Nachweise in den Grenzzuständen der Tragfähig-
keit von Holzbauteilen beinhalten Nachweise der
Querschnittstragfähigkeit und bei stabilitätsgefähr-
deten Bauteilen Nachweise nach dem Ersatzstab-
verfahren oder nach der Theorie II. Ordnung. Bei der
Nachweisführung werden Bemessungswerte der
Beanspruchungen den Bemessungswerten der Trag-
widerstände gegenübergestellt. Nachweise der
Tragfähigkeit von Verbindungen mit mechanischen
Verbindungsmitteln – dazu gehören die stiftförmi-
gen metallischen Verbindungsmittel in Form von
Nägeln, Klammern, Bolzen, Stabdübeln oder Pass-
bolzen und Holzschrauben sowie Nagelplatten und
Dübel besonderer Bauart als Ring- und Scheiben-
dübel – sind im Sinne der Querschnittstragfähigkeit
von Holzbauteilen zu führen.
Nachweise in den Grenzzuständen der Gebrauchs-
tauglichkeit werden über die Begrenzung auftreten-
der Verformungen geführt. Im Hinblick auf die mög-
liche Auswirkung einer Verformung wird zwischen
zwei Einwirkungskombinationen unterschieden. Die
erste und gewichtigere ist immer dann anzuwenden,
wenn Schäden an nicht tragenden Bauteilen und
Einbauten, aber auch an direkt am Bauteil befestig-
ten Infrastrukturleitungen vermieden werden sollen.
Die zweite Einwirkungskombination ist anzuwen-
den, wenn es nicht um die Vermeidung von Schäden
geht, sondern ausschließlich Anforderungen an das
Erscheinungsbild und die Benutzbarkeit gestellt
werden. Bei der Berechnung der Verformungen ist
neben der Steifigkeit der Holzbauteile auch die
Nachgiebigkeit der Verbindungsmittel an den An-
schluss- und Stoßausbildungen unter Beachtung
entsprechender Verschiebungsmoduln mechani-
scher Verbindungsmittel zu berücksichtigen.
Abschließender Hinweis
Nationale Normen, welche Eurocodes umsetzen, um-
fassen den vom
cen
veröffentlichten Gesamttext des
Eurocodes, dem eine nationale Titelseite und ein
nationales Vorwort vorangestellt und ein nationaler
Anhang hinzugefügt sein dürfen. Der nationale An-
hang darf über solche Parameter Angaben enthalten,
die im Eurocode für eine nationale Wahl offen ge-
lassen sind. Der nationale Anhang
önorm b 1995-1-1
enthält neben den erlaubten nationalen Festlegun-
gen auch nationale Erläuterungen und nationale
Ergänzungen. Die nationalen Erläuterungen wurden
verfasst, um die Anwendung des
eurocode
5
zu
erleichtern. Nationale Ergänzungen wurden für
fehlende Regelungen vorgenommen – so unter
anderem weitere Bemessungsregeln für querzug-
beanspruchte Holzbauteile –, wobei sichergestellt
wurde, dass sie den Prinzipien und Anwendungs-
regeln des
eurocode
5
nicht widersprechen.
Das neue Sicherheitskonzept
Markus Wallner
Mit der Einführung der neuen Holzbaunorm
önorm
en 1995-1-1
(
mit
önorm b 1995-1-1
)
ist für die Bemes-
sung der Tragwerke ein neues Bemessungsverfahren
eingeführt worden: die Bemessung nach Grenzzu-
ständen mittels Teilsicherheitsbeiwerten.
Das „alte“ deterministische Sicherheitskonzept
Rückblickend betrachtet wird es ab dem
19
.
Jahr-
hundert durch Erkenntnisse in der Festigkeitslehre
möglich, die Tragfähigkeit von Bauwerken rechne-
risch nachzuweisen und damit das davor prakti-
zierte Bauen auf der Grundlage von Erfahrungen
abzulösen.
Für den rechnerischen Nachweis werden im so ge-
nannten deterministischen Verfahren vorhandene
Spannungen aus Einwirkungen als Maß für die
Beanspruchung ermittelt und diese den zulässigen
Spannungen als Maß für die Beanspruchbarkeit ge-
genübergestellt. Die zulässigen Spannungen sind
Erfahrungswerte, die so festgelegt sind, dass alle
ungünstig wirkenden Umstände und alle Einflüsse
erfasst werden, die durch die Berechnung nicht be-
rücksichtigt sind. Die gesamte Bauwerkssicherheit
steckt in diesen zulässigen Spannungen.
Das „neue“ semi-probabilistische Sicherheitskonzept
Die Berechnung mit Teilsicherheitsbeiwerten ermög-
licht es, tragende Konstruktionen mit etwa gleicher
Zuverlässigkeit gegen Versagen zu planen wie in
den bisherigen Berechnungsverfahren. Der Arbeits-
aufwand wächst aber nicht unerheblich. Material-
einsparungen infolge des neuen Bemessungsverfah-
rens sind in den meisten Fällen minimal. Allerdings
ist es mithilfe der Zuverlässigkeitstheorie möglich,
die verwendeten Teilsicherheitsbeiwerte für Einwir-
kungen einerseits und für Materialwiderstände an-
dererseits wissenschaftlich zu begründen und trans-
parent darzustellen. Darin liegt ein wesentlicher
Vorteil der neuen Berechnungsmethode, die außer-
dem die wirklichen Verhältnisse beim Tragsicher-
heitsnachweis besser erfasst, als es die bisherigen
Bemessungsverfahren tun. Weiters können neue
Bauprodukte direkt in das Bemessungskonzept ein-
gebunden werden.