Waldpflege gibt Leben aller Art Raum

Österreichs Wälder sind multifunktional: Sie schützen vor Naturgefahren, liefern Holz und sind Lebensraum für viele Arten.
Wälder schützen vor Lawinen, liefern den klimafreundlichen Rohstoff Holz und sind Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Nachhaltige Waldbewirtschaftung und -pflege kümmert sich darum, dass Wälder alle diese Funktionen gleichzeitig erbringen können. Sie leistet auch Maßnahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Diese konnte in den letzten Jahren nachweislich gesteigert werden.
Die Wälder in Österreich sind, so wie wir sie kennen, das Produkt jahrhundertelanger Pflege und Bewirtschaftung durch verantwortungsvolle Waldbesitzer:innen. Es sind Kulturwälder, die vielfältige Leistungen für die Gesellschaft erbringen.
Wälder liefern Holz
84 Prozent der österreichischen Wälder sind Ertragswälder und liefern Holz. Holz ist die Grundlage für einen der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Österreich. 320.000 Menschen hierzulande leben von Wald & Holz. Österreichs Holzwirtschaft ist in vielen Bereichen Weltmarktführer und findet international Beachtung. Nachwachsende Rohstoffe statt endlicher und fossiler Rohstoffe sind Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel. Holz gibt es nur, wenn Wälder nachhaltig bewirtschaftet werden.
Wälder reinigen Luft und Wasser
Wälder speichern Niederschlagswasser und verwandeln es in Trinkwasser. Wälder filtern CO2, Staub und Schadstoffe aus der Luft und produzieren Sauerstoff. Als riesige Kohlenstoffspeicher senken Wälder den CO2-Haushalt in der Atmosphäre. Nachhaltige Forstwirtschaft hält Wälder in ständigem Wachstum, wodurch sie laufend CO2 binden.
Wälder bieten Schutz
Wälder schützen unsere Siedlungen, weil sie Lawinen aufhalten und Erdrutschungen vermeiden. 12 Prozent der österreichischen Wälder sind Schutzwälder. In Schutzwäldern ist es unerlässlich, rechtzeitig zu verjüngen, bevor Bestände veralten und ihre Schutzfunktion verloren geht. Auch das ist eine Leistung aktiver Forstwirtschaft.
Wälder sind Erholungs- und Lebensraum
Wälder sind Erholungsraum für den Menschen und vor allem Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Biodiversität rückt im Rahmen der EU-Biodiversitätsstrategie, die Teil des European Green Deal ist und bis 2030 die biologische Vielfalt in Europa auf den Weg der Erholung bringen soll, aktuell vermehrt in den Fokus. Vor allem zunehmende Urbanisierung, steigender Bodenverbrauch und intensive Landwirtschaft haben die biologische Vielfalt in Europa und auch weltweit beeinträchtigt. In Österreichs Wäldern ist der Erhalt der biologischen Vielfalt aber seit langem integrierter Teil der nachhaltigen Bewirtschaftung.
Biologische Vielfalt ist Teil multifunktionaler Waldwirtschaft
Das noch immer gültige Forstgesetz von 1975 schreibt die „Pflege und Nutzung der Wälder auf eine Art und in einem Umfang, dass deren biologische Vielfalt, Produktivität, Regenerationsvermögen, Vitalität sowie Potenzial dauerhaft erhalten wird“, vor. Die Verpflichtung zur Nachhaltigkeit in allen Dimensionen ist im österreichischen Forstgesetz – einem der strengsten der Welt – besonders ausgeprägt. Ziel der gesetzlich festgeschriebenen multifunktionalen Waldwirtschaft ist es, alle Funktionen der Wälder gleichermaßen zu sichern, weil sie wesentliche Lebensgrundlage für uns sind.
Wie misst man Biodiversität?
Biologische Vielfalt meint Vielfalt von Arten, Vielfalt von Lebensräumen und genetische Vielfalt. In dieser Gesamtheit ist Biodiversität nicht messbar. Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) hat aber Pionierarbeit geleistet und vor rund 10 Jahren einen Biodiversitätsindex entwickelt, der aus 13 verschiedenen Einzelindikatoren besteht. Die Indikatoren werden zu einem Großteil im Rahmen der Österreichischen Waldinventur erhoben, nach Relevanz gewichtet und zu einem Gesamtwert zusammengeführt.
Die Biodiversität in den Wäldern steigt
Der Biodiversitätsindex zeigt eine relativ hohe Biodiversität in Österreichs Wäldern und vor allem sehr positive Veränderungen hinsichtlich der biologischen Vielfalt in den letzten Jahren. Auf Basis der Waldinventuren 2007/09 und 2016/18 gibt es ausreichend Daten, um verlässliche Aussagen zu 4 ausgewählten Indikatoren zu treffen. Eine 2019 durchgeführte Teilauswertung des Index mit diesen 4 Indikatoren ergab eine Steigerung von 3 Punkten - und das in der kurzen Zeitspanne von nur 9 Jahren. 65 Punkte wurden erreicht, anstatt 62 Punkte zu Beginn der Erhebung. Der Index wird auf einer Skala von 0 bis 100 gemessen, 100 ist der Optimalwert.
Positive Veränderungen von Totholz bis Baumartenverteilung
Folgende 4 Einzelindikatoren wurden als grundlegene Parameter für Biodiversität im Wald ausgewertet:
- Neophyten: Das sind Baumarten, die in Österreich erst in der Neuzeit eingeführt wurden (z.B. Götterbaum, Platane, Robinie etc.). Ihr Vorkommen kann sich nachteilig auf die biologische Diversität auswirken, weil sie nicht ins Nahrungskettennetz eingebettet sind, es keine angepasste Pilzwelt gibt etc. Neophyten sind die Ausnahme in Österreichs Wäldern, weshalb bereits 95 Punkte im Index erreicht wurden. Der Wert hat sich als einziger nicht verändert.
- Veteranenbäume: Das sind große alte Bäume. Sie weisen vermehrt Astlöcher, Rindenverletzungen und Totholzanteile auf und sind damit Mikrohabitate für verschiedene spezialisierte Arten. Mit plus 8 Punkten (von 51 bis 59) gab es bei diesem Indikator die größte Steigerung im Index.
- Baumartenverteilung: Bei diesem Indikator werden die aktuell vorkommenden Baumarten mit den potenziell natürlich vorkommenden Baumarten verglichen. Je mehr die Vegetation der potenziell natürlichen Waldgesellschaft an einem Standort entspricht, desto höher ist die Biodiversität. Der Index weist hier ein Plus von 2 Punkten auf (von 54 auf 56).
- Totholz: Totholz im Wald ist wichtig als Lebensraum für viele Arten, Bestandteil des Nährstoffkreislaufs sowie Beitrag zur Humusbildung und Bodenentwicklung. Aufgrund seiner mannigfaltigen Bedeutung ist die Totholzmenge im Wald der Indikator mit dem höchsten Gewicht im Index. Der Indexwert ist hier ebenfalls um 2 Punkte gestiegen (59 statt 57 Punkte).
Hohe Biodiversität für stabile Wälder
Hohe Biodiversität im Wald heißt auch höhere Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und Krankheiten. Der seit mehr als 30 Jahren anhaltende Trend zu mehr Mischwäldern, die artenreicher sind, ist von einem aktiven Waldumbau durch die Forstwirtschaft getrieben und gewinnt hinsichtlich der Klimawandelanpassung weiter an Bedeutung. Natürliche Verjüngung mit Samen aus Bäumen, die bereits optimal an den Standort angepasst sind, spielt eine zentrale Rolle beim Aufbau künftig klimafitter Wälder. Die Naturverjüngung gelingt, wenn das Lichtangebot passt. Durchforstungen bringen Licht in den Wald, genügend Licht auf dem Waldboden fördert wiederum einen guten Bodenbewuchs und ein reicheres Insektenleben. So sind Maßnahmen zur Sicherung der Wälder und des Holzangebots gleichzeitig Maßnahmen für mehr Biodiversität.
Wälder nützen!
Weniger Waldbewirtschaftung, dafür mehr Biodiversität ist eine Rechnung, die nicht aufgeht. Andere Waldleistungen wie hoher Kohlenstoffspeicher, stabile Schutzwälder und Holzgewinnung würden verloren gehen. Der European Green Deal setzt in seinen Strategien letztlich auch nicht nur auf Biodiversität, sondern – um Klimaneutralität zu erreichen – ebenso auf nachwachsende Rohstoffe wie Holz, die endliche und fossile Rohstoffe ersetzen. Die Brücke kann nur mit multifunktionaler Waldbewirtschaftung und nachhaltiger Waldpflege gelingen.
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