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Wald – Holz – Klima
Österreichische Waldinventur 2018 – 2023

erschienen in
Zuschnitt 94 Holz, Büro & Co., September 2024

Österreichs Wald ist von Klimakapriolen betroffen. Die neuen Daten aus der Österreichischen Waldinventur 2018 – 2023 zeigen die Auswirkungen des Klimawandels und belegen die Bedeutung einer aktiven Waldbewirtschaftung.

Mit einem Waldflächenanteil von rund 48 Prozent zählt Österreich zu den waldreichsten Ländern Europas. Der österreichische Wald erbringt eine Vielzahl an Leistungen für unsere Gesellschaft:
Er schützt vor Naturgefahren, bietet Erholung und sichert Arbeitsplätze. Mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz und den daraus gewonnenen Produkten trägt der Wald maßgeblich zum Klimaschutz und zur Energiewende bei. Die Auswirkungen des Klimawandels machen aber auch vor unseren Wäldern nicht halt, das zeigen die aktuellen Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur 2018 – 2023.

Trockenperioden und Extremereignisse nehmen zu

Die letzten Jahre waren von außergewöhnlichen Klimabedingungen gekennzeichnet. In Trockenperioden reduzieren Bäume das Wachstum, der Holzzuwachs der österreichischen Wälder nimmt daher ab. Häufigere Schadereignisse wie Windwürfe und Borkenkäferschäden verringern ebenfalls den Zuwachs, sie führen zu größeren Schadholzmengen und in weiterer Folge zu größeren Verjüngungsflächen als geplant. Der beobachtbare Trend zu mehr Laub- und Mischwald hält weiterhin an.

Waldfläche und Vorrat pendeln sich auf hohem Niveau ein

Die Waldfläche und der Holzvorrat sind seit Beginn der Österreichischen Waldinventur in den 1960er Jahren stetig größer geworden und befinden sich nun auf einem Maximalwert.
Aktuell beträgt die Waldfläche 4,02 Mio. Hektar, der Holzvorrat hat im Ertragswald von 780 Mio. Vorratsfestmetern (Vfm) auf 1.180 Mio. Vfm zugenommen. Für die letzten Jahre zeigen sich nun erstmalig die Auswirkungen des Klimawandels an einem leichten Rückgang beim Holzvorrat. Nach den aktuellen Ergebnissen der Österreichischen Waldinventur 2018 – 2023 liegt der Holzvorrat im Ertragswald bei 1.174 Mio. Vfm. Auch der jährliche Holzzuwachs hat zuletzt von 29,2 Mio. Vfm auf derzeit 28,2 Mio. Vfm abgenommen. Durch die klimawandelbedingt vermehrt auftretenden Schadereignisse werden derzeit rund 97 Prozent des Holzzuwachses infolge der erforderlichen Schadholzaufarbeitung entnommen. Aufgrund regionaler Schwankungen im Schadensgeschehen kann das Nutzungsprozent auch über 100 Prozent liegen. Vergleichbare Entwicklungen sind – wenig überraschend – in den meisten europäischen Ländern feststellbar.

Zusätzlich werden zuwachskräftige Lagen, die sich eher im Tal befinden und geringere Hangneigungen aufweisen, intensiver genutzt als zuwachsschwächere Bestände in höheren und steileren Lagen. Damit nimmt der Anteil langsamer wachsender Starkholzbestände deutlich zu, deren Verjüngung aus Stabilitätsgründen im nächsten Jahrzehnt anzustreben ist.

Der Wald ist wichtig für die Biodiversität

Durch Waldpflege und aktiven Waldumbau mit geeigneten Baumarten fördern die Waldbewirtschafter:innen die Anpassung der Wälder an zukünftige Klimabedingungen und den Erhalt der Biodiversität im Ökosystem Wald. Werden alte und dicke Bäume mit Mikrohabitaten stehen gelassen, Feucht- und Trockenbiotope sowie Asthaufen, Blockhalden und Steinwälle erhalten, wird die Waldbiodiversität bewahrt und gefördert. Ein aussagekräftiger Indikator ist das Totholz. Der stehende Totholzvorrat im Ertragswald hat zuletzt von ursprünglich 9,7 Vfm/ha auf 10,5 Vfm/ha
(3 Prozent des Vorrats) deutlich zugenommen. Damit setzt sich ein seit den 1990er Jahren beobachteter Trend zu mehr Totholz in Österreichs Wald fort.

Ausblick

Wir gehen davon aus, dass sich die klimawandelbedingten Entwicklungen fortsetzen und sich noch weitere, verstärkte Auswirkungen wie Trockenheit, Borkenkäfer- und Sturmschäden zeigen werden. Insgesamt nimmt die Walddynamik durch den Klimawandel zwar zu, dennoch sind das Ökosystem Wald, eine klimafitte Waldbewirtschaftung und daraus entstehende Holzprodukte wichtige Elemente zur Minderung des Klimawandels. Das ergab schon die CareforParis-Studie unter der Leitung des Umweltbundesamts. Durch Holz und Holzprodukte kann ein hoher Anteil an fossilen Rohstoffen ersetzt und eingespart werden. Angesichts des Klimawandels und seiner Auswirkungen auf unsere Gesellschaft ist die Reduktion des Treibhausgasausstoßes die größte Stellschraube für den Klimaschutz. Ohne CO2-Reduktion kann der Wald seine positive Funktion bei der Bewältigung des fortschreitenden Klimawandels nicht unbegrenzt erfüllen. Das zeigen gerade die aktuellen Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur 2018 – 2023 und damit auch deren jährliche Auswertung, die für die Gestaltung der Waldentwicklung die erforderlichen Informationsgrundlagen liefert.

Relevanz zuverlässiger Waldinformationen

Aktuelle, zuverlässige und umfassende Informationen über den Zustand und die Veränderungen unserer Wälder gewinnen aufgrund der derzeitigen Entwicklungen an Bedeutung. Sie reichen von konventionellen Indikatoren, wie dem Verhältnis von Holzzuwachs und Nutzung, bis zu komplexeren Aussagen zur Biodiversität, Bioökonomie oder zum Klimaschutz. Um dem wachsenden Informationsbedarf und den Anforderungen auf nationaler und internationaler Ebene gerecht zu werden, führt die Österreichische Waldinventur seit 2016 jährlich auf einem Sechstel der Probeflächen Erhebungen durch. Insgesamt werden auf mehr als 11.000 Probeflächen Untersuchungen und Erhebungen durch die Expert:innen der Waldinventur vorgenommen. Die Informationen können damit jährlich aktualisiert werden, sodass die wichtigsten Zahlen über den Wald immer aktuell zur Verfügung stehen.

Detaillierte Informationen

Die Detailergebnisse der Österreichischen Waldinventur 2018 – 2023 sind seit Ende Februar 2025 unter www.waldinventur.at abrufbar.


verfasst von

Alexandra Freudenschuß

Studium der Forstwirtschaft an derUniversität für Bodenkultur, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut fürWaldinventur des Bundesforschungs­zentrums für Wald. Langjährige Erfahrung inder Umsetzung internationaler Berichtspflichten zur Treibhausgasbilanz.

Thomas Gschwantner

Leiter der Abteilung für Inventurdesign und Auswertung des Instituts für Waldinventur am Bundesforschungszentrum für Wald

Erschienen in

Zuschnitt 94
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Zuschnitt 94 - Holz, Büro & Co.