Die schottische Künstlerin Katie Paterson ist für ihre konzeptionellen, poetischen und oft wissenschaftlich geprägten Werke bekannt, in denen sie die Beziehung zwischen dem Menschen und der natürlichen Welt untersucht. Eine ihrer bemerkenswertesten Arbeiten ist „Hollow“, die sie 2016 für die Universität Bristol konzipierte. Die grottenartige, immersive Skulptur ist Zeugnis von Patersons künstlerischer Vision, die sie in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Zeller&Moye und Mitgliedern der School of Biological Sciences für die Royal Fort Gardens in Bristol zum Leben erweckte. Im Inneren von „Hollow“ befindet sich eine fesselnde Ausstellung mit Holzproben von über 10.000 verschiedenen Baumarten. Die Öffnungen in der gewölbten Decke filtern gerade so viel natürliches Licht, dass eine kontemplative und natürliche Atmosphäre entsteht, die an einen von der Sonne beschienenen Waldboden erinnert. Von den versteinerten Holzfossilien uralter Wälder bis zu den jüngsten Baumarten ist die Sammlung ein Zeugnis für die Vielfalt der Vegetation auf der Erde. Viele Baumproben, darunter eine Auswahl gefährdeter Arten, die auf der Roten Liste stehen, stammen von Baumpflegern und Instituten aus aller Welt, von Yakushima, Japan, bis zu den White Mountains in Kalifornien, mit großzügigen Spenden des Herbario Nacional de México, der Royal Botanic Gardens, Kew, der Universität Kyōto, des Arnold Arboretum in Harvard und vieler anderer. Einen Teil sammelte die Künstlerin selbst. „Einige Exemplare sind außerordentlich selten, andere wie Relikte vergangener Epochen wie die Libanon-Zeder, die Phönixpalme und der Methusalembaum mit einem Alter von 4.847 Jahren“, sagt Paterson über die Fülle der exotischen Holzarten, die alle Teil dieser Skulptur sind.
Die äußere Struktur von „Hollow“ ist aus Douglasienholz gefertigt und ahmt die majestätischen Baumkronen eines Waldes nach, wobei die Anordnung der Pfosten die verschiedenen Höhen der Bäume widerspiegelt. Es ist das Ergebnis einer dreijährigen akribischen Recherche und Beschaffung unter der Leitung der Künstlerin, die sich in ihren konzeptionellen Arbeiten häufig mit Natur, Ökologie und Geologie befasst. Beschrieben als „Miniaturwald, der die Essenz der Wälder der Erde verkörpert“, dient „Hollow“ als Chronik der Geschichte unseres Planeten, die durch die unzähligen Baumexemplare erzählt wird. Laut Paterson handelt es sich bei der für das Kunstwerk zusammengetragenen Sammlung um die größte ihrer Art, die in Großbritannien an einem Ort, in einer Arbeit gezeigt wurde. Für die Architekt:innen Christoph Zeller und Ingrid Moye geht die Struktur über ihre physische Beschaffenheit hinaus und bietet den Besucher:innen einen Zufluchtsort für Introspektion und Meditation inmitten der Naturschätze.
Die Installation dient aber auch als eine Art Forschungslabor, sie erinnert daran, wie zerbrechlich die Natur ist und wie wichtig es ist, sie für künftige Generationen zu bewahren. Gerade die älteren Baumarten werden dabei zum Symbol für Widerstandsfähigkeit und Ausdauer im Angesicht von Zeit und Wandel.
Katie Paterson, geboren 1981 in Glasgow, lebt und arbeitet in Schottland.
Ausstellungen (Auswahl)
2022
Requiem, Ingleby Gallery, Edinburgh
Eviggrønn – Evergreen, Galleri F15, Moss
2021
To Burn, Forest, Fire, IHME Helsinki, Helsinki
Jörðin geymir marga lykla – The Earth Has Many Keys, NYLO The Living Art Museum, Reykjavík
2020
NOW, National Galleries of Scotland: Modern, Edinburgh
2019
A place that exists only in moonlight. Katie Paterson and JMW Turner, Turner Contemporary, Margate
2017/18
salt 13, Utah Museum of Fine Arts, Salt Lake City
Gruppenausstellungen (Auswahl)
2024
The Shape of Things: Still Life in Britain, Pallant House Gallery, Chichester/UK
Carboniferous Love, Hessel Museum of Art, Annandale-on-Hudson/UK
2023
Twenty-Five, Ingleby Gallery, Edinburgh
Zeit – Time, Kunsthaus Zürich
2022
Air, Queensland Art Gallery, Brisbane
MYR, McEvoy Foundation for the Arts, San Francisco
2021
Infinitude, Northeastern
University, Boston
2020/21
To the Edge of Time, Bang! Big Bang City Festival, Leuven
2020
To Burn, Forest, Fire, Spielart Theaterfestival, München
The Unseen Masterpiece, Ingleby Gallery, Edinburgh