Die besten Holzbauten Niederösterreichs
Am 23. Mai 2023 wurde im Rahmen einer Gala in Korneuburg der Holzbaupreis Niederösterreich 2023 von Land NÖ, proHolz NÖ, Landesinnung Holzbau und Landwirtschaftskammer NÖ vergeben. Eine achtköpfige Fachjury kürte 4 Kategoriepreise und 5 Anerkennungen.
Kategorie Wohnbauten – Auszeichnung
Wohnhausanlage Hochleitengasse in Gießhübl
Bauherr:in: Trompeter Family Errichtungs GmbH
Architektur: a-plus architekten zt-gmbh
Holzbau: Weissenseer Holz-System-Bau GmbH
Statik: KPZT
Das aus 4 „Stadtvillen“ bestehende Wohnprojekt mit 36 Wohnungen schafft mit seinem barrierefreien Wohnungsmix eine vielfältige Bewohnerstruktur und passt sich gut in die vorhandene Nachbarbebauung ein. Die leicht verdreht in die Topografie eingefügten 3-geschossigen Baukörper gruppieren sich um eine zentrale Kinderspielfläche, die als Kommunikationszone fungiert. Eigengärten schaffen interessante grüne Zwischenräume und Durchblicke zwischen den Gebäuden.
Außer den Aufzugsschächten, den Stiegenläufen und den Bauelementen der Tiefgarage in Stahlbeton sind alle Wand- und Deckenbauteile in Holz ausgeführt. Das entspricht einem sehr hohen Anteil an nachwachsenden Baustoffen bei Gebäuden dieser Kategorie. Die mehrschaligen Holzwandelemente wurden mit Zellulose gedämmt und außen mit einer silbrig schimmernden vertikalen Fichtenschalung in drei verschiedenen Brettbreiten verkleidet. Die Deckenelemente aus Brettsperrholz sind mit sichtbarer Untersicht verbaut, die Wohnungen erhalten dadurch eine sehr angenehme Atmosphäre, was auch durch die vorgestellten Balkone in Holz/Stahlkonstruktion verstärkt wird. Besonders die Holzbauteile sind bei diesem Projekt in sehr hochwertiger Weise ausgeführt – in technischer wie auch in ästhetischer Hinsicht.
Kategorie Wohnbauten – Anerkennung
Strohfloh in Murstetten
Bauherr:in: Severin Althann
Architektur: juri troy architects
Holzbau: Caravan Atelier
Statik: Caravan Atelier
Wie man ein Wochenendhaus als Kleinod hinter Mauern ressourcenschonend errichtet, zeigt der „Strohfloh“ vor. Durch die Schraubfundamente wird der Boden nicht versiegelt. Die Außenhaut, der Zugang und die kleine Terrasse wurden mit herkömmlicher sägerauer Fichte ausgeführt, die mit der Zeit problemlos auswechselbar ist. Die eigentliche Fassade wird von einer Fassadenbahn gebildet, die die innenliegende Strohdämmung schützt. Offene Regale bilden mit den Fensterauslässen einen Raster, der das Gebäudeinnere prägt. Alles wurde bis ins Kleinste geplant und ausgenutzt. Die Stromversorgung wird über die Photovoltaikanlage am Dach bewerkstelligt. Ganz und gar selbstbestimmt steht dieses, in allen Teilen wiederverwertbare, Gebäude im Kontext zu alten Statuen eines „verwunschenen“ Parks.
Kategorie Wohnbauten – Anerkennung
Nachhaltiges Vollholzhaus in Aschbach
Bauherr:in: Josef und Barbara Starkl
Architektur: Dorothea Pfaffenbichler-Beaumont
Holzbau: Pabst Holzverarbeitungsges.m.b.H.
Statik: Pabst Holzverarbeitungsges.m.b.H.
Am Ortsrand von Aschbach stehen in einem Weiler gleich vier Wohngebäude am Rand zu landwirtschaftlich genutzten Flächen. Fast solitär wirkt die Lage des zeitgenössischen Holzhauses. Von der Straße aus wird es im Laufe der Zeit kaum in Erscheinung treten, da die zunehmende natürliche Vergrauung der Lärchenfassade eine Symbiose mit der Natur vorgibt. Architektonisch zurückhaltend orientiert sich der Baukörper eher an den ruhigen Landwirtschaftsflächen und schafft somit eine Lärmreduzierung für die Bewohner:innen. Im Sinne der geforderten Baubiologie wurde das Gebäude aus Vollholzelementen ohne synthetische Beigaben gefertigt. Abwechslung zu den Holzoberflächen der Innengestaltung schaffen geweißte und naturbelassene Lehmputze. Der konstruktive Holzbau wurde entsprechend tradierten Wissens und neuester Technik ausgebildet. Das Gebäude ist ein Vorzeigebeispiel, wie man Holz verbauen und auch für folgende Generationen als Baustofflager nutzen kann; es ist zu 100% rückbaubar. In Kaskaden genutzt, wird das Holz dieses Gebäudes mehrere Hundert Jahre CO2 aktiv binden. Letztendlich ist dies gelebter Klimaschutz.
Kategorie Öffentliche- und Kommunalbauten – Auszeichnung
Turnsaal & Musikverein in Kirchberg am Wagram
Bauherr:in: Marktgemeinde Kirchberg am Wagram
Architektur: Laurenz Vogel Architekten
Holzbau: Lieb Bau Weiz Geschäftsbereich Holz Bau Weiz
Statik: Kraftfluss Bauengineering
Das neue multifunktionale Gebäude reiht sich anstelle des alten Turnsaals an das bestehende Schulgebäude und bietet neben einem neuen Turnsaal einen Aufenthaltsraum für die Nachmittagsbetreuung und den Musikverein mit Musiksaal, Probe- und Aufenthaltsräumen. Trotz der unterschiedlichen Nutzungen erscheint der kubische Baukörper mit seiner abwechslungsreichen Außenhaut aus schrägen Holzlamellen wie aus einem Guss. Die schattengebende Fassade weist auf die dahinterliegenden Funktionen hin und erscheint bei unterschiedlichen Lichtsituationen dicht oder transparent. Das bestimmende Bau- und Gestaltungselement im Inneren ist Holz. Farblich dominieren Weißtanne und Esche. Den speziellen akustischen Anforderungen wird in den großen Räumen mit unterschiedlichen Wandverkleidungen und den Kassettendecken aus Holz vorbildlich Rechnung getragen. Großzügige Lufträume, große Innen- und Außenverglasungen und vertikale Blickachsen ermöglichen eine sehr gute räumliche Vernetzung sowie vielfältige Ein- und Ausblicke.
Kategorie Öffentliche- und Kommunalbauten – Anerkennung
HLT Retz – Tourismusschulen in Retz
Bauherr:in: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung vertreten durch die Bildungsdirektion NÖ
Architektur: maul-architekten zt gmbh
Holzbau: RBI / Swietelsky AG / Weissenseer Holz-System-Bau GmbH
Statik: RWT PLUS ZT GmbH
Eine innerstädtische Brachfläche wurde für den Lückenschluss genutzt, um nun mit dem angebauten „Vierkanter“ der Tourismusschule ein richtiges örtliches Schulzentrum zu bilden. Die Anordnung der Klassen- und Ausbildungsräume im Erd- und Obergeschoß folgt dem Verlauf des Vierecks. Den Ingenieur:innen ist es gelungen, Stahlkonstruktionen in heiklen Fällen der Lastableitung durch effiziente Baubuche zu ersetzen. Die Fassade, welche in unbehandelter Fichte ausgeführt wurde, besticht durch sauber ausgeführte Details des konstruktiven Holzschutzes. Eine gute Mischung aus Baupraktiken lässt auch der Fichte entsprechenden Platz in der Fassade zukommen, die im vorliegenden Fall ebenso lange von Bestand sein wird, wie es vielfach der Lärche zugeschrieben wird.
Kategorie Um- und Zubau, Sanierung – Auszeichnung
Case Study House im Tullnerfeld in Zeiselmauer
Bauherr: Gerald Rospini
Architektur: Backraum Architektur
Holzbau: Holzbau Franz Kreiseder GmbH
Statik: Petz zt-GmbH
Der Bestand aus der Hand von Architekt Otto Gruber aus den 1960er-Jahren war derart überzeugend und prägend, dass dieser konsequent nachgebaut wurde. Die Bautechnik, die vor mittlerweile sechzig Jahren angewandt wurde, hatte Mängel hervorgebracht, die eine Sanierung notwendig machten. Die prägenden Natursteinmauern aus Waldviertler Granulit, die dem kalifornischen „Case Study House“ sein typisches Aussehen verleihen, wurden erhalten. Sensibel wurde der Grundgedanke aufgenommen und mit schonenden Eingriffen ein Tragwerk aus Holz mit Unterstützung eines Stahlrahmens geschaffen. Die Fassade wurde mit Eisenoxyd vergraut, womit auch der Einsatz von synthetischem Holzschutz hintangehalten wurde. Feine, sägeraue Oberflächen wurden mit Naturfarben gegen eine baldige Vergilbung geschützt, um das Licht im Inneren weiterzuführen. Der Baumbestand in der parkähnlichen Umgebung wurde erhalten. Konstruktiver Holzschutz, Rückbaubarkeit und Ressourcenschonung wurden hier in vorzeigbarer Qualität angewandt.
Kategorie Um- und Zubau, Sanierung – Anerkennung
Umbau B1G in Gerasdorf
Bauherr:in: Theresa / Thomas Schlederer / Bogner
Architektur: juri troy architects
Holzbau: LUDWIG PÖLL GMBH
Statik: MaDou konstrukt:ING GmbH
Ein Umbau, der es in sich hat! Die Auftraggeber:innen wollten vom Bestand nichts mehr sehen. So hat der Architekt quasi mit Bleistift und Radiergummi begonnen, den Bestand zu säubern, Unnötiges abzuschneiden, Großzügigkeit zu schaffen, um mit der harzfreien, astreinen Tanne eine Erholungszone am Rande der Wohnsiedlung aus den 1960ern zu schaffen. Die angrenzenden Felder werden durch die großen Fenster- und Türöffnungen fast ins Haus integriert; zumindest hat man beim Ausblick auf die Felder den Eindruck, am Land zu leben. Der Außenbereich wird ebenso von der sägerauen unbehandelten Tanne beherrscht. Schön abzulesen sind die verschieden bewitterten Fassaden. Die senkrechte Anordnung der schmalen Bretter lässt eine gleichmäßige Vergrauung entstehen, mit der sich der Baukörper zusehend in die Umgebung der Felder einfügt. Die angebauten Baukörper für Wohnraum und Carport mit Abstellraum bilden mit dem Bestand eine Einheit.
Kategorie Nutzbau – Auszeichnung
Kantine Starlinger in Weissenbach an der Triesting
Bauherr:in: Starlinger & Co GesmbH
Architektur: Baukooperative GmbH
Holzbau: Alfred Ganneshofer GmbH
Statik: Brückner, Berger & Partner ZT GmbH
Das weltweit agierende Maschinenbauunternehmen ist bemüht, seinen Mitarbeiter:innen ein angenehmes Arbeitsumfeld zu bieten. So ist auch die Verköstigung der Mitarbeiter:innen ein wichtiger Teil der Sozialleistungen. Eine Kantine sollte in unmittelbarer Umgebung der Werkshallen entstehen. Die städtebauliche Situation zur Positionierung der Kantine Starlinger ist alles andere als einfach. Eingebettet in den umliegenden Gebäudebestand konnte ein multifunktionaler Saal mit fußläufiger Erreichbarkeit zu den Werkshallen situiert werden. Mit der örtlich vorherrschenden Holzart Kiefer aus den umliegenden Wäldern, im örtlichen Sägewerk geschnitten und getrocknet wie auch vom ortsansässigen Holzbauunternehmen verbaut, wurde ein Ort für die Mitarbeiter:innen geschaffen, der sie aus der Umgebung des gewohnten anorganischen Materials Stahl in die warme, beruhigende Umgebung von Holz bringt. Erwähnenswert sind die Exaktheit und Detailtreue der Zimmerei, die nach den Vorgaben des Maschinenbauunternehmens ein erstklassiges Ergebnis erzielt hat. Hervorzuheben ist neben den architektonischen und holzbautechnischen Feinheiten des Gebäudes der Umstand der gelebten Regionalität und Verbundenheit von Starlinger & Co zum Umfeld.
Kategorie Nutzbau – Anerkennung
Sonnentor Holz-Hochregal-Lagerhalle in Sprögnitz
Bauherr:in: Sonnentor Kräuterhandelsgesellschaftm.b.H.
Architektur: BM-WERNER GmbH
Holzbau: Georg Fessl GmbH
Statik: Zehetgruber + Laister Ziviltechniker GmbH
Dem Unternehmensgrundsatz folgend, kam man am nachwachsenden, CO2 speichernden, in Kaskaden wiederverwertbaren und lebensmittelechten Baumaterial Holz für das Hochregallager nicht vorbei. Kommt man in die Halle, wird man von einem Geruchserlebnis aus Kräutern und Gewürzen begrüßt, das bei geschlossenen Augen das Erleben eines orientalischen Basars vorspielt. Im Bewusstsein des Eingriffs in die Natur hat man das Hallendach begrünt und das überschüssige Oberflächenwasser in einer großen Zisterne, dem Retentionsbecken, gefasst. Der großvolumige Baukörper ist im Erdreich eingegraben und in allen erdberührten Teilen in Stahlbeton ausgeführt. Für die überirdischen Gebäudeteile wurde außer bei den lastableitenden Wänden, dem Hochregallager und dem Dach auch Holz in der Fassade verwendet. Die noch rötliche Lärchenfassade wird im Laufe der Zeit ins Grau übergehen und in der Landschaft nicht mehr derart präsent sein, wie sie es kurz nach der Fertigstellung ist.