Daten zum Objekt
Standort
Linz/A Google Maps
Planung
Konzeption Höhenrausch.1 (2009): Atelier Bow-Wow, Tokio/JP, www.bow-wow.jp
Konzeption Höhenrausch.2 (2011): Jürg Conzett, Conzett Bronzini Gartmann AG, Chur/CH, www.cbg-ing.ch
Ausführungsplanung für beide Phasen
Riepl Riepl Architekten, Linz/A, www.rieplriepl.com
Holzbau
Brüder Resch Hoch- und Tiefbau, Ulrichsberg/A, www.resch-bau.at
Fertigstellung
2011
Typologie
Seitenware
Wer die Welt gern aus der Vogelperspektive genießt, ohne einen Flug buchen zu müssen, konnte dies im Linzer Kulturhauptstadtjahr 2009 mit vielen schwindelfreien Zeitgenossen gemeinsam tun: Der »Höhenrausch« – ein Kulturpfad samt Riesenrad über den Dächern der Innenstadt – war mit 273.860 BesucherInnen der Publikumsmagnet von Linz 09. Nicht verwunderlich daher der Impuls des Linzer OK Offenes Kulturhaus, an die Erfolgsgeschichte mit einem spektakulären Nachfolgeprojekt anzuknüpfen.
Die für 2009 vom Atelier Bow-Wow konstruierten Holzwege und -stege auf den Dächern von Passage-Kaufhaus und City-Parkhaus sind inzwischen würdig vergraut, nun wurde der Parcours verlängert und um zwei Brückenkonstruktionen des Schweizer Tragwerkplaners Jürg Conzett ergänzt, die sich in den Glockenturm der ehrwürdigen Ursulinenkirche spannen. Wie bei einem Riesenmikado wurden die beiden Brückentragwerke zunächst am Boden vormontiert und per Kran in luftige Höhen versetzt, ohne das Mauerwerk der Kirchentürme verletzen zu müssen. Immer wieder sah man in den letzten Wochen Passanten auf der Linzer Landstraße innehalten und den Blick nach oben wenden: Holzstege, die eine Gebirgsschlucht überbrücken könnten, verwandeln nun eine bislang unzugängliche Stadtsubstanz in einen Höhenweg mit reizvollen Aus- und Überblicken in die Innenstadt. Als wäre die Himmelswanderung zwischen zwei Kulturhäusern (Ursulinenhof, OK), einem Park- und einem Kaufhaus, zwei Dachböden aus dem 17. Jahrhundert sowie den Türmen der Ursulinenkirche nicht schon Erlebnis genug, wird der Parcours zusätzlich unter dem thematischen Vorzeichen Luft und Wasser von poetisch-künstlerischen Interventionen begleitet: Die japanische Künstlerin Fujiko Nakaya transformierte das Parkhaus in ein atmosphärisches Nebelmeer, auf dem Dach des Parkhauses arrangierte Ursula Stadler Treibgut aus Venedig zu einer Fernweh weckenden Lagunen-Brache und im Dachboden des Ursulinenhofes winden sich riesige Eisschlangen des oberösterreichischen Künstlers Pepi Maier.
Auf dem Parkdeck 14, auf dem sich 2009 das rote Riesenrad beschaulich drehte, errichtete der dänische Künstler Jeppe Hein einen Wasserpavillon und Leo Schatzl lädt in einen riesigen Baukasten zum Schaukeln ein. All dies leichtfüßige Spiel mit den Elementen fügt sich hervorragend ins Linzer Jahresthema »Natur«, das viele Kulturinstitutionen der Stadt in diesem Jahr buchstäblich zum Erblühen bringt.
Selbstverständlich wird auch beim Höhenrausch.2 gärtnerisch Hand angelegt – die kurz vor der Eröffnung »naturgemäß« noch erdigen Beete auf dem Parkhausdach sollen sich im Laufe des Sommers in einen wild wuchernden Andengarten verwandeln. Wer möchte da noch zu ebener Erde spazieren gehen?
Fotos
© Pertlwieser/StPL
© OK/Otto Saxinger