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Stefan Tasch
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2008 ⁄09
Ronald Bladen
geboren
1918
in Vancouver,
gestorben
1988
inNew York
„The X“ aus bemaltem Sperrholz, zu sehen
1967⁄ 68
in der Ausstellung Scale as Content, CorcoranGallery of Art
Ronald Bladenwurde
1918
im kanadischen Vancou-
ver als Sohn britischer Einwanderer geboren, sein
Vater war Gartenbauexperte, seineMutter, die an
der Pariser Sorbonne studiert hatte, aktivesMit-
glied der Suffragetten-Bewegung. Schonmit zehn
Jahren zeichnete Bladen intensiv, fertigte Kopien
nach Arbeiten von Picasso undMatisse an. Er stu-
dierte von
1937
bis
1939
an der Vancouver School
of Art, später an der California School of Fine Arts
Malerei und Skulptur.
1941
wurde er bei der Muste-
rung zumMilitärdienst für untauglich befunden
und zur Arbeit als Schiffsschweißer verpflichtet.
Die handwerklichen und ästhetischen Erfahrungen,
die Bladen in dieser Zeit sammelte, ermöglichten
ihm in den folgenden Jahren nicht nur, seinen
Lebensunterhalt alsWerkzeugmacher zu verdienen,
sondernwaren vor allem für den Aufbau seiner
späteren Skulpturen von zentraler Bedeutung.
1956
zog Bladen auf Anraten seinesMalerfreundes
Al Held von San Francisco nachNew York, wo er
seineMalerei im Stile des Abstrakten Expressionis-
mus fortführte. Erst mit Beginn der
1960
er Jahre
wandte sich Bladen immer intensiver der Skulptur
zu, beginnendmit gefalteten Papiercollagen und
farbigen Sperrholzreliefs. Zum künstlerischen
Durchbruch verhalf ihm die
1966
imNew Yorker
JewishMuseum eröffnete Gruppenausstellung
„Primary Structures“. Zusammenmit Künstlernwie
Carl Andre, Dan Flavin, Donald Judd, Sol LeWitt
oder Robert Smithson erfuhr dort dieMinimal Art
als neue Kunstrichtung eine starke öffentliche
Resonanz. Bladen zählte innerhalb dieser Gruppe
zu den ältesten Künstlern und unterschied sich,
Einzelausstellungen
(Auswahl)
Ronald Bladen: Heroic
Shapes, LorettaHoward
Gallery, New York
Ronald Bladen in Context,
LorettaHowardGallery,
New York
Ronald Bladen: TheNew York
Paintings
1955– 1962
, Loret-
taHowardGallery, New York
Ronald Bladen: Large Scale
Sculpture, LorettaHoward
Gallery, New York
Ronald Bladen: Sculpture of
the
1960
s& 
1970
s, Jacobson
HowardGallery, New York
Ronald Bladen – Skulptur.
Werke der Sammlung
Marzona, NeueNational­
galerie, StaatlicheMuseen
zu Berlin
Ronald Bladen: Paintings
from the Fifties, Danese
Gallery, New York
Ronald Bladen: From Expres-
sionism toMinimalism, Selby
Gallery, Sarasota⁄ US
Kontrapunkt, Werke von
Nam June Paik und Ronald
Bladen,
rwe
-Turm, Essen
Gruppenausstellungen
(Auswahl)
Expanding Space – Ronald
Bladen, Al Held, Yvonne
Rainer, George Sugarman,
LorettaHowardGallery,
New York
Where Sculpture&Dance
Meet: Minimalism
1961
– 
1979
,
LorettaHowardGallery,
New York
AnOpening of the Field:
Jess, Robert Duncan, and
Their Circle, Grey Art Gallery,
New York
Works from the
1970
s, Pacific
Design Center, Los Angeles
Artists atMax’s Kansas City
1965– 1974
: Hetero-Holics
and SomeWomen Too, Loretta
HowardGallery, New York
Turning Point: TheDemise of
Modernism and Rebirth of
Meaning inAmericanArt,
Brigham YoungUniversity
Museum of Art, Provo⁄ US
obwohl er oft als eine Art Vaterfigur desMinimalis-
mus verstandenwurde, doch sehr deutlich von dem
seriellen, sachlichen bzw. nüchternen Ansatz der
Minimalistenwie Judd oder LeWitt. Bladens Kunst-
verständnis war wesentlich traditioneller, die eigen-
händige handwerkliche Arbeit essenziell für die
Gesamtkonzeption seiner Skulpturen. Die hier ab-
gebildete Arbeit „The X“ in der Halle der Corcoran
Gallery of Art inWashingtonwurde
1967
zusammen
mit Arbeiten von Barnett Newman und Tony Smith
in der Ausstellung „Scale as Content“ gezeigt. Das
Foto vomAufbau der Skulptur, auf dem Bladen und
seineMitarbeiter zu sehen sind, zeigt den immen-
sen Aufwand, den der Künstler betrieb, um seine
tektonischen Körperformen zu realisieren. Die ske-
lettartigenHolzgerüste benötigten in der Montage
viel Zeit undwurden am Ende, wie diemeisten
Skulpturen von Bladen, mit Sperrholzplatten oder
Aluminium ummantelt. Der Entstehungsprozess
wurde damit weitgehend unsichtbar gemacht, war
aber nach Ansicht von Bladen für den Betrachter
weiterhin spürbar.
Bladen sprach in seinen Interviews immer wieder
von der „Präsenz“ seiner Arbeiten, die unmittelbare
körperliche Erfahrungwar für den Künstler eine der
zentralen Prämissen, um seine Kunst zu verstehen.
„Die Skulptur soll für mich ein natürliches Phänomen
sein, dem ichmich nähern kann, um zu fühlen, um
bewegt, begeistert zuwerden.“
Stefan Tasch
Studium der Kunstgeschichte inWien und Edinburgh,
Arbeit in verschiedenen Museen undGalerien
Holz(an)stoß
RonaldBladen
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