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Hafenbad in Aarhus

erschienen in
Zuschnitt 85 Pause, Auszeit, Holz, März 2022

Daten zum Objekt

Standort

Aarhus/DK Google Maps

Bauherr:in

Stadt Aarhus, Aarhus/DK, www.aarhus.dkSalling Fondene, Brabrand/DK, www.sallingfondene.dk

Architektur

Bjarke Ingels Group BIG, Kopenhagen/DK, www.gehlpeople.comJan Gehl, Kopenhagen/DK, www.gehlpeople.com

Statik

CC Design, Kopenhagen/DK, www.ccdesign.dkCasa a/s, Horsens/DK, www.casa-as.dk

Holzbau

CC Design, Kopenhagen/DK, www.ccdesign.dkCasa a/s, Horsens/DK, www.casa-as.dk

Fertigstellung

2018

Urbane Badefreuden

Das Hafenbad in Aarhus, der zweitgrößten Stadt Dänemarks, ist Teil des innovativen Projekts AARhus Ø4 des Architekturbüros BIG. Im Rahmen des jüngsten Entwicklungsplans zur Stadter­wei­terung konzipierten die Architekt:innen eine künstliche Insel als neues Viertel im Hafen. Anstatt direkt am Wasser exklusive Wohnhäuser zu errichten und dann den zwischen den Gebäuden verbleibenden Platz als Freiraum auszugestalten, kehrt das Projekt die gewohnte Ordnung um.

Ähnlich dem 2002 ebenfalls von BIG realisierten Hafenbad in ­Kopenhagen, das der Stadt den Titel der lebenswertesten Stadt einbrachte, sollen das Hafenbad und der angrenzende Stadtstrand ein soziales Zentrum für Aarhus werden und ganzjährig neue Möglichkeiten des öffentlichen Lebens am Wasser bieten. Diese Aktivitäten beleben das Quartier, noch bevor neue Wohnbauten entstehen und Menschen dort einziehen. Gemeinsam mit Jan Gehl, einem der einflussreichsten Stadtplaner der Welt, setzte es sich das Planungsteam von BIG zum Ziel, gesundheits­fördernde und sportliche Aktivitäten in eine Struktur mit maximaler Lebens­dauer und dem geringstmöglichen Verbrauch an Baumaterial zu verwandeln.

Erholung mit Ausblick

Das Ergebnis ist eine Mischung aus unterschiedlichen Wasser­becken, Sonnendecks, Promenaden und Liegeflächen, umgeben von einem überdimensionalen, mehrstöckigen Holzdeck. Das familien­freundliche Hafenbad wurde für bis zu 650 Besucher:innen kon­zipiert und verfügt über einen 50 Meter langen Pool, ein Juniorbecken, Babybecken und ein 3,5 Meter tiefes Tauchbecken mit Sprungturm. Dazu kommen ein öffentlicher Steg, zwei Saunen, Umkleideräume und eine Aussichtsplattform. Hier kann das Wasser als Erholungsraum das ganze Jahr über genutzt werden, inklusive dem Genuss eines atemberaubenden Blicks auf den ­Hafen und die Stadt.

Die prägnante Form des Hafenbades erstreckt sich bis weit hinaus ins Wasser und belebt damit wirkungsvoll das ehemalige Industrie­gebiet. Die begehbaren Holzstege schaffen einen fließenden Übergang zwischen der öffentlichen Promenade und dem Hafenbecken und erzeugen eine für die Besucher:innen niederschwellig zugängliche Freizeitlandschaft. Die Großzügigkeit der Anlage in Bezug auf Maßstab und Dimension nimmt Bezug auf die Weite der umgebenden Hafenlandschaft und zeigt einmal mehr jenen erfrischend spielerischen und doch pragmatischen Zugang der Architektur von BIG. Außerdem wurde der Beweis erbracht, dass ausgedehnte Badefreuden nicht nur auf wärmere Klimazonen beschränkt sein müssen, sondern auch bei einer durchschnittlichen Höchsttemperatur von 20 °C im Sommer funktionieren.

Ein Sonnendeck aus Holz

Für das homogene Holzdeck wurden über 40.000 Laufmeter Holz verbaut. Die nachhaltige Oberflächenbehandlung des aus Schweden stammenden Kiefernholzes ist eine Imprägnierung, bei der die Siliziumminerale an die Holzfasern gebunden werden, wodurch eine physische Barriere gegen Fäulnispilze geschaffen wird. Um einen optimalen Schutz zu erzielen, dringt die Flüssigkeit in das Splintholz ein und wirkt damit schmutz- und wasserabweisend. Dadurch erhält das Deck eine bessere Formstabilität, das Risiko von Oberflächenbewuchs wird verringert und die Oberfläche ist leichter zu säubern.

Das darunter liegende Traggerüst wird von einer schwimmenden Plattform aus Betonhohlkörpern gebildet, die, vielfach erprobt, im Hafenbau und bei der Errichtung von herkömmlichen Anlegestellen eingesetzt werden. Die Verankerung der Plattform erfolgt an einer Reihe von hohen Stahlzylindern entlang der Außenkante des Hafenbades. Der dafür eingesetzte Stahl kommt aus einem dänischen Stahlwerk und erfüllt damit die Vorgabe einer nachhaltigen Konstruktion, kombiniert mit kurzen Transportwegen und dem ökonomischen Einsatz von Material. Das gesamte Bauwerk wird zudem von Wellenbrechern vor der Meeresströmung und großen Wassermassen geschützt.

Die Idee, eine ehemalige Industriefläche in einen attraktiven, ­öffentlichen Freiraum zu verwandeln, verschafft den Bewoh­ner:innen und Besucher:innen der neuen Insel einen besonderen Ort am Wasser, an dem Geschichte, Zukunft und ­Gegenwart auf einzigartige Art und Weise aufeinandertreffen.

Vorwiegend verwendetes Holz und Holzbehandlung:
Bei diesem Projekt wurde durchgehend schwedisches Kiefernholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft verwendet. Zum Schutz vor Fäulnis kam eine Imprägnierung mit einem wasserbasierten Holzschutzmittel aus Siliziummineralien und natürlichen Pflanzenstoffen zum Einsatz.

Video


verfasst von

Karin Triendl

geboren in Innsbruck, freie Autorin, Architektin und Geschäftsführerin von Work Space Architekten Wien/Innsbruck www.workspace.at

Erschienen in

Zuschnitt 85
Pause, Auszeit, Holz

Ob Freizeit, Ferien oder Wochenende – eine Pause vom Alltag muss nicht immer ein großes Spektakel sein. Wir zeigen Orte der Naherholung und Räume für eine Auszeit, geprägt von Holz.

8,00 €

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Zuschnitt 85 - Pause, Auszeit, Holz