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Ressourcenschonende Materialanwendung
Forschung zu Kreislaufwirtschaft und Zirkularität

erschienen in
Zuschnitt 93 Holz – Bau – Forschung, Juni 2024

In der aktuellen Diskussion zur Ressourcen- und Bauwende spielt die Kreislaufwirtschaft, insbesondere im Kontext nachhaltiger Entwicklungsziele, eine zentrale Rolle. In der Architektur und in der Materialforschung werden praktische und theoretische Aspekte zirkulärer Prinzipien untersucht. Zu Beginn jeder Forschung und Anwendung müssen die Begriffe geklärt und präzisiert werden, da sie oft undifferenziert verwendet werden. Allein zur Kreislaufwirtschaft gibt es zahlreiche Definitionen und Konzepte, die die Komplexität und Vielschichtigkeit zirkulärer Prinzipien verdeutlichen. Es existieren 114 Definitionen der „Circular Economy“.1 Die Kreislaufwirtschaft beschreibt ein Wirtschaftssystem, das durch Reduktion, Erhaltung, Wiederverwendung, Aufarbeitung und Recycling das Konzept des Lebensendes von Materialien ersetzt. Die Zirkularität zielt darauf ab, Umweltauswirkungen durch geschlossene Materialkreisläufe zu verringern und Ressourcenverbrauch, Emissionen und Abfall zu minimieren.2 Inzwischen haben sich Definitionen etabliert und Ansätze wie die Hierarchisierung von Bauteilen und Bauelementen sind in die Normung eingeflossen.3 Oft mangelt es an der Einbeziehung des systemischen Rahmens, den eine Kreislaufwirtschaft erfordert, sowie an expliziten Verknüpfungen zwischen dem Konzept der Kreislaufwirtschaft und einer nachhaltigen Entwicklung. Es besteht also weiterhin Handlungsbedarf bei der Klärung von Begriffsdefinitionen, bei der Prüfung zirkulärer Prinzipien und ihrer Eignung für den Holzbau. Das betrifft beispielhaft die Übertragbarkeit von Konzepten wie Cradle-to-Cradle und anderen Modellen im Bauwesen auf den Holzbau sowie die Bewertungskriterien für Demontierbarkeit und Trennbarkeit von Verbindungen. Klare Definitionen und ein gemeinsames Verständnis sowie präzise Bewertungskriterien sind entscheidend, um nicht nur die ökologische Nachhaltigkeit zu fördern und deren nachhaltige Entwicklung zu steigern, sondern auch die wirtschaftliche Effizienz und soziale Verantwortung des Sektors zu stärken. Dies gilt auch für das kreislauffähige Bauen mit Holz, um seine Position als nachhaltige Option in der Kreislaufwirtschaft auszubauen und sein volles Klimaschutzpotenzial zu entfalten.

1 Julian Kirchherr et al.: Conceptualizing the Circular Economy. An Analysis of 114 Definitions, Resources, Conservation and Recycling, Nr. 127/2017, S. 221–232.
2 Ebd.
3 Betrachtungsebenen von Bauprodukten, DIN SPEC 91484:2023-09, S. 10.


verfasst von

Sandra Schuster

Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Entwerfen und Holzbau der TU München
www.holz.ar.tum.de

Erschienen in

Zuschnitt 93
Holz – Bau – Forschung

Holz – Bau – Forschung im Kontext der Ressourcen- und Bauwende

8,00 €

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Zuschnitt 93 - Holz – Bau – Forschung