Themen wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind im Allgemeinen und in den letzten Jahren verstärkt auch in der Architektur diskursbildend. Mit Blick auf die kommenden Jahre rücken damit konkret die Einhaltung der in der EU-Taxonomie festgeschriebenen Kriterien und das Einhalten der ESG-Standards in den Fokus. In der Entwicklung von Architekturprojekten zeigt diese Tendenz bereits Wirkung. Unter anderem nimmt der Anteil an Holzbauten in der Neubauplanung stetig zu, bei einzelnen Projektentwickler:innen verstärkt auch im Sektor Bürobau. Wir haben dazu bei Thomas G. Winkler, dem CEO der UBM Development AG, nachgefragt, vor welchem Hintergrund sich diese Trends entwickeln.
Die UBM hat ihren Fokus von der Entwicklung von Hotelprojekten hin zum Bauen mit Holz gerichtet und sich als führende Immobilienentwicklerin von Holzbauprojekten in Europa neu positioniert. Wie kam es zu diesem Wandel, was gab dafür den Ausschlag?
Der Strategieschwenk ist schlicht aus der Not geboren. Im März 2020, beim Ausbruch der COVID-19-Pandemie, wollte man alles sein, außer der größte Hotel-Entwickler in Europa. Wir haben zu dem Zeitpunkt bereits mit der Holzbauweise experimentiert und der Rest der Geschichte hat sich über die Zeit dann entwickelt.
Die UBM hat sich in ihrer Neuorientierung einem nachhaltigen Grundsatz verschrieben und entwickelt ihre Projekte nach dem Grundsatz des grünen Wandels. Konkret prüft sie bei 100 Prozent aller Neubauprojekte die Materialwahl Holz. Sieht sie sich damit als Vorreiterin eines Trends und welche Vorteile und Qualitäten stecken hinter dieser Entwicklung?
Die UBM war mit dem Holzbau früh dran und bemüht sich auch um eine konsequente Umsetzung. Ziel ist es aber, auf keinen Fall alleine zu bleiben. Erst durch eine kritische Masse können Skalen- und damit Kostenvorteile lukriert werden.
Die anderen Vorteile liegen auf der Hand: massive Reduktion des CO2-Fußabdrucks von Gebäuden, Kosten- und Zeitvorteile, weniger Gewicht und weniger Baustellenverkehr, nachwachsender Rohstoff mit positiver Lebenszyklusanalyse sowie höchste Raumqualität. Das sind Vorteile, die auch einen klaren Mehrwert für Mieter:innen und Investor:innen mit sich bringen.
Oft wird eine schwankende Holzpreisentwicklung als Unsicherheitsfaktor in der Projektentwicklung hinsichtlich der Kalkulation der Baukosten dargestellt. Wie bewerten Sie den Holzbau aus wirtschaftlicher Sicht und was macht den Holzbau zukunftssicher?
Die Preise von Holz schwanken nicht mehr als jene von Baumaterialien wie Stahl oder Zement. Sobald eine echte CO2-Bepreisung stattfindet, ist Holz unschlagbar. Schließlich braucht es nur die Sonne als Energiequelle und speichert auf natürliche Weise CO2. In unseren Märkten ist Holz auch nachhaltig verfügbar. Österreich ist zur Hälfte mit Wald bedeckt, hierzulande wird regelmäßig genug Holz geerntet – aber im Rahmen einer nachhaltigen Bewirtschaftung. Es wächst insgesamt mehr Holz nach, als verwendet wird.
Nachhaltige Kapitalmarktinstrumente, Green Financing, ESG-Standards und EU-Taxonomie sind im Bereich der Immobilienwirtschaft in aller Munde. Holz erfüllt fünf der sechs in der EU-Taxonomie festgeschriebenen Kriterien. Welche Rolle spielen diese Faktoren für die Nachfrage nach nachhaltig errichteten Büroflächen, von Unternehmen, die sich als nachhaltig positionieren wollen und einen klaren Fokus auf die Erfüllung der ESG-Goals setzen?
Jedes Unternehmen, das einen ESG-Bericht veröffentlicht und Angaben zu seinem „Corporate Carbon Footprint“ machen muss, erzielt als Mieter von Holz-(Hybrid-)Büroflächen eine erheblich verbesserte Bilanz.
Die erste Frage von Immobilieninvestoren ist, ob ihr Investment auch nach zehn Jahren noch werthaltig ist. Diese Frage lässt sich bei neu errichteten Holz-(Hybrid-)Gebäuden am leichtesten mit „Ja“ beantworten.
Ein Drittel der Bauten, die die UBM entwickelt, liegen in der Assetklasse Büro. Im Jahr 2022 machten Bürobauten den flächenmäßig größten Anteil aller Projekte aus. Sie haben in diesem Bereich Vorreiterprojekte in Holz in der Entwicklung und auch schon umgesetzt – wie beispielsweise den Timber Marina Tower und den Timber Pioneer. Diese Projekte entsprechen der EU-Taxonomie und den ESG-Richtlinien. Gibt es generell eine steigende Nachfrage nach Bürobauten oder ist es eine spezifische Nachfrage nach Bürobauten in nachhaltiger Bauweise?
Büro und Light Industrial sehen eine paradoxe Entwicklung: Einerseits steigt die Leerstandsquote im alten Bestand. Andererseits geben Investor:innen bei Umfragen dem Holzbau eine klare Präferenz, Mieter:innen sowieso. Ein zukunftstaugliches Büro kann es mit den Vorteilen des Homeoffice aufnehmen und hat den Vorteil, dass es bei einer klaren örtlichen Trennung von Arbeit und Privatleben bleibt. Das wünscht sich übrigens die weit überwiegende Mehrheit der Mitarbeiter:innen.
Thomas G. Winkler, CEO der UBM Development AG