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im Raummodulbau besser nach ihren Stärken und Schwächen
einsetzen und auf die Potenziale derMitbewerber zugreifen könne,
sieht Kaufmann als Chance, als Generalunternehmer ist das
möglich. Seit der Fertigstellung einer zweitenHalle ist zudem
ein innerbetrieblicher Austausch zwischen Raummodulbau und
klassischer Zimmerei möglich. Für dieHandwerker ist diese Ver-
bindung, der Systemwechsel, einwillkommener Ausgleich. Nicht
nur ist in dieser Form der Unternehmensführung dieWeitergabe
vonWissen und Fertigkeiten von einer Generation zur nächsten
gesichert, auch der Raummodulbau profitiert, denn ohne gut
ausgebildeteHandwerker kommt er nicht aus. Die Risiken für
das Handwerk liegen imGrad der Spezialisierung, in der Entfrem-
dung, im Verlust der Mittelbarkeit und Identifikationmit dem
Objekt. Industriell hergestellte Produkte sind bis ins Detail fixiert.
Die Geschlossenheit eines industriellen Systems lässt keine Ände-
rungen, kein Anpassen und kein Reagieren auf Unerwartetes
mehr zu. Handwerk ist, wie der Kultursoziologe Richard Sennett
betont, ein offenes System. Die Qualität baut sich auf im Team,
in den produktivenHandlungen, im sich Einlassen auf Wider-
stände. So kann neuesWissen auf implizitemWissen aufbauen,
sind dem Lernenden keine Grenzen gesetzt. Handwerk ist in
Sennetts Definition eineHaltung, unabhängig vonWerkzeugen
undMaschinen, übertragbar auf viele, auch digitale Bereiche.
Die Griechen hatten für Meister des Improvisierens einen eige-
nenNamen, die „mageiroi“. So unterschieden sie die Künstler-
köche von den gewöhnlichen Köchen.
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ImAuge zu behalten sind
die „mageiroi“ mehr als die Perfektionisten und Spezialisten.
Renate Breuß
freiberufliche Kunsthistorikerin, Lehrbeauftragte für Kultur, Design undWahr-
nehmung an der Fachhochschule Vorarlberg. Bücher und Beiträge zur Kultur
des Bauens und zumHandwerk, zur Theorie des Kochens. Bis
2016
Geschäfts-
führerinWerkraumBregenzerwald.
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