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zuschnitt
71.2018
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Wohnbaumit System
Es folgten zahlreiche weitere Projekte in
ganz Österreich. InWien wurde dann die
Verwendung vonMassivholz aus brand-
schutztechnischenGründen gefordert.
Zu dieser Zeit war erstmals Kreuzlagenholz
inÖsterreich gut verfügbar und dieser
Werkstoff hat dieMöglichkeiten des Holz-
baus wesentlich erweitert. Mein Büro hat
sich in der Folge intensivmit denMöglich-
keiten der Raummodulbauweise ausein­
andergesetzt. In enger Zusammenarbeit
mit dem Bautechnikzentrum der Techni­
schenUniversität Graz habenwir für
deren Entwicklung Forschungsförderungs-
mittel lukriert.
Welche Erfahrungen sind rückblickend für
Sie wesentlich?
Unser Büro hat aufgrund der fehlenden
Praxis aller Beteiligten viel Energie inves­
tieren und auch immer wieder Enttäu-
schungen verkraftenmüssen. Auch die
eigeneHaltung, Typen nicht mehrfach zu
errichten und jedes einzelne Projekt
individuell zu planen und zu verbessern,
hat einen hohen Aufwand generiert.
Vor etwa zehn Jahren haben sich zahl-
reiche ArchitektInnen damit beschäftigt,
eigene Holzbausysteme zu entwickeln.
Die Art undWahl des Systems ist aller-
dings nicht sowesentlich. Bedeutsam
ist vielmehr, dass die Entwürfe denMög-
lichkeiten der mittlerweile sehr leistungs-
fähigen Firmen entsprechen und kosten-
günstig und fehlerfrei umgesetzt werden
können.
Die Schaffung vonWohnraum ist vor
allem in den Ballungsräumen gegenwärtig
einwichtiges Thema. Welche Rolle können
hier Holzbausysteme einnehmen?
Momentan herrscht besonders imWohn-
bau ein regelrechter Boom. In einer sol-
chen Phase ist es wichtig, die kulturellen
und architektonischen Aspekte des Bau-
ens nicht aus den Augen zu verlieren.
So gehören auch intelligente und effi­
ziente Grundrissstrukturen und hohe ge-
stalterische Qualität zu unabdingbaren
Voraussetzungen für gelungenenHolzbau.
Ausmeiner Sicht sollteman Projekten in
Modulbauweise ihre Konstruktionsweise
nicht per se ansehen. Das System darf nicht
die Freiheit und Lockerheit der Gestaltung
beeinträchtigen. Ichmöchte daher anre-
gen, den diesbezüglichenDiskurs verstärkt
zu führen und auchwieder in Versuchspro-
jekte zu investieren, um die positive Ent-
wicklung des Geschossbaus inHolz voran-
zutreiben.
Markus Bogensberger
Geschäftsführer des Haus der Architektur inGraz,
Architekturdiplom an der
tu
Graz,
2000
bis
2013
Architekturbüro Supernett,
2006
bis
2012
Universi-
tätsassistent am Institut für Gebäudelehre der
tu
Graz, Publikationen zu architektonischen und
städtebaulichen Fragestellungen
Wohnbau in der Spöttelgasse inWien (
2003
)
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