mui Board
Tagtäglich begegnen und nutzen wir in unserem beruflichen und privaten Alltag Bildschirme, Touchscreens und Wearables. Zu deren Herstellung setzt die digitale Technologie üblicherweise auf erdölbasierte Kunststoffe und Metalle. Gerade deswegen öffnet sich hier ein Forschungsfeld: Bildschirme auf Holzbasis. In Holz kommen Polymere wie Zellulose, Hemizellulose und Lignin natürlich vor. Durch Veränderungen der Zellstruktur und des Zellinhalts ist es möglich, das Quell- und Schrumpfverhalten je nach Temperatur und Feuchtigkeit von Holz einzuschränken – die Weiterentwicklung von Zellulosematerialien eignet sich zur Herstellung beleuchteter, interaktiver Bildschirme. Ebenso lassen sich dadurch organische Versionen von Dünnschichttransistoren herstellen, die wesentlicher Bestandteil von Displays sind. Die Leistung der Holzvariante kann mit herkömmlicher Hardware mithalten, im Bereich der Langlebigkeit kann sie sie sogar übertreffen. Das mui Board, ein Smart-Home-Display von mui Lab, ist eine auf den ersten Blick einfache Holzleiste, die sich aber durch Berührung in einen interaktiven Screen verwandelt. Das Upgrade mui Board Gen 2 ist mit Alexa kompatibel und unterstützt Matter, einen Verbindungsstandard für die Hausautomatisierung. Neben der Nachhaltigkeit im Sinne der Materialität setzt mui Lab auf eine Ästhetik, die allgegenwärtige Technologie in den unauffälligen Hintergrund rückt und dabei auch haptisch neu erfahrbar macht.
Kaffeekapseln
Ein weiteres Produkt aus der Rubrik der erneuerbaren Rohstoffe sind Kaffeekapseln aus unbehandeltem Holz. Für die Kapseln der Firma Vita mit Sitz in Wien sind hierbei nur all jene Rohstoffe im Einsatz, die zur Gänze nachwachsen. Das dafür verwendete Weichholz des Gehäuses kommt aus nachhaltiger PEFC-zertifizierter Forstwirtschaft in Süddeutschland. In Sägewerken, die dieses Holz zu Möbel- oder Bauholz weiterverarbeiten, fallen für gewöhnlich große Mengen an Säge- und Hobelspänen an, dieses Nebenprodukt wird aufgefangen und bildet den natürlichen Rohstoff für die Kaffeekapseln. Als Bindemittel fungiert ein Biokunststoff, der aus der Pflanzenstärke von Mais oder Zuckerrüben gewonnen wird. Im Spritzgussverfahren wird dann die Kapsel unter hohem Druck und großer Hitze in jene typische Form gebracht, die einerseits Produktionsreststoffe vermeidet und andererseits kompatibel mit gängigen Kaffeeautomaten ist. Die Holzfaserkapsel ist somit frei von fossilem Plastik, Mikroplastik oder Aluminium. Die Kapseln können über die Biotonne oder im eigenen Komposthaufen entsorgt oder als Grill- oder Ofenanzünder verwendet werden.
In Zahlen ausgedrückt, spart die holzbasierte Variante unter Einbeziehung aller relevanten Produktionsschritte der verschiedenen Bestandteile gegenüber einer petrochemisch hergestellten Kunststoffkapsel 26 Prozent an CO2-Emissionen, gegenüber der Aluminiumkapsel sind es sogar 55 Prozent.
Carlsberg
Schwieriger allerdings gestaltet sich die Verpackung aus Holz, wenn flüssiger Inhalt gefasst werden soll. Das Unternehmen Carlsberg stellt mit seiner Green Fibre Bottle die weltweit erste nachhaltige Flasche für Bier aus Holzfasern vor. Das Rohmaterial für den Prototypen besteht zur Gänze aus recyclebaren Holzfasern, die, vom Verschluss abgesehen, zu 100 Prozent biobasiert sind. Das Gefäßinnere wird derzeit noch durch eine dünne Kunststofffolie komplettiert, in der einen Variante besteht diese aus recyceltem PET, in der anderen aus vollständig kompostierbarem PEF, während gleichzeitig an einer Lösung ohne die Verwendung von Kunststoff gearbeitet wird. Die Vision von Carlsberg ist es, 80 Prozent an Emissionen gegenüber einmalig benutzten Glasflaschen einzusparen. Neben umweltschonenden Faktoren überzeugt der Vorzug, dass sich das Bier im Vergleich zu herkömmlichen Glasflaschen oder Metalldosen in der Holzausführung langsamer erwärmt, auch dürfte die Kohlensäure weniger leicht entweichen. Beim Verkauf und der Anpreisung eines Produkts zählen jedoch ebenso weitere Faktoren wie das geringe Verpackungsgewicht sowie die einzigartige Haptik und Farbgebung der Oberfläche von Holzfasern. Hierbei bündelt das dänische Verpackungsunternehmen Paboco die Interessen vieler Konzerne, die auf erdölfreie und zugleich innovative Alternativen setzen wollen. Zu seinen Kunden zählen neben Carlsberg auch internationale Größen wie L’Oréal und Coca-Cola.