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Skulpturen von Carl Andre imGuggenheimMuseum inNew York,
1970
, fotografiert vonGianfrancoGorgoni
Stefan Tasch
Holz(an)stoß
Carl Andre
2017
2016
2015
2014⁄ 15
2014
2017
2016
2015
2014
2013
Carl Andre
geboren
1935
inQuincy⁄ US
lebt und arbeitet
inNew York
Carl Andre zählt zu denwichtigsten Vertretern der
Minimal-Art, die sich Anfang der
1960
er Jahren in
denUSA als Gegenbewegung zur gestischenMalerei
des Abstrakten Expressionismus formierte. Er erhielt
Kunstunterricht an der renommierten Phillips Aca-
demy in Andover, Massachusetts, die auch Frank
Stella besuchte. Ab
1957
war er in Stellas Atelier in
New York tätig. Aus Geldmangel begann er
1960
bei der Pennsylvania Railroad inNew Jersey zu
arbeiten. Als Verschieber auf einemGüterbahnhof
entdeckte er sein Interesse an der Ästhetik von
Industriematerialien wieMetall oder gestapelten
Holzbalken.
Anfang der
1960
er Jahre entstanden die ersten
„Pyramids“, Skulpturen aus Kanthölzern, die das
Motiv der Pyramide in gegenläufiger Doppelung
thematisieren. Alle aus Tannenholz gefertigten
Originale wurden allerdings zerstört und – sowie
andereWerke – erst später für Ausstellungen re-
konstruiert. Beispiele dafür zeigt die Ausstellungs-
ansicht einer großen Retrospektive im Solomon R.
GuggenheimMuseum inNew York
1970
: Zwischen
den „Pyramids“ ist die vertikale Skulptur „Well“ zu
sehen und davor „Lever“, eine auf dem Boden lie-
gende Arbeit aus Ziegelsteinen. „Well“ besteht aus
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Holzbalken identischer Abmessungen, wobei
die Stirn- und Längsseitenwie in einemMauerver-
band von Lage zu Lage wechseln. Die Höhe der
Einzelausstellungen
(Auswahl)
Small Sculptures and Short
Words, Paula Cooper Gallery,
New York
Sculpture as Place,
1958–2010,
Hamburger Bahnhof –Muse-
um für Gegenwart, Berlin
Konrad Fischer Galerie, Berlin
InHis Time, MnuchinGallery,
New York
A Friendship: Carl Andre’s
Works on Paper from the
LeWitt Collection, TheDan
FlavinArt Institute,
Bridgehampton, New York
Poems
1958– 1969
, Museum
zuAllerheiligen,
Schaffhausen⁄ CH
Gruppenausstellungen
(Auswahl)
Primary Structures: Meister-
werke derMinimal Art,
mmk
2
,
Frankfurt
Can I step on it?, Galleria
FrancoNoero, Turin
America Is Hard to See,
WhitneyMuseum of American
Art, New York
Texte in der Kunst, Georg
Kargl Fine Arts, Wien
Il Palazzo Enciclopedico,
55
. Biennale von Venedig,
Venedig
Skulptur von über
2
Meternmacht es dabei unmög-
lich, das leere Innere der Konstruktion zu sehen.
Die einzelnenHolzelemente sindweder verleimt
noch durchHolzverbindungen zusammengehalten,
sondern stabilisieren sich einzig durch die Schwer-
kraft unddie FormderModule. Beinahe exemplarisch
verhandeln diese Arbeiten die Entwicklung der
Bildhauerei insgesamt bzw. dieMetapher, die Andre
dafür seit den
1960
er Jahren verwendete: Anhandder
Freiheitsstatue verdeutlichte er, dass sich Künstler
anfangs für plastische Qualitäten interessierten, bis
die Konstruktion bzw. derenOffenlegung in den
Fokus rückten. Dafür nannte Andre den Eiffelturm
als Beispiel. Die nächste und vorerst letzte Entwick-
lungsstufe der Bildhauerei sei das Interesse für den
Ort. Alle Arbeiten Carl Andres wurden immer für
einen bestimmtenOrt konzipiert. Dabei spielte auch
die Ökonomie der Mittel eine bedeutende Rolle.
Nicht die bearbeiteteOberfläche sollte in den Fokus
treten, sondern die Unmittelbarkeit desMaterials.
„Ichwünsche nicht, Kunst zumachen, die dich zer-
drückt oder dir ins Auge schießt. Ich habe Arbeiten
gerne, mit denenman in einem Raum ist und die
man jederzeit ignorieren kann.“ (Carl Andre,
1981
)
Stefan Tasch
Studium der Kunstgeschichte inWien und Edinburgh,
Arbeit in verschiedenenMuseen undGalerien
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