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Stefan Tasch
2019
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2017
2016 ⁄ 17
2016
2015 ⁄ 16
2019
2018 ⁄19
2017 ⁄18
2016
MarkDion, geboren
1961
in
NewBedford, Massachusetts,
lebt und arbeitet in
New York
Dauerinstallation „TheUndisciplined Collector“ von
2015
imRose ArtMuseum
In seinen Installationen, Zeichnungen und Fotos
setzt sich der
us
-amerikanische Künstler Mark Dion
seit den
1980
er Jahrenmit der Natur und ihrer
Repräsentation durch denMenschen auseinander.
Die Bedrohung der Umwelt und der Artenvielfalt
infolge der Industrialisierung sowie die Politik der
musealenRepräsentation stehen dabei immer wieder
im Zentrum seiner künstlerischen Auseinander-
setzung. Formal und inhaltlich spielt der historische
Zeitraum zwischen dem
16
. und
18
. Jahrhundert –
die Zeit der historischenWunderkammern, jener
Sammlungskonzepte aus der Frühphase derMuseums-
geschichte, in denen verschiedenste Objekte von
überall her gemeinsam präsentiert wurden –
eine ebensowichtige Rolle für Dionwie die frühen
naturkundlichenMuseen des
19
. Jahrhunderts mit
ihremwissenschaftlichen Anspruch und den dafür
entwickeltenOrdnungs- und Sammlungssystemen.
Dion hinterfragt und kommentiert dabei kritisch
und zugleich ironisch die Kriterien undWerte des
Museums. Die Taxonomie, also die Unterteilung
der natürlichenWelt in Klassen undUnterklassen,
ist ein vomMenschen entwickeltes Ordnungssys-
tem, das nachDions Ansicht keine ganzheitliche
Widerspiegelung der Natur darstellen kann.
Das hier abgebildeteWerk „The Undisciplined
Collector“, das Dion als Auftragsarbeit undDauer-
installation für das Rose Art Museum inWaltham,
Massachusetts, konzipierte, kann als ironische
Anspielung auf die bereits erwähntenOrdnungs-
systeme und den Sammlungsauftrag vonMuseen
Einzelausstellungen
(Auswahl)
The Life of aDead Tree,
moca
–Museum of
Contemporary Art, Toronto
ToWatch, to Cut, to Capture,
to Kill, to Collect, Galerie
Nagel Draxler, Köln
Cabinet ofWonder, Gathering
Place, Tulsa⁄ US
Gesammelte Sammler. Die
materielle Kultur der Feldfor-
schung, Naturkundemuseum,
Berlin
The TarMuseum,
nhm
NaturhistorischesMuseum,
Wien
American Politics –Dirty
Tricks, Galerie Georg Kargl,
Wien
TheWondrousMuseum of
Nature, Kunstmuseum,
St.Gallen
The Library for the Birds of
New York andOther Marvels,
Tanya Bonakdar Gallery,
New York
Against the Current,
OrmstonHouse, Limerick⁄ IE
Gruppenausstellungen
(Auswahl)
Tierischer Aufstand.
200
Jahre
Bremer Stadtmusikanten in
Kunst, KitschundGesellschaft,
Kunsthalle Bremen, Bremen
Ding⁄ Unding. DieEntgrenzung
des Künstler*innenbuchs,
Graphische Sammlung
eth
Zürich, Zürich
Nature’s Nation: American
Art and Environment, Prince-
tonUniversity ArtMuseum,
Princeton⁄ US
Naturgeschichten. Spuren
des Politischen, mumok, Wien
Diorama. Erfindung einer
Illusion, Schirn Kunsthalle
Frankfurt, Frankfurt
Cupboard Love, Gewerbe-
museum, Winterthur
Don’t Look Back: The
1990
s
at
moca
, The Geffen
Contemporary at
moca
, Los
Angeles
Come As YouAre: Art of the
1990
s, BlantonMuseum of
Art, University of Texas,
Austin
generell gelesenwerden. Dion trug aus verschie-
denen Sammlungen der Brandeis University, zu der
das Rose Art Museum gehört, Dinge zusammen
und transferierte sie in ein Setting, das Chaos und
Ordnung gleichermaßen veranschaulicht. Zeitlich
ist der zur Gänze inHolz ausgekleidete Raum in
den
1960
er Jahren zu verorten. Dion nahm das
Gründungsjahr desMuseums
1961
zumAnlass, eine
Art Zeitkapsel zu konstruieren, in der nicht nur die
unterschiedlichenHolzarten desMobiliars und der
verwendeten Furniere, sondern auch die darin aus-
gestellten Gegenstände eine Art Sediment bilden
und eine komplexe zeitliche Zusammenführung er-
möglichen. Objekte aus unterschiedlichen Epochen,
wie Skulpturen aus byzantinischer Zeit, Gemälde
undDrucke aus dem
17
. Jahrhundert oder chinesi-
sche Schnupftabakflaschen, zeigen die unterschied-
lichen Sammlungsaufträge, aber letztlich auch die
persönlicheHandschrift aller Kuratoren undMuse-
umsdirektoren. Dabei kommen skurrile Vorlieben
zutage, die Dion recht zu geben scheinen, dass
Museen keineswegs Orte der Objektivität sind.
Dion vermeidet didaktischeMaßnahmenwieWand-
texte, um dem Besucher freie Assoziationen zu er-
möglichen. Er befreit ihn von der Rolle des passiven
Informationsempfängers und schickt ihn als
Wanderer und Forscher auf eine kulturelle Reise.
Stefan Tasch
Studium der Kunstgeschichte inWien und Edinburgh,
Arbeit in verschiedenenMuseen undGalerien
Holz(an)stoß
MarkDion
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