Holz ist der Rohstoff, auf den die Welt von morgen baut
Bauen mit Holz ist hightech und klimafreundlich zugleich.
Einer der ältesten Baustoffe der Menschheit erobert die moderne Bauwelt des 21. Jahrhunderts. Innovative Holzprodukte erlauben Bauen mit Holz in neuen Dimensionen bis zum Hochhaus. Holzbauten schaffen einen zweiten Wald. Denn der Baustoff Holz bindet CO2 wie der Baum im Wald. Holz erfüllt alle Anforderungen an klimafreundliches Bauen der Zukunft.
Baustoff mit Tradition
Holz ist der älteste Baustoff der Menschheit. Seit jeher stand der Rohstoff, der von Natur aus im Wald wächst, zur Verfügung und wurde von den Menschen zum Bauen genutzt. Ostasiatische Tempel- und Palastbauten aus dem Frühmittelalter zeugen ebenso von der bedeutenden Rolle des Holzbaus wie die mitteleuropäischen Fachwerkhäuser des 16. bis 19. Jahrhunderts.
Viele dieser Bauten haben Jahrhunderte überdauert und stehen noch immer – etwa der 745 erbaute buddhistische Tempel Todai-ji im japanischen Nara. Er ist mit einer Breite von 57,01 Metern, einer Tiefe von 50,48 Metern und einer Höhe von 48,74 Metern das größte ausschließlich aus Holz errichtete Gebäude der Welt.
Wiederentdeckt im 21. Jahrhundert
Mit der Industrialisierung wurden Beton und Stahl zu den dominierenden Baustoffen. Sie drängten Holz zurück – bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts zwei einschneidene Entwicklungen die Renaissance des Holzbaus einläuteten.
- Intensive Forschungsarbeit hat neue Holzwerkstoffe hervorgebracht, die völlig neue Bauweisen mit Holz erlauben. Durch technische Innovationen ist der traditionell stabförmige Baustoff Holz, der aus dem Baumstamm gesägt wird, nicht mehr auf die Dimensionen des Baums beschränkt. Das wesentlich in Österreich entwickelte Brettsperrholz ist ein flächiges Holzprodukt. Mehrere kreuzweise übereinandergelegte und miteinander verleimte Holzlagen ergeben eine in mehrere Richtungen statisch belastbare Holzplatte, die als Wand, Decke oder Dach eingesetzt werden kann und damit neue Möglichkeiten insbesondere für das großvolumige, mehrgeschossige Bauen mit Holz eröffnet. Ebenso wurden neue Werkstoffe entwickelt, die die Vorteile von Holz mit den Vorteilen anderer Baustoffe kombinieren. So ermöglicht etwa die Holz-Beton-Verbunddecke – eine Holzdecke mit Aufbetonschicht – größere Spannweiten bei geringeren Deckenstärken und zugleich guten schall- und brandschutztechnischen Eigenschaften.
- Der Klimawandel erfordert ein Umdenken beim Bauen. Der Bausektor ist weltweit für rund 40 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Holz kann als Baustoff, der CO2 bindet, wesentlich zu klimafreundlichem Bauen und einer Reduktion der Treibhausgasemissionen beitragen. Der Holzbau rückt daher zunehmend in das Interesse von Politik und Gesellschaft.
High Tech-Bauen mit Holz
In den letzten 10 Jahren sind zahlreiche Holzbauten der Superlative entstanden. Ein Höhenrekord jagte den anderen. Die neuen Möglichkeiten des Bauens mit Holz wurden international erprobt. In Metropolen wie Berlin, London, Mailand, Melbourne oder Vancouver sind Hochhäuser aus Holz entstanden – oft mit Knowhow oder Holzprodukten aus Österreich. Einen Höhepunkt markierte das 2019 fertiggestellte HoHo in Wien. Mit seinen 24 Stockwerken und 84 Metern Gebäudehöhe zählt es zu den höchsten Holzhäusern der Welt.
Die Höhenrekorde bestätigen, dass Holz allen Anforderungen an moderne Baustoffe mehr als gerecht wird. Das zeigt sich aber auch in unzähligen anderen Holzbauprojekten der letzten Jahre – von der ökologischen Mustersiedlung Prinz-Eugen-Park in München mit rund 600 Wohnungen in Holzbauweise bis zum neuen Headquarter der Swatch Group in Biel mit einer spektakulären Holzgitterkonstruktion von 11.000 m2 Fläche.
Hochpräzise und brandsicher
Das neue Bauen mit Holz zeichnet sich durch einen hohen Vorfertigungsgrad aus. Bauteile und Module – Wände, Decken oder sogar ganze Zimmer aus Holz – werden computergesteuert millimetergenau im Werk vorgefertigt und auf der Baustelle nur mehr zusammengefügt. Das bringt viele Vorteile gleichzeitig mit sich: Kurze Bauzeiten, wenig Lärm auf der Baustelle, hohe Passgenauigkeit und keine Austrocknungszeiten wie etwa bei Stahlbeton.
Die Gesetzeslage hat sich in den letzten Jahren stetig verbessert, die Brennbarkeit von Holz stellt keinen Hinderungsgrund für das mehrgeschossige Bauen mit Holz mehr dar. Holzbauten erfüllen die behördlichen Sicherheitsbestimmungen wie alle anderen Bauten auch. Ein wesentliches Kriterium ist die Brandwiderstandsdauer – also die Dauer, die ein Bauteil einem Brand widerstehen muss, ohne etwa seine Tragfähigkeit zu verlieren. Holz hat auch hier einen Vorteil: Es brennt langsam ab und bleibt unter der verkohlten Schicht unbeschädigt, womit die Tragfähigkeit lange gegeben ist.
Noch etwas zeichnet Holz aus: Es ist deutlich leichter als andere Baustoffe und verfügt über hohe Tragfähigkeit bei geringem Eigengewicht. Nachverdichtungen in Städten durch Aufstockungen statt neuem Bodenverbrauch sind aus statischen Gründen oft nur mit Holz möglich.
Städte als zweiter Wald
Wohnbauten, Bürogebäude, Krankenhäuser, Schulen – all das kann mit den neuen technischen Möglichkeiten aus Holz gebaut werden. Holz kehrt damit in die Städte zurück. Der vermehrte Einsatz von Holz birgt die Chance, Klimaschutz beim Bauen zu betreiben. Holzbauten wirken als Kohlenstoffspeicher wie ein zweiter Wald. Sie haben einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck als vergleichbare Gebäude aus Beton, Ziegel oder Stahl.
93 Prozent weniger CO2-Belastung
Für einen 6-geschossigen Wohnbau in Wien mit 53 Wohnungen und 3.800 m2 Nutzfläche wurde eine Vergleichsrechnung nach OI3 Index 3.0 angestellt. Wieviel CO2 verursacht die Errichtung als mineralischer Massivbau? Und wieviel CO2 verursacht die Errichtung als Holzbau? Im konkreten Fall wurden für den Holzbau Wände, Decken und Dach aus Holz angenommen, während Fundament, Keller und Treppenhaus in mineralischer Bauweise verbleiben.
Das Ergebnis zeigt, dass der Holzbau nur 95 Tonnen CO2 verursacht, der mineralische Bau hingegen 1.370 Tonnen CO2. Das bedeutet, dass durch den Einsatz des Baustoffs Holz um 93 Prozent weniger CO2 verursacht wird. Bei dieser Berechnung noch nicht berücksichtigt ist der Substitutionseffekt: Die vermehrte Holzverwendung reduziert insgesamt den Anteil anderer Baumaterialien und vermeidet die CO2-Belastung, die diese bei ihrer Herstellung verursachen würden.
Bauen mit dem nachwachsenden Material Holz ist ein Zukunftskonzept: High Tech für die Low Carbon-Welt von morgen.
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