Daten zum Objekt
Standort
Seekirchen am Wallersee/AT
Bauherr:in
Land Salzburg, Salzburg/AT, www.salzburg.gv.at
Architektur
ARGE SWAP Architektur/Delta AG, Wien/AT, www.swap-zt.com, www.delta.at
Statik
Bollinger und Grohmann ZT GmbH, Wien/AT, www.bollinger-grohmann.at
Holzbau
Appesbacher Zimmerei Holzbau GmbH, Abersee/AT, www.holzbauappesbacher.at
Fertigstellung
2023
Typologie
Holz im Verwaltungsbau
Die Übersiedlung der Bezirksverwaltung von der Stadt Salzburg nach Seekirchen im Flachgau bildet den Startschuss für die Neustrukturierung der öffentlichen Verwaltung in Salzburg, welche die Landeshauptstadt entlasten und die Verwaltung näher zu den Bürger:innen bringen soll. In der Ausschreibung zu einem als EU-weites Generalplanerverfahren durchgeführten zweistufigen Wettbewerb forderte das Land Salzburg als Bauherr „einen angemessenen Anteil von Holzbauelementen in der Planung“. Aus einer ganzen Reihe hervorragender Entwürfe wurde 2020 jener von SWAP Architektur aus Wien in Partnerschaft mit der Delta AG ausgewählt – und in beeindruckendem Tempo umgesetzt. Bereits im Juni 2023 konnte die neue Bezirkshauptmannschaft ihrer Bestimmung übergeben werden.
Das Entwurfskonzept versprach mit seinen sechs verschieden hohen, zahnschnittartig versetzten kubischen Baukörpern aus Holz, die über einem Sockel in Massivbauweise sitzen, eine rationelle Umsetzung und für den Holzbau einen hohen Grad an Vorfertigung. Das Erdgeschoss wurde in Ortbeton ausgeführt, weil die Baufläche im Hochwasser-Gefahrenbereich (Hinweiszone HQ 300) der Fischach liegt.
Modernes Raumkonzept, ausgetüftelte Konstruktion
Das Erdgeschoss beherbergt neben dem Foyer mit der Sicherheitsschleuse die Hauptfrequenzbereiche für den Kundenverkehr sowie einen großen Veranstaltungsraum, der bei Katastrophenereignissen als Kommunikationszentrale des Krisenstabs der Bezirksbehörde dient. Die Lage der Besprechungszimmer signalisiert Bürgernähe, ihre spezielle Ausstattung, Verglasung und damit Einsehbarkeit machen sie auch für die Verhandlung schwieriger Themen geeignet.
Die Büros der Sachbearbeiter:innen in den oberen Geschossen der sechs turmartigen Bauteile aus Holz bieten Platz für rund 200 Mitarbeiter:innen. Dabei werden je zwei der Kuben über ein gemeinsames Stiegenhaus aus Ortbeton erschlossen. Sockel und Stiegenhäuser bilden ein robustes Korsett, auf bzw. um das sich das in Holzskelettbauweise ausgeführte Tragwerk aus Brettschichtholz-Stützen- und -Trägern entfaltet. Dieses beeindruckt nicht nur mit Trägern von bis zu 20 Meter Länge, sondern auch durch seine innovativen Aspekte. Holzbaufirma und Tragwerksplanung tüftelten gemeinsam eine innovative Konstruktion aus, bei der sich die tragenden Elemente, die abnehmende Traglast berücksichtigend, von unten nach oben verjüngen. So wurde Holz gespart und Nutzfläche gewonnen. Die Verbindung der aufeinanderstehenden Stützen erfolgte mit hölzernen Zapfen, wodurch eine Unmenge von Eisenhülsen, Stahlbändern und -schrauben gespart wurde. Das sichtbar belassene Tragwerk aus unbehandelten Stützen und Trägern, die hölzernen Decken und die hochwertigen Eichenparkettböden bilden in den öffentlichen Bereichen ein stimmungsvolles und zugleich modernes Ambiente. Das Gleiche gilt für die Büros, deren zu den Gangbereichen hin verglaste Trennwände mit hochwertigen Systemelementen eines Salzburger Tischlerbetriebs ausgeführt sind. Holz ist somit auch im Ausbau der bestimmende materielle Faktor.
Für den konstruktiven Holzbau wurden rund 1.000 m³ Holz benötigt, wobei – mit Brettschichtholz aus Jenbach in Tirol für Flächenbauteile wie Decken und Brettsperrholz aus Unternberg in Salzburg für Stabbauteile wie Stützen und Träger – auf kurze Wege geachtet wurde. Dank der exakten Planung, der Vorfertigung im Werk und einer logistisch bis ins Detail geplanten Anlieferung konnte der Holzbau in nur 15 Wochen mit einer Handvoll hochqualifizierter Fachkräfte errichtet werden.
Amt mit Atmosphäre
Der Planung legte das Team von SWAP Architektur einen klaren Fokus zugrunde: „Es war uns wichtig, dass wir die Menschen, die in der Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung arbeiten oder Termine haben, mit unserer Architektur unterstützen. Kurze und übersichtliche Grundrisse, die Verwendung von nachhaltigen Baustoffen und die Ausführung in Sichtqualität schonen Ressourcen, machen den Holzbau spürbar und erlebbar und schaffen eine wohltuende Atmosphäre für Mitarbeiter:innen und Bürger:innen.“
Schon jetzt hat sich der Neubau bestens bewährt. Die kurzen Wege und die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr machen es den Bewohner:innen des Flachgaus leicht, ihre Behördenwege zu erledigen. Dabei signalisiert der Bau mit seiner seriellen Anordnung der Fensterelemente, seiner Schalung im Bandsägeschnitt und den vorgehängten, mit einer Vergrauungslasur beschichteten Brettschichtholz-Lamellen aus Lärchenholz nach außen sachliche Zurückhaltung. Mit dem „klimaaktiv Standard Gold“ erreicht der Neubau die höchsten Nachhaltigkeitsstandards.