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proHolz Student Trophy 22

Beste Holzbauideen für städtische Nachverdichtungen ausgezeichnet
Die Siegerprojekte stehen fest

©proHolz Austria / Redtenbacher
10 prämierte Projekte liefern Ideen zum Weiterbauen mit Holz in München, Berlin und Wien.

Die 4. Ausgabe der proHolz Student Trophy - ausgelobt durch proHolz Austria in Zusammenarbeit mit proHolz Bayern und den Städten München, Berlin und Wien - widmete sich unter dem Titel woodencity der urbanen Nachverdichtung, einer der gegenwärtig zentralen Aufgaben nachhaltiger Stadtentwicklung. Studierende waren aufgefordert, für 3 ausgewählte Bauplätze in den 3 Partnerstädten leistbaren Wohnraum in bestehenden Arealen und in Interaktion mit bestehenden Gebäuden zu schaffen.

Rund 300 Studierende haben in interdisziplinären Teams 91 Beiträge erarbeitet und eingereicht. Die Teilnehmer:innen kommen von 29 Hochschulen aus Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien und Russland. Eine hochkarätige Jury kürte 3 Siegerprojekte, 6 Anerkennungen und 1 Sonderpreis. Die Preise wurden am 19. Mai 2022  im Rahmen einer Festveranstaltung an der Technischen Universität Wien verliehen, Preisgelder in der Höhe von 16.000 EUR wurden vergeben.

Pressefotos

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München - Bauaufgabe
Stadtquartier Domagkpark

Auf dem Gelände der ehemaligen Funkkaserne entsteht ein neues Stadtquartier. Am östlichen Rand – im Bereich des letzten bestehenden Kasernengebäudes, in dem Kunstateliers untergebracht sind – soll eine Ergänzung durch einen bis zur Hochhausgrenze reichenden Neubau umgesetzt werden. Die Konstellation aus Neubau und Bestand soll u.a. den Erhalt der Freifläche im kompakten Hof berücksichtigen.

München - Siegerprojekt
Fünfseithof

Team: Anna-Maria Brendel, Vincent Schmitt, Samuel Weitzbauer
Hochschule: Technische Universität München

Das Projekt Fünfseithof überzeugt durch seine städtebauliche Konfiguration: Ein 25 Meter hohes Wohn- und Ateliergebäude bildet mit zwei zueinander versetzt angeordneten und an den
Bestand anschließenden Arkaden angenehm proportionierte Außenräume: einen Innenhof zum bestehenden U-förmigen Kunsthof sowie einen neuen Quartiersplatz zum benachbarten Jugendzentrum.

Die eingeschossigen Baukörper sind teils durch lässige Filter und teils als Ausstellungsräume ausformuliert. Dadurch ist die Zonierung in öffentliche und halböffentliche Bereiche sehr gelungen. Der Entwurf zeigt darüber hinaus, dass ein Hochpunkt aus Holz ein Gewinn für den Standort sein kann.

Zur Konstruktion: Der Neubau ist mit einem aussteifenden inneren Kern und einer durchgehenden Lastabtragung logisch konstruiert. Die verschachtelten Wohnungsgrundrisse sind hingegen brand- und schallschutztechnisch im Holzbau nur mit großem Aufwand zu lösen. Eine Vereinfachung hin zu durchgehenden Deckenfeldern wird von der Jury empfohlen.

München - Anerkennung
DOHO - Münchens Künstlerhof

Team: Simon Schubert, Tim Schellhammer, Kilian Jungel
Hochschule: Technische Universität München

Das Projekt DOHO zeigt eine sehr konsequente Entwurfshaltung. Anstelle eines Hochpunktes wird die bestehende U-förmige Anlage mit einem liegenden Baukörper mit markanten Dachflächen und -gauben zu einem Viereck geschlossen. Es entsteht eine klosterartig anmutende Anlage. Die Erdgeschoßzone zum Hof, der von Kunstschaffenden genutzt wird, könnte aber durchlässiger sein. Konstruktiv ist es ein bis in die Detailebene besonders gut ausformulierter Wettbewerbsbeitrag.

München - Anerkennung
TubeCube

Team: Katharina Schwermer, Zuzanna Witak, Phillip Hoffknecht
Hochschule: RWTH Aachen

TubeCube ist ein freistehender, vielleicht etwas zu mittig im Hof sitzender Solitär. Der edel wirkende Neubau steht im Kontrast zur Ruppigkeit des Bestands. Der Entwurf ist holzbaugerecht geplant mit einer im Grundriss symmetrischen Konstruktion mit Betonkern, einer vertikalen Lastabtragung aus Brettsperrholzwänden und -stützen und einer lebendigen Fassadengliederung mit verschiebbaren Sonnenschutzelementen.

Berlin - Bauaufgabe
Modellprojekt Haus der Statistik

Das ehemalige Haus der Statistik ist Ausgangspunkt für ein neues Stadtquartier, das in kooperativem Vorgehen verschiedener Gruppierungen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft als Modellprojekt initiiert wurde. Im Bestand des städtebaulichen Ensembles und durch Neubauten soll Raum für bezahlbares Wohnen, Kultur, Bildung und Soziales entstehen. Konkrete Bauaufgabe ist ein an den Gebäudebestand gekoppeltes und mit diesem interagierendes Neubauvolumen auf zwei definierten Baufeldern, von denen eines oder auch beide belegt werden können.

Berlin - Siegerprojekt
Neighbourwood

Team: Daniel Geistlinger, Moritz Henes; Frederike Geissler
Hochschule: Technische Universität Berlin; Hochschule Biberach

Das Projekt Neighbourwood überzeugt auf mehreren Ebenen: konstruktiv, städtebaulich und funktionell. Drei Baukörper – ein scheibenförmiger, ein turmartiger und ein Anbau – wurden voneinander abgerückt positioniert, mit außen liegenden Treppenhäusern dazwischen.

Die Tragstruktur und Aussteifung des Gebäudes ist ebenfalls sichtbar nach außen verlegt, um im Inneren eine flexible Grundrissgestaltung zu ermöglichen. Beim Turm bilden immer drei Geschosse eine strukturelle und bauphysikalische Einheit, was eine hohe Flexibilität und Vielfalt in der Grundrissgestaltung sowie im Schnitt erlaubt. Über Stege sind die Baukörper untereinander und mit der Umgebung verbunden. All das macht das Projekt maßstabs- und holzbaugerecht.

Zur Konstruktion: Besonders die Idee, Tragwerk und Aussteifung nach außen vor die Fassade zu verlegen und in Einheiten von je drei Geschossen zu gliedern, hat die Jury überzeugt. Der Ansatz
ermöglicht ein hohes Maß an Flexibilität durch das starke übergeordnet gliedernde Trag-
werk. Das Konzept des außenliegenden Tragwerks aus Holz funktioniert allerdings nur,
wenn es vor Bewitterung geschützt ist.

Berlin - Anerkennung
HOCHDREI

Team: Anatol Pabst, Lukas Frenzel, Andreas Grillborzer
Hochschule: RWTH Aachen

Drei in- und übereinander geschobene Bauteile bilden einen Baukörper. Im Hochhaus findet sich, auf einer Ebene mit der Dachterrasse, ein luftiges Freiraumgeschoss. Diese für Berlin rare Art des Außenraums bringt einen Mehrwert für Bewohner:innen und Nachbarschaft. Der Entwurf überzeugt durch schön strukturierte Grundrisse, eine durchdachte Detailierung und Holzbaukonstruktion mit innenliegendem mineralischen Stiegenhauskern. Schade ist nur, dass keine Überlegungen zum Übergang zum Bestand ablesbar sind.

Berlin - Anerkennung
Gemeinsam Werden

Team: Louis Breuninger, Tim Büschel, Larissa Relling
Hochschule: Universität Hamburg

Der Entwurf besticht durch eine klare städtebauliche Setzung, ein stringentes Konstruktionsraster und eine große Vielfalt an Grundrisslösungen. Zwischen den beiden in Höhe, Ausdruck und Programmierung verschiedenartigen Baukörpern steht ein außenliegendes Treppenhaus. Das ruhige Fassadenbild und das gleichmäßige Tragraster bilden ein stimmiges Raumgefüge für die unterschiedlichsten Raum- und Lebenstypologien. Auch der Anschluss an den Bestand ist überzeugend mit Lichthof und Gemeinschaftszone gelöst.

Wien - Bauaufgabe
Wohnhausanlage Karl-Kysela-Hof

Die 1967 bis 1969 errichtete Wohnhausanlage der Stadt Wien / Wiener Wohnen in der Thaliastraße 159 in Wien-Ottakring besteht aus zwei neungeschossigen Wohnhäusern und verfügt an der Nordseite über einen 1.830 m2 großen Parkplatz. Anstelle dieses Parkplatzes soll zur städtischen Nachverdichtung ein Neubau entworfen und ein Widmungsvorschlag erarbeitet werden.

Wien - Siegerprojekt
FLEX

Team: Dominik Fellinghauer, Luciano Espinoza, Diamant Sopi
Hochschule: Technische Universität Wien

Das Wohnprojekt FLEX überzeugt durch seinen städtebaulichen Ansatz: Ein L-förmiger Baukörper, etwas breiter als die Bestandsbauten, verbindet diese und den bestehenden Freiraum zu einem Ensemble.

Das zurückversetzte zweigeschossige Erdgeschoss schafft einen fließenden Übergang vom Grünraum zum Gebäude. Über einem mineralischen Erdgeschoss erhebt sich ein fünfgeschossiger Holzbau, der auf einem strengen Raster aufgebaut ist und eine flexible Grundrissgestaltung zulässt. Das Treppenhaus, im inneren Winkel des Gebäudes gelegen, wird zur Kommunikationszone mit Aufenthaltsqualität.

Zur Konstruktion: Der fünfgeschossige Holzbau besteht aus Mittelwänden in Brettschichtholz und Außenwänden in Holzrahmenbauweise. Darüber spannen Holztrame in einem Raster von 3,2 Metern mit Deckenplatten aus Brettsperrholz. Die Balkone sind Beton-Fertigteilelemente.

Wien - Anerkennung
hof hoch3

Team: Katarina Liebermann, Isabella Aust, Esma Atak, Thomas Bentz
Hochschule: FH Campus Wien

Als Klammer zwischen den Bestandsbauten fungieren zwei kubische, ineinander verschränkte, unterschiedlich hohe Baukörper mit einem begrünten Innenhof. Der Bau fügt sich gut in die Nachbarbebauung ein und verbessert die Frei-raumsituation. Vor allem die großzügigen halböffentlichen Terrassen sind ein Gewinn für alle Seiten. Die Grundrisse sind wirtschaftlich und aus der Logik der Konstruktion heraus entwickelt. Der Bau ist aus Massivholz mit ausführbaren
Wand- und Deckenaufbauten.

Wien - Anerkennung
ErlebBar

Team: Raffaela Maria Munz, Lena Christ, Emel Simsek, Atakan Sipal
Hochschule: FH Campus Wien

Der Wohnbau, ein einfacher länglicher Baukörper, steht quer zur Straße. Weitere fünf niedrige Baukörper für Gemeinschaftseinrichtungen sind zwischen den Bestandsbauten positioniert, zonieren den Freiraum in kleinere, maßstabsgerechte Plätze und werten das ganze Quartier auf. Dieses Projekt wird vor allem wegen seines konzeptionellen Ansatzes ausgezeichnet. Der Entwurf zeigt, welchen Beitrag der Holzbau zur Aufwertung der bestehenden Stadt leisten kann, wenn er wie hier feingliedrig eingebettet ist.

Wien - Sonderpreis
As a matter of form

Team: Philip Kaloumenos, Tim Guckelberger, Julian Fellner, Josip Gogic
Hochschule: Technische Universität Wien

Die extravagante Lösung der Grundrissformen bringt eine spannende Diskussion über neue Wohnformen.

Ziele der proHolz Student Trophy

„Mit der proHolz Student Trophy möchten wir junge Menschen in Ausbildung für das vielseitige Material Holz begeistern und anhand konkreter Aufgabenstellungen eine theoretische wie praxisbezogene Vermittlung von Knowhow erreichen. Ziel ist es, die klimawirksamen Eigenschaften und gestalterischen Möglichkeiten des Baustoffs Holz in Zukunft noch stärker zum Einsatz zu bringen.“

Richard Stralz, Obmann von proHolz Austria

Die Jury zur Qualität der Einreichungen

„An den Beiträgen der Studierenden lässt sich das Potenzial der Nachverdichtung mit Holz und einer maßstabsgerechten Quartiersentwicklung erkennen. Die eingereichten Arbeiten belegen teilweise ein sehr hohes Niveau in der Detailplanung. Dies verdient hohe Anerkennung und zeigt, wie wichtig es ist, dass der Holzbau in der Lehre verankert ist.“

Michael Schluder und Maximilian Rudolf Luger (Juryvorsitzende)

Über Stadtentwicklung, Nachverdichtung und Holz

Städte erleben enormen Zuzug. Für München wird in diesem Jahrzehnt ein Zuwachs von 140.000, für Berlin von 260.000 und für Wien von 120.000 Menschen erwartet. Die Städte stehen vor der Herausforderung, Wohnraum und Infrastruktur zu schaffen, dabei aber die Bodenversiegelung einzubremsen und den Klimazielen zu entsprechen. Der Baustoff Holz gewinnt in diesem Kontext mit seinen zahlreichen Qualitäten und Vorteilen zunehmend an Bedeutung. Mit Holz zu bauen bedeutet einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und Ressourcen zu schonen.  

„Wir bauen nicht um des Bauens willen, wir bauen für Menschen. Gebäude müssen den Menschen dienen und ihr Fußabdruck muss möglichst klein sein. Das bedeutet sorgsamen Umgang mit den Ressourcen, auch mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz, und langlebige, rückbaubare und wiederverwendbare Konstruktionen. Nehmen wir Bauen im gesellschaftlichen Kontext ernst, landen wir selbstverständlich beim Holzbau.“

Alexander Gumpp, Vorsitzender von proHolz Bayern

Nachverdichtung ist angesichts wachsender Städte das Gebot der Stunde: Sie passiert in Form von Anbauten, Aufstockungen, Ergänzungen und Erschließungen von Baulücken. Holz ist für innerstädtische Nachverdichtungen aus unterschiedlichen Gründen ideal: Durch sein geringes Gewicht und seine hohe Festigkeit kann es insbesondere bei Anbauten und Aufstockungen gut verwendet werden. Gleichzeitig bietet der hohe Vorfertigungsgrad viele Vorteile: Kürzere Bauzeiten, saubere Baustellen und geringere Lärmentwicklung tragen dazu bei, die Beeinträchtigungen für die Nachbarschaft hintan zu halten.

proholz-student-trophy.at

proHolz Student Trophy 22 - Film

Kontakt

Mag. Karin Giselbrecht
giselbrecht(at)proholz.at
+43 664 440 39 99