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Norwegisches Pressehaus in Oslo

erschienen in
Zuschnitt 90 Weiterbauen in Holz, September 2023

Daten zum Objekt

Standort

Oslo/NO

Bauherr:in

Aspelin Ramm, Oslo/NO, www.aspelinramm.no

Architektur

Atelier Oslo, Oslo/NO, www.atelieroslo.no
Kima Arkitektur, Oslo/NO, www.kimaarkitektur.no

Statik

Rambøll, Oslo/NO, www.ramboll.com

Holzbau

Moelven Limtre AS, Moelv/NO, www.moelven.com

Fertigstellung

2021

Historischer Bestand, einschneidend angepasst

Die Diskussionen mit den Mitarbeiter:innen der Behörde für Denkmalschutz waren intensiv und langwierig. Doch schlussendlich konnte das Team von Atelier Oslo und Kima Arkitektur sie überzeugen und sie gaben grünes Licht für den Umbau der zwei denkmalgeschützten Gebäude an der Skippergata Nr. 24 und 26 in der Altstadt von Oslo. Die beiden Backsteinhäuser, in den 1880er Jahren erbaut, wurden lange Zeit als Geschäfts- und Lagerhäuser genutzt. Mehr als ein Jahrhundert und einschneidende Maßnahmen später sind sie nun Sitz von elf bekannten Medienunternehmen mit der Norsk Telegrambyrå AS (NTB), der Norwegischen Nachrichtenagentur, an der Spitze. Auf einer Nutzfläche von 3.800 m2 finden sich Büros und Studios für 200 Mitarbeiter:innen, Konferenz- und Kursräume und ein Café-Restaurant. Die Vorgaben des Denkmalschutzes waren streng. Die alten Fassaden wurden erhalten, Fenster und Türen in den Originalfarben gestrichen, Ornamente wiederhergestellt. Der Umbau im Inneren war weitaus drastischer: Zwei Atrien wurden in die historischen Gebäude geschnitten, die neuen Räumlichkeiten darum gruppiert. Durch geschickt platzierte Öffnungen in den alten Backsteinmauern entstand eine neues Erschließungssystem, das die beiden Gebäude mit unterschiedlichen Geschosshöhen verbindet.

Der Hinterhof von Nummer 26 wurde überdacht und so zum neuen Eingangs-Atrium der Nachrichtenagentur. Der hohe Raum wirkt offen und luftig. Er wird nach oben hin breiter, durch das Glasdach dringt Licht tief ins Gebäudeinnere, bis hinunter zu den Sitzstufen und dem Empfangstresen im Eingangsbereich. Rund um das Atrium verlaufen Brücken, die die Büros und Studios erschließen. Spektakuläre Brettschichtholzträger überspannen das Atrium. Sie messen an einem Ende rund 1 Meter in der Höhe, am anderen sogar über 3 Meter, tragen das Glasdach und über Zugstäbe die Brücken. In der Skippergata Nr. 24 wurden die Geschossdecken der ehemaligen Lagerräume entfernt und die denkmalgeschützte Stahlstruktur freigelegt. Träger und Stützen kreuzen nach oben. Auf dem alten Dachstuhl liegt ein Geflecht aus neuen Holzlamellen, die das Glasdach tragen. Das Licht fällt, gefiltert durch die Konstruktion, bis hinunter ins Auditorium, dem großen Saal für Veranstaltungen, der mit dem Eingangs-Atrium und dem Café-Restaurant verbunden ist. Rund um den Luftraum sind weitere Büros und Besprechungsräume angeordnet, durch große Fenster von ihm getrennt. Das alte Mauerwerk wurde weitestgehend erhalten und mit Kalk verputzt, das Tragwerk aus Stahl rostrot gestrichen und mit neuen Einbauten aus hellem Eschenholz kombiniert. Die Materialien und Oberflächen schaffen im Inneren eine helle und klare Atmosphäre, ganz im Gegensatz zu den ehemaligen dunklen und engen Lager- und Geschäftsräumen an dieser Adresse. Denkmalschutz und Neuerung können Hand in Hand gehen. Das Planungsteam hat gezeigt, dass es sich lohnen kann, in den Umbau von alten Gebäuden zu investieren: Es hat den alten Mauern in der Skippergata neues Leben eingehaucht und eine moderne Arbeitsumgebung für eine transparente Medienlandschaft geschaffen.


verfasst von

Sophie Panzer

studierte Architektur an der Technischen Universität in Delft und arbeitete in verschiedenen Architekturbüros in Rotterdam und London. Derzeit lebt und arbeitet sie in Wien.

Erschienen in

Zuschnitt 90
Weiterbauen in Holz

Aufstocken, Implementieren, Drumherumbauen – der Umgang mit dem Bestand ist diesmal unser Thema.

8,00 €

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Zuschnitt 90 - Weiterbauen in Holz