der Waldwirtschaft er-
wartet, wobei auf die Nachhaltigkeit zu achten ist. Reisig und Äs-
temüssen imWald verbleiben, damit es zu keinenDegradie-
rungen der Standorte kommt.
Hubert Hasenauer
ist Professor für Waldbau und Leiter des Instituts für Waldbau an der Universi-
tät für Bodenkultur inWien. Seine Forschungsinteressen sindWaldbewirt-
schaftungskonzepte und Kohlenstoffkreisläufe sowie dieWeiterentwicklung
undAnwendung vonÖkosystemmodellen in der Klimafolgenforschung.
I –Optimalphase: Hier findet das größte Volumenwachstum statt und der Wald speichert großeMengen an Kohlenstoff. Der Wald ist eine Kohlenstoffsenke.
II – Zerfallsphase: Der Wald hat seine physiologische Altersgrenze erreicht, Bäume sterben, verfaulen und geben Kohlenstoff an die Atmosphäre ab. Der Wald ist eine Kohlenstoffquelle.
III – Verjüngungsphase: Der Wald befindet sich am Ende der Zerfallsphasemit viel Verjüngung. Der Wald ist kohlenstoffneutral, weil Abbau- undWachstumsprozesse in etwa gleich sind.
Hubert Hasenauer
ImWald
WelchenBeitrag leistet dieWaldwirtschaft
zumKlimaschutz?
Der Wirtschaftswald
Kohlenstoff wird gebunden,
Umtriebszeit
150
Jahre,
Kohlenstofffreisetzung erfolgt
nicht imWald.
Der Urwald
Kohlenstoff konstant,
man sieht einen vollen
Lebenszyklus von
300
Jahren,
keine Bewirtschaftung.
0
50
100 150 200 250 300
Jahre
I
II
III
350
300
250
200
150
100
50
0
Kohlenstoff (t⁄ ha⁄ a)
CO
2
Kohlenstoffspeicher imWald
Wachstum und Entnahme
Kohlenstoffspeicher im
verbautenHolzprodukt
stetigesWachstum
durch langfristigeNutzung
C
C
C
C
C
C
C
C
C
C
C
C
C
C
C
1...,16,17,18,19,20,21,22,23,24,25 27,28
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