Wirtschaftlichkeit
Um eine Aussage zur Wirtschaftlichkeit treffen zu
können, müssen die Kosten eines Gebäudes in Holz-
bauweise den Kosten eines Gebäudes in konven-
tioneller Stahlbetonbauweise gegenübergestellt
werden.
Eine Vergleichskalkulation wurde anhand der
folgenden Parameter zugrunde gelegt:
17
Stockwerke
Geschossfläche von
750
m
2
Geschosshöhe von
3,25
m
Das Ergebnis der Kalkulation zeigt, dass die Kosten
der Primärkonstruktion in Holzbauweise derzeit um
70
%
höher liegen als bei einer Primärkonstruktion
in Stahlbetonbauweise.
Gemessen am Schlüsselfertigpreis eines Gebäudes
beträgt die Kostendifferenz zum Stahlbetonbau
nur“ mehr
12
%.
Im Bereich Holzbau liegen dabei
wesentliche Optimierungspotenziale im Bereich
Fassade, Ausbau und Haustechnik:
Einsparungen durch eine sichtbare Konstruktion
als Fassadenelement
Durch geringeres Gewicht der Konstruktion
geringere Kosten für das Fundament
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Reduktion der Geschosshöhen durch Verzicht auf ab-
gehängte Decken: Dadurch wird ein geringeres Bau-
volumen inklusive reduzierter Fassadenflächen erzielt.
In der kalkulierten Holzkonstruktion wurde stark auf
Sicherheit hin geplant. Die dadurch generierten Mas-
sen lassen ein erhebliches Optimierungspotenzial zu.
Durch die zu erwartenden kurzen Bauzeiten können
frühere Rückflüsse von Mieterträgen und somit ein
Zinseffekt erzielt werden.
Berücksichtigung der stark steigenden Preise für
Stahl und Energie; die Zementherstellung ist sehr
energieaufwendig. Somit sind künftig höhere
Kosten bei Stahlbetonkonstruktionen zu erwarten.
Um die wirtschaftliche Machbarkeit der Holzkon-
struktion zu erreichen, sind in weiterer Folge sowohl
neue Lösungen für Fassade, Haustechnik und Aus-
bau speziell für Holzkonstruktionen als auch Opti-
mierungspotenziale in der Primärkonstruktion zu
untersuchen und zu entwickeln.
Marktpositionierung
Neben der Wirtschaftlichkeit wird die Positionierung
des mehrgeschossigen Holzbaus in geeigneten Märk-
ten als wesentliches Erfolgsmerkmal angesehen:
Holzbaukonstruktionen eignen sich gut für Regionen
mit hohen Grundstückspreisen. Bei den Käufern bzw.
Eigentümern solcher Grundstücke ist davon auszu-
gehen, dass die Preissensitivität gegenüber Käufern
von günstigen Grundstücken geringer ist. Besonders
in Zentren von Ballungsräumen rücken deshalb
Grundstückskosten und erzielbare Vermietpreise im
Vergleich zu den Errichtungskosten in den Vorder-
grund. Nichtsdestoweniger sind kurze Bauzeiten er-
wünscht, um das Gebäude in möglichst kurzer Zeit
seiner Nutzung zuzuführen und Renditen zu erzielen.
Kurze Bauzeiten werden auch dort nachgefragt,
wo diese klimatisch bedingt notwendig sind oder
es die besondere Situation erfordert (z. B. vor
Großereignissen).
Holzbauten werden verstärkt Kundengruppen mit
ausgeprägtem Umweltbewusstsein ansprechen.
Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und somit
CO
2
-
neutral, sein Einsatz also klimafreundlich. Ein
Unternehmen kann z. B. mit einem Bürohaus in Holz-
bauweise seine Firmenphilosophie widerspiegeln.
Überdies spielen sowohl im gewerblichen als auch
im privaten Bereich traditionelle Werte, die mit dem
Holzbau verbunden werden, eine große Rolle.
In Regionen mit großflächig verfügbaren Holzvor-
kommen wird Holz als Baustoff vermehrt nachge-
fragt werden. Damit wird ein wesentlicher Beitrag
zur regionalen Wertschöpfung geleistet.
Teurer und trotzdem wirtschaftlich!
Michael Zangerl und Ulrich Forster
Im Rohbau ist die Holz-
bauweise derzeit um
70
%
teurer als Stahlbeton.
0,7
1,9
3,8
Holz
0,7
0,7
2,4
Stahlbeton
Baustellengemeinkosten –
Material –
Lohn und Geräte
Vergleich Rohbaukosten in Mio. ¤
Die Kostendifferenz ergibt
sich im Holzbau durch höhere
Material- sowie Lohn- und
Montagegerätekosten (Dif-
ferenz ¤
2,6
Mio). Die Wirt-
schaftlichkeit des Holzbaus
ist jedoch trotz der höheren
Kosten für den Rohbau nicht
ausgeschlossen.
DI Ulrich Forster
geboren
1971
1998
Diplom Bauingenieur
an der
fh
Regensburg⁄
D
seit
1998
Akquisition für
Generalunternehmen im
Schlüsselfertigbau,
Rhomberg Bau GmbH,
Bregenz
Mag. Michael Zangerl
geboren
1964
Studium der Betriebswirt-
schaft an der Uni Innsbruck
zuständig für Geschäfts-
feldentwicklung, Vertrieb
und Marketing bei Rhom-
berg Bau GmbH, Bregenz
Betrachtet man die Errich-
tungskosten des gesamten
Gebäudes, nähern sich die
Werte an.
Rohbau
Untergeschoss –
Fassade
Ausbau
Haustechnik
Einsparungspotenzial durch neue Lösungen
Optimierungspotenzial in der Primärkonstruktion
Stahlbeton
1
8
4
5
3,8
6,4
1
8
4
5
Holz
Vergleich Errichtungskosten in Mio. ¤