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zuschnitt
67.2017
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Raumstapel
Wohnmodul+Badmodul=Zwei- bis Dreizimmerwohnung
Wohnanlage in Finnland
Tarja Nurmi
Der Knick in der Mitte der Fassade irritiert. Ist dieser Wohnbauwirklich aus
immer gleichen, rechteckigen Raummodulen aufgebaut? Von außen ist dies
nicht zu erkennen.
2015
wurde das in Jyväskylä stehendeMehrfamilienhaus
fertiggestellt. Es nennt sich Puukuokka, hat acht Stockwerke und ist aus Raum-
modulen in Brettsperrholzbauweise errichtet. Die hofseitige Fassademit den
in unregelmäßiger Folge vorgehängtenBalkonen istmit unbehandeltem Lärchen-
holz verkleidet, während die straßenseitige Fassademit den Loggien schwarz
gestrichenwurde.
Die insgesamt
58
Wohnungen, die sich über einem Sockelgeschoss aus Beton
befinden, sind
57
bis
76
m
2
groß. Sie bestehen immer aus zwei Raummodulen:
einem für Wohn- und Schlafzimmer mit Balkon bzw. Loggia und einem für
Küche, Bad und Vorzimmer. Die Flurdecken lagern zwischen den Raummodulen
der Wohnungen auf. Die Installationen sind imHausflur untergebracht und
ermöglichen so eineWartung, ohne die Bewohner stören zumüssen.
Die Innenwände sind aus brandschutztechnischenGründenmit Gipskarton
verkleidet. Die Raummodulewurden in einer nahe gelegenen Produktionshalle
gefertigt, sodass die Bauzeit auf einMinimum beschränkt werden konnte.
Was das Projekt auszeichnet, ist, dass es ein ökologischer Baumit hochwer-
tigen und zugleich bezahlbarenWohnungen ist. Die Bewohner müssen vor
dem Einzug nur eine geringe Anzahlung leisten, der restliche Kaufbetragwird
mit monatlichenMietzahlungen über einen Zeitraum von ca. zwanzig Jahren
abgetragen. Deshalb spielte auch dieWirtschaftlichkeit der Bauweise eine
große Rolle. Die Energieeffizienz des Gebäudes, die Vorfertigung, die die Bau-
zeit vor Ort um die Hälfte reduzierte, die hohe Ausführungsqualität, die sich
auf lange Sicht bezahlbar machenwird, und die Tatsache, dass die einzelnen
Elemente die tragende Struktur bilden, haben laut Architekt Anssi Lassila vom
Architekturbüro
oopeaa
zur ökonomischen Effizienz der Bauweise beigetragen.
Die fertiggestellte Anlage wird aus insgesamt drei Häusern bestehen, die der
Kontur eines auf demGrundstück befindlichenNaturfelsens folgen. Der zweite
Baukörper wird Ende des Jahres fertiggestellt werden, der dritte im Sommer
2018
. Das Konstruktionsprinzip der vorfabrizierten Raummodule bleibt auch
bei den beiden folgenden Baukörpern das gleiche, es werden jedochmehr klei-
nereWohneinheiten angeboten.
Anssi Lassila hält das Bauenmit Massivholz-Raumelementen für sinnvoll und
empfehlenswert: „Wennman es schafft, die technischenMöglichkeiten aus-
zunutzen und sich nicht nur mit Nachahmung zufriedenzugeben, wird auch
die Raummodulbauweise eine durchaus realistische Option für viele (Holzbau-)
Projekte.“
TarjaNurmi
ist eine finnische Architektin, Architekturkritikerin und -journalistin. Sie schreibt für die Tages-
zeitung Kauppalehti und andere Printmedien, für finnische und internationale Architektur-
magazine und produziert
tv
-Dokumentationen.
Regelgeschoss
10
m
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