Daten zum Objekt
Standort
St.Gallen/CH Google Maps
Bauherr:in
Kanton St.Gallen (Hochbauamt, Baumanagement 1), St.Gallen/CH, www.hochbau.sg.ch
Architektur
jessenvollenweider architektur, Basel/CH, www.jessenvollenweider.ch
Fertigstellung
2012
Typologie
Kastenfenster aus Holz mit Aluminium- und Bronzeverkleidung
2003 schrieb der Kanton St.Gallen einen Wettbewerb aus, um zwei Kontorhäuser aus der Blütezeit der Stickereiindustrie zu sanieren und zu einem modernen Verwaltungszentrum mit Justiz-, Polizei- und Gesundheitsdepartement zu erweitern. Das Zentrum wurde nach den Plänen der Basler Architekten Anna Jessen und Ingemar Vollenweider gebaut und 2012 eingeweiht. Wichtiges Element der beiden Neubauten, die den Altbestand einrahmen, ist die Rasterfassade aus gestocktem Kalksteinbeton. Für den Neubau haben die Architekten das Kastenfenster, eine eher traditionelle Fensterform, modern interpretiert und damit in erster Linie die plastische Wirkung der historischen Sandsteinfassade der Bestandsbauten aufgenommen und zugleich mit der Ornamentik der Kastenfenster auf die Geschichte der Stickereiindustrie referenziert.

Befestigt sind die Kastenfenster an der tragenden inneren Gebäudeschale aus Stahlbeton. Eine Dehnfuge gewährleistet die freie Bewegung der äußeren Sichtbeton-Gebäudehülle. Die verglasten Reinigungsflügel lassen sich öffnen und können jederzeit ohne Hilfs- und Sicherungsmittel betreten werden, die äußere Reinigung erfolgt über eine Hebebühne. Die schmalen Lüftungsflügel lassen sich manuell öffnen und sind eine Ergänzung zur mechanischen Lüftung. Sie sind ähnlich wie die Holz-Alu-Fenster aufgebaut: Innen befindet sich ein Holzrahmen mit Holzfüllung, der Kern ist gedämmt, die äußere Schicht ist aus Aluminium.
Die Wärmeentwicklung im Kastenfenster ist aufgrund der natürlichen Konvektion selbstregulierend. Frische Außenluft tritt unten und seitlich in den Kasten ein, durchspült diesen und tritt oben wieder aus. Das Kastenfenster wurde anhand einer Zonenströmungssimulation mit Koppelung an eine thermisch-dynamische Gebäudesimulation berechnet und optimiert. Der Öffnungsanteil in der umlaufenden Zarge, die Verglasung und der Sonnenschutz wurden den Simulationsergebnissen entsprechend dimensioniert.

Ein großer Vorteil dieser Kastenkonstruktion liegt im sommerlichen Wärmeschutz. Der textile Sonnenschutz ist zwischen den Scheiben komplett geschützt und kann unabhängig vom Wind jederzeit die großen Verglasungsflächen beschatten. Die Materialwahl der Kastenfenster wurde wie die übrige Fassade wesentlich bestimmt vom Wunsch nach Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit. Das Eichenholz auf der Innenseite ist lasiert und bildet mit den Sockelleisten und Türen ein Leitmotiv, das sich durch das ganze Haus zieht. Der Kasten besteht aus bronzefarbig eloxierten Aluminiumstrangpressprofilen und die äußere Verkleidung ist aus Baubronze. Diese besitzt den Vorteil der »Selbstheilung«: Beschädigungen oxidieren nach und gleichen sich der umgebenden Oberfläche bald wieder an.
- Abschlussprofil verzinkt, Acrylfuge
- Kompriband
- alle sichtbaren Bleche innen: Aluminium anodisiert, perforiert
- Baubronze geschliffen, gebürstet, brüniert, gewachst
- Senkrechtmarkise, im Strangpressprofil
- VSG
- Fensterflügel aus Eiche mit Isolierverglasung
- Lüftungsflügel aus Eiche (innen), Wärmedämmung und Aluminium anodisiert
- Lüftungsgitter: Messing geschliffen, gebürstet, brüniert, gewachst, perforiert
Fenstertyp Kastenfenster
Holzart Eiche
Verglasung einfach (außen), dreifach (innen)
Öffnungsart Drehflügel mit Öffnungsbegrenzer auf 30° beim Fenster
Oberfläche klar lasiert (innen), Aluminium anodisiert (außen)
U-Wert Ug = 0,65W/m2K (Fenster), Uw = 0,8W/m2K (Lüftungsflügel)
Schalldämmwert Rw = 30 bis 35 dB (je nach Ausrichtung)