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Vorfertigung
Für die Produktion wurde eine Halle in
Kalwang in der Steiermark angemietet –
ganz in der Nähe der Produktionsstätte
der Brettsperrholzplatten, aus denen die
Boxen zusammengebaut wurden. In der
leer stehenden Halle wurde eine Schie-
nenanlage aufgebaut, auf der die Boxen
nach jedem Arbeitsschritt um eine Posi-
tion weitergerückt werden konnten. Erst
wurde die Box zusammengebaut und –
auf den Schienen verschoben – von den
Handwerkern Schritt für Schritt komplet-
tiert: Dem Maler folgte der Bodenleger,
dem Fliesenleger der Installateur und so
weiter.
„In Reuthe wissen die Handwerker, die
schon ein paar Mal mit uns zusammenge-
arbeitet haben, was es heißt, vorzuferti-
gen“, erzählt Christian Kaufmann, Pro-
kurist bei Kaufmann Bausysteme. Da die
Firma aber nicht alle ihre Handwerker
aus Vorarlberg mitnehmen konnte, suchte
sie im Vorfeld die infrage kommenden
steirischen Handwerksbetriebe auf und
erklärte ihnen die Parameter einer Ferti-
gungsstraße. Erst dann holte sie entspre-
chende Angebote ein.
Logistik und Koordination der Handwer-
ker sind bei so einer Vorfertigung von
Raumzellen besonders aufwendig: Die
Anlieferung muss immer just in time
passieren – sonst steht die ganze Ferti-
gungsstraße still.
zuschnitt
50.2013
8
9
Konfektionen in Holz
2011
2012
2013
Baubescheid
17.
Mai
2011
Einreichung
14.
Dezember
2010
Innenausbau
ab
15.
Oktober
2012
Montage
27.
Aug. bis Ende
September
2012
Vorfertigung
02.
Mai bis
19.
Juli
Holzbauplanung
ab Oktober
2011
Fertigstellung
September
2013
Fassade und Attika
15.
Oktober bis
16.
November
2012
Abbruch
Februar
2012
Ausschreibung –
Juni
2011
Vergabe Holzbau
August
2011
Rohbau
ab März
2011
Fertigstellung
Verglichen mit der kurzen Pro-
duktionszeit von zweieinhalb Mo-
naten scheint der restliche Innen-
ausbau im Erdgeschoss, in den
Fluren und den Allgemeinberei-
chen langsam voranzuschreiten.
Da die Zimmer bis auf die Monta-
ge der mobilen Einrichtung wie
Vorhänge oder Bett bezugsfertig
sind und Wasser oder Elektrik
vom Flur aus angeschlossen wer-
den können, gibt es für die Hand-
werker keinen Grund mehr, eines
der Zimmer zu betreten. Bei un-
serem Besuch auf der Baustelle
waren dann auch alle Zimmer
abgeschlossen und keines von
innen zu besichtigen.
Das ist bezeichnend für ein Ge-
bäude mit einem so hohen Vor-
fertigungsgrad.
Montage
Ist der Container am Ende der Fertigungsstraße an-
gelangt, wird er regendicht verpackt und gelagert.
Erst nachdem die gesamte Produktion der Raumzel-
len abgeschlossen war, wurden die Holzboxen nach
Hallein transportiert. Nacht für Nacht setzte sich
dann ein Konvoi von etwa zehn Lkws als Sonder-
transport von Kalwang nach Hallein in Bewegung.
Auf einem Parkplatz in der Nähe der Baustelle war-
teten die Lkws, bis am Morgen die Boxen montiert
werden konnten. Während drei bis vier Raumzellen
pro Tag produziert wurden, ging die Montage mit
zehn bis zwölf Boxen pro Tag wesentlich schneller.
„Natürlich sind die Transportkosten höher als bei
einer klassischen Bauweise“, weiß Christian Kauf-
mann, „dafür aber gibt es nur eine Anlieferung und
Baustellenabfälle gibt es gar keine.“ Eine Raumzellen-
fertigung ergebe aber nur Sinn, so Kaufmann, wenn
viele gleiche Räume benötigt würden, wie bei einem
Hotel, einem Senioren- oder Studentenheim. Erst
ab etwa dreißig bis vierzig Stück gleichen Raumtyps
rechne sich so eine serielle Zimmerproduktion.
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