Zum Hauptinhalt springen

Neue Bürowelt Haberkorn, Wolfurt

erschienen in
Zuschnitt 94 Holz, Büro & Co., September 2024

Daten zum Objekt

Standort

Wolfurt/AT

Bauherr:in

Haberkorn GmbH, Wolfurt/AT, www.haberkorn.com
KISA-Grundstücksverwaltung GmbH, Wolfurt/AT

Architektur

NONA Architektinnen, Dornbirn/AT, www.nona-architektinnen.at

Statik

IFS Ziviltechniker GmbH, Innsbruck/AT, www.ifs-zt.at

Holzbau

Fussengger Holzbau GmbH, Dornbirn/AT, www.fussenegger-holzbau.at

Fertigstellung

2023

Umgenutzt und weitergebaut

Am Rande des Logistikgebiets, südlich des Güterbahnhofs Wolfurt in Vorarlberg, liegt die Zentrale der Haberkorn GmbH – von ­Österreichs größtem technischen Händler für Industrie- und Bauunternehmen. Nicht nur die Marktgemeinde Wolfurt als Drehscheibe im internationalen Güterverkehr wächst stetig, auch ­Haberkorn benötigte eine Erweiterung seiner Infrastruktur um rund hundert Büroarbeitsplätze.

Die Bestandsanalyse zeigte, dass eine bestehende Lagerhalle mit einer Größe von 59,6 mal 18,5 Metern das Potenzial hatte, den zusätzlichen Raumbedarf zu decken, ohne wertvolle Bodenflächen neu versiegeln zu müssen. In einem kleinen geladenen Wettbewerb – vorgegeben waren lediglich die Anzahl der neuen Büro­arbeitsplätze sowie die zu übersiedelnden Abteilungen – überzeugten NONA Architektinnen mit einer Raum-im-Raum-Lösung in Holzbauweise. Inspiriert von den angrenzenden Logistik­regalen, referenzierten sie diese in Form eines zweigeschossigen, regalartigen Holzbaukörpers, der in die bestehende Halle gesetzt wurde. Der Holzbau ist völlig autonom vom Bestand, lediglich an den vorhandenen Leimbindern der Dachkonstruktion, die die Halle überspannen und den neuen Einbau durchdringen, gibt es Anschlusspunkte.

Regal im Raum

Die Haupterschließung der „Neuen Bürowelt“ erfolgt an der östli­chen Stirnseite über den Bestand. Nach dem Eintreten öffnet sich der Blick auf das offene Großraumbüro, das sich über die gesamte Länge der Halle erstreckt und durch Möblierung, Pflanzen und „Office Cubes“ zoniert wird. Flankiert wird es von dem knapp 51,6 Meter langen und 6,4 Meter breiten frei stehenden zwei­geschossigen „Hochregal“. Auf einem Achsraster von 150 cm und mit einer Tiefe von 40 cm schafft die Holzriegelkonstruktion aus natur­belassenem Fichtenholz mit tragenden Massivholzdecken Raum für weitere Arbeitsplätze und Besprechungsräume. Die Trennwände sind variabel versetzbar, um auch zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden. Ein wiederkehrendes Muster aus ­Verglasung, Regalfläche und offenem Fenster bildet die Fassade des Hochregals zum Großraumbüro im Erdgeschoss und bietet so je nach Bedarf unterschiedliche Situationen von Privatheit und Offenheit. Die Erschließung der Räume erfolgt zum einen über den Skelettbau selbst, zum anderen über die südlich an die Bestandsfassade angrenzenden Räume, die vor allem Sanitär- und Lagerräume beherbergen und über Oberlichter in der ­ansonsten geschlossenen Fassade natürlich belichtet werden.

Die Ausführung in Holzbauweise und der starke Fokus auf die Aufenthaltsqualität für die Mitarbeiter:innen – die Stirnseiten der Bestandshalle sind jeweils für Gemeinschaftsräume reserviert –, sind wichtige Schritte in Richtung ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit. Die Neue Bürowelt zeigt eindrucksvoll, dass die Adaptierung und Verdichtung des Bestandes eine durchaus spannende Bauaufgabe darstellt.


verfasst von

Linda Lackner

studierte Architektur an der TU Wien und der Akademie der bildenden Künste Wien, forscht und publiziert zu Themen der Architektur und Stadtplanung, von 2019 bis 2023 war sie Redakteurin der Zeitschrift Zuschnitt.

Erschienen in

Zuschnitt 94
Holz, Büro & Co.

Neue Gebäude, Räume und Orte der Büroarbeit in Holz

8,00 €

Zum Produkt   Download

Zuschnitt 94 - Holz, Büro & Co.