Daten zum Objekt
Standort
Berngau/DE
Bauherr:in
Gemeinde Berngau, Berngau/DE, www.berngau.de
Architektur
Max Otto Zitzelsberger Architekt, München/DE, www.maxottozitzelsberger.de
Statik
merz kley partner GmbH, Dornbirn/AT, www.mkp-ing.com
Holzbau
Zimmerei Hirsch Möning, Möning/DE, www.zimmerei-moening.de
Fertigstellung
2021
Typologie
Dialog im Freien
Generationennetzwerk
Die Gemeinde Berngau entwickelte unter Bürgermeister Wolfgang Wild (2008 – 2020) ein Leitbild zur Förderung baulicher und sozialer Entwicklungen. Mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wurde dazu das „Generationennetzwerk“ ins Leben gerufen, um bestehende zivilgesellschaftliche Initiativen zu koordinieren, Leerstände zu beseitigen und das Zusammenleben verschiedener Bevölkerungsgruppen zu stärken. Ziel war es, die Gemeinde sowohl baulich als auch gesellschaftlich barrierefrei zu gestalten.
Ein zentrales Element dieses Leitbilds war die Umnutzung der seit den 1990er Jahren stillgelegten kommunalen Kläranlage. Da der Tropfkörper als letzter seiner Art im Landkreis eine identitätsstiftende Bauform darstellt, entschied man sich gegen einen Abriss. Bei einer spontanen gemeinsamen Besichtigung durch den Soziologen Klaus Zeitler, der das Generationennetzwerk begleitet und berät, und den Architekten Roland Gruber von nonconform entstand die Idee, die Kläranlage in eine „Erkläranlage“ umzuwandeln. Was genau eine solche Erkläranlage sein und was sie in Zukunft leisten sollte, bedurfte allerdings einer genaueren Bestimmung.
Ideenwerkstatt
Im Rahmen einer von nonconform moderierten partizipativen Ideenwerkstatt wurden 2016 gemeinsam mit der Berngauer Bevölkerung Strategien für die Nachnutzung leer stehender Gebäude und die Neuordnung der Nutzungen im Zentrum erarbeitet. Die Erkläranlage sollte als inklusiver Ermöglichungsraum für alle und als „grünes Klassenzimmer“ für die örtlichen Schulen dienen. Produkt der Ideenwerkstatt war ein „Zukunftskatalog“, der als Einreichung für die Bayerische Städtebauförderung diente und in der Folge die Finanzierung des Generationennetzwerks selbst und die Transformation zur Erkläranlage ermöglichte.
Erkläranlage
Mit dem Umbau wurde der Architekt Max Zitzelsberger beauftragt, der bereits den Wettbewerb für die Umnutzung des leer stehenden Gasthauses Lukas im Zentrum von Berngau gewonnen hatte. Neben dem bestehenden Tropfkörper, der eine hölzerne „Krone“ erhielt und begehbar gemacht wurde, entstand ein offener Holzpavillon als Ort der Begegnung und Forschung. Ein Holzzaun schirmt das Gelände von der Umgehungsstraße und dem Klärbecken ab. Eine neu errichtete Holzbrücke über den Bach verbindet die Schule barrierefrei mit dem Areal. Die Bauarbeiten wurden gemeinsam mit Jugendlichen der Lebenshilfe, Schüler:innen und Zimmerlehrlingen durchgeführt, um gelebte Inklusion bereits im Entstehungsprozess zu verankern.
Kümmererstruktur
Seit der Eröffnung im Jahr 2020 fanden zahlreiche Veranstaltungen in der Erkläranlage statt, von Ferienprogrammen und Teeniegruppen bis hin zu Gemeindenachmittagen und Kinovorführungen unter freiem Himmel. Zur Sicherung der nachhaltigen Entwicklung Berngaus wurde auf kommunaler Ebene als Teil des Quartiersmanagements die Position eines Kümmerers geschaffen, als der derzeit Altbürgermeister Wolfgang Wild fungiert. Diese über Jahre gewachsenen Strukturen machen Berngau zu einem Vorbild. Nach anfänglicher Skepsis in der Region entstehen nun mehrere ähnliche Generationennetzwerke.