Zum Hauptinhalt springen

Mobile Bibliothek Pyhrn-Priel-Region

erschienen in
Zuschnitt 95 Regionen und Gemeinden stärken, Jänner 2025

Daten zum Objekt

Standort

Hinterstoder, Klaus an der Pyhrnbahn, Steyrling (im Zweiwochentakt abwechselnd)/AT

Bauherr:in 

Gemeinde Hinterstoder, Hinterstoder/AT, www.hinterstoder.ooe.gv.at; in Kooperation mit der Gemeinde Klaus an der Pyhrnbahn, Klaus an der Pyhrnbahn/AT, www.gemeinde-klaus.at

Architektur 

Florian Radner – Architektur und Holzbau, Pettenbach/AT, www.radner.org

Statik 

Dipl.-Ing. Christian Dold, Graz/AT

Holzbau 

Florian Radner – Architektur und Holzbau, Pettenbach/AT, www.radner.org

Fertigstellung

2019

Bücher auf Rädern

Den Anspruch, mehr zu sein als ein bloßer „Buch-Behälter“, wie es das griechische Wort für Bibliothek (βιβλιοθήκη) impliziert, stellt die Mobile Bibliothek, kurz MoBib. Dass eine Bibliothek ein öffentlicher Ort der Begegnung, ein Treffpunkt abseits des Gasthauses sein kann, wird schmerzlich bewusst, wenn es eine solche nicht (mehr) gibt. Gerade kleinere, strukturschwache Gemeinden mit bis zu 1.500 Einwohner:innen sind aufgrund von Abwanderung und demografischer Entwicklung besonders von der Reduktion des kulturellen Angebots wie beispielsweise der Schließung von Bibliotheken betroffen.
Dieser Entwicklung wollte der Architekt Florian Radner im Rahmen seiner Diplomarbeit an der TU Wien entgegenwirken und erarbeitete ab 2016 das Konzept für die MoBib, die ab 2019 alle zwei bis vier Wochen zwischen den drei Orten Hinterstoder, Klaus und Steyerling verkehren und den Bewohner:innen an zentral gelegenen Orten Zugang zu Lesestoff und Austausch ermöglichen sollte.

So einfach und einleuchtend das Konzept klingt – ein Holzriegelbau, der, auf einem entsprechenden Anhängerfahrgestell montiert, von einem Traktor von Gemeinde zu Gemeinde gezogen wird –, so kompliziert war die dahinterstehende Akteursstruktur. Verwaltung, Politik und sehr begrenzte finanzielle Mittel seitens der Gemeinde erforderten ein enormes Durchhaltevermögen und einen hohen Einsatz an Eigenmitteln. Mit einer LEADER-Förderung des Landes Oberösterreich konnten 60 Prozent der Baukosten abgedeckt werden. Die Bauarbeiten fanden ein Jahr lang in Eigenregie mit Hilfe von Freund:innen und Familie neben der „eigentlichen“ Arbeit im Architekturbüro statt. Das Holz für die MoBib stammt aus dem elterlichen Wald. Weitere finanzielle Mittel konnten etwa durch das Preisgeld des Nachhaltigkeitspreises des Umweltbundesamtes akquiriert werden. Die Erstausstattung der Bibliothek sowie der laufende Betrieb wurden durch Fördermittel des Landes Oberösterreich ermöglicht.

Klar ist jedoch, dass ohne das ehrenamtliche Engagement aller Mitwirkenden – allen voran den Bibliothekar:innen – der Betrieb der MoBib nicht möglich wäre. Dass sich der Einsatz jedoch gelohnt hat, zeigen nicht nur die 150 aktiven Nutzer:innen, die innerhalb des ersten Jahres über tausend Medien ausgeliehen haben, sondern auch der Erfolg ihrer erweiterten Funktion als Freiluftbühne, Klassenzimmer oder einfach als sozialer Treffpunkt für den Dorftratsch.


verfasst von

Christina Simmel

leitende Redakteurin der Zeitschrift Zuschnitt

Erschienen in

Zuschnitt 95
Regionen und Gemeinden stärken

Vielfältige Lösungswege, kleine und große Eingriffe aus Holz gegen Strukturschwächen

8,00 €

Zum Produkt   Download

Zuschnitt 95 - Regionen und Gemeinden stärken