Daten zum Objekt
Standort
Bergrheinfeld/DE
Bauherr:in
Riedel Bau AG, Schweinfurt/DE, www.riedelbau.de
Architektur
ASAP Institut für nachhaltige und klimagerechte Architektur, Würzburg/DE, www.asap-inka.de/asap
Statik ASAP Institut für nachhaltige und klimagerechte Architektur, Würzburg/DE, www.asap-inka.de/asap
Holzbau
Krug Holzsystembinder GmbH, Stadtlauringen/DE (Abbund), www.krug-holzbau.de;
Riedel Bau AG, Schweinfurt/DE (Richten), www.riedelbau.de
Fertigstellung
2024
Typologie
Ein Lehr- und Lernstück
Fast wäre der Neubau nicht weiter aufgefallen, wäre die neue Lehrhalle ein weiterer Industriebau auf dem Gelände der Riedel Bau AG gewesen. Die Pläne lagen schon auf dem Tisch – ein klassischer Hallenbau: Stahlbetonstützen, gedämmte Blechfassade. Doch dann zeigten die zukünftigen Nutzer:innen, die Auszubildenden, auf: Ist das noch zeitgemäß? Wo bleibt die Nachhaltigkeit? Das geht doch besser!
Zusammen mit dem Planungsteam von ASAP Institut für nachhaltige und klimagerechte Architektur steckten Bauherrin und Nutzer:innen nochmals die Köpfe zusammen. Einige intensive Diskussionsrunden und eine Tour über den Bauhof später stand fest: Restmaterial ist Baumaterial! Statt die ausrangierten Schaltafeln, den Verschnitt und die alte, unbrauchbare Dämmung, die haufenweise auf dem Gelände der Bau AG zu finden sind, zu entsorgen, sollten diese Materialien für den Neubau genutzt werden. Und wo nicht möglich, sollten umweltfreundliche Materialien zum Einsatz kommen.
Nun ist die Lehrhalle ein Holzskelettbau mit einer nachhaltigen Holzfaserdämmung und einer hinterlüfteten Fassade aus den verschnittenen Schaltafeln. Der typische Farbton der Schaltafeln von Gelb über Orange bis Rot macht den Bau zu einem Blickfang im sonst so grauen Industriegebiet. Der Sockel wurde aus CO2-reduziertem Beton hergestellt, gedämmt mit XPS-Dämmplatten aus Baustellenrückläufern – die sonst in der Müllverbrennungsanlage gelandet wären. In die Dachkonstruktion wurden aussortierte Schalungsträger integriert, die ein hinterlüftetes Gründach mit einer PV-Anlage tragen, die zu einem großen Teil die Stromversorgung des Gebäudes deckt. Auch die Verkleidung im Inneren, wo es auch mal gröber zugeht, wo gemauert, gehämmert und auch wieder abgerissen wird, besteht aus Ausschussware: Der Sockelbereich wurde mit gebrauchten Backsteinen verkleidet.
Im oberen Bereich sind umweltfreundliche Strohbauplatten montiert, die den Auszubildenden als Übungsfläche dienen. Ein Versuch, die CO2-Bilanz der gewählten Konstruktion mithilfe der Größe des CO2-Äquivalents der traditionellen Bauweise gegenüberzustellen, zeigt, dass die Wiederverwertung von Materialien nicht nur den CO2-Ausstoß senkt, sondern die Bilanz sogar ins Positive kehren kann und der Atmosphäre eine Belastung mit CO2 erspart bleibt. Diese positive Bilanz ist darauf zurückzuführen, dass gebrauchtes Material nicht verfeuert wird, sondern erneut zum Einsatz kommt.
Mit dem Umdenken und Umplanen von einer traditionellen Hallenkonstruktion nach dem Prinzip „nehmen, herstellen, entsorgen“ zu einer kreislaufbasierten Ausführung mit dem Ziel, Materialien und Ressourcen so lange wie möglich im Umlauf zu halten, konnte ein deutlicher Beitrag zum klimaschonenden Bauen geleistet werden. Und die intensive Zusammenarbeit von allen am Projekt Beteiligten – von Bauherrin bis Nutzer:innen – und die Bereitschaft, auch einmal von altbekannten Planungswegen abzukommen, zeigt, dass gemeinsam eine Lösung für unkonventionelle, aber richtungweisende Ansätze gefunden werden kann.