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Sichtbarer Wandel
Karin Triendl
Das Backsteinhaus amKanal von Saint-Denis, einst mit demCafé Au Bon
Coin einMotiv des Fotografen Robert Doisneau, wurde vom Pariser Atelier
Ramdam saniert und um einen
3
Meter breiten Zubau erweitert. Der Anbau
aus Holz verdoppelt dieWohnnutzfläche des Bestandes und ist ein sicht-
bares Zeichen für den positivenWandel des Bezirks. DieWahl der Architek-
ten fiel auf den Baustoff Holz, weil dieser eine Präfabrikation erlaubt bei
trockener Baustelle undwenig Lärmbelästigung für die Anrainer, aber auch
aus nachhaltigenÜberlegungenmit Hinblick auf dieMöglichkeit des Rück-
baus und der Wiederverwendung.
Die Idee, denHolzbau von Jugendlichen im Rahmen eines Sozialprojekts
errichten zu lassen, entstand erst im Zuge des Projektverlaufs und hatte zur
Folge, dass auf der Baustelle andere Prioritäten gesetzt wurden. Die Holz-
baudetails sollten in ihrer Einfachheit wirken: Die Holzrahmenkonstruktion
mit Decken aus Brettschichtholz und einer vorgehängtenHolzfassade hebt
sich klar vom Bestand ab. Der Neubau enthält zwei
40
m
2
großeWohnein-
heiten auf zwei Geschossenmit hohen Innenräumen und raumhohen Ver-
glasungen, die großzügige Ausblicke auf den Kanal erlauben, während an
der Straßenfront Holzlamellen für den notwendigen Sichtschutz sorgen.
Karin Triendl
Architektin, seit
2007
Bürogemeinschaft mit Arch. Patrick Fessler, schreibt als freie Autorin
über aktuelle Stadt(Räume) undArchitekturen,
Gelenk inHolz
Anne Isopp
Dort, wo sich die beiden schräg zueinander stehenden
Bestandsbauten am nächsten sind, hat sich einHolzbau
wie ein Parasit zwischen die beiden Gebäude gesetzt.
Eine zweigeschossige, gefaltete Brettsperrholzkonstruk-
tion über dem bestehenden eingeschossigen Eingangs-
bereich fungiert als Gelenk: Querungen sind nun auch
in denObergeschossenmöglich, neue Gemeinschafts-
räume wie eine begehbare Loggia und eine Kapelle
sind imDachgeschoss entstanden. Die sogenannte
Barbarakapelle ist ein trapezförmiger Raum, an dessen
schmalster Stelle der Altar steht. Mithilfe von raum-
hohenHolzportalen kann er zweigeteilt werden.
Die Architekten Alexandra Stingl-Enge undWinfried
Enge haben die Bestandsbauten saniert und zu Stu-
dentenwohnungen umgebaut und ein Verbindungs-
stück geschaffen, das sich optisch bestmöglich abhebt.
In seiner Haptik, Optik und Leichtigkeit ist der mit
Holzlatten verkleidete Holzkörper ein guter Kontrast
zum altersschweren Bestand.
Standort
Erzherzog-Johann-Straße
4
, Leoben⁄ A
Bauherr
Kinder- und Jugendwerk Josefinum⁄ A,
Planung
stingl-enge architekten, Trofaiach⁄ A,
Statik
Helmut Stingl, Tragwerk Engineering, Trofaiach⁄ A
Holzbau
Strobl Bau –HolzbauGmbH, Preding bei Weiz⁄ A,
Fertigstellung
2010
eg
2.og
5
m
dg
10
m
1,2,3,4,5,6,7,8,9 11,12,13,14,15,16,17,18,19,20,...28
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