Im Wohnbau müssen viele unterschiedliche Ver- und Entsorgungsleitungen auf begrenztem Raum bei zugleich niedrigen Kosten verteilt werden. Auch wenn es im Bereich der haustechnischen Installationen eine Vielzahl an vorgefertigten und flexibel einsetzbaren Komponenten gibt, werden die Leitungen zwischen den einzelnen Komponenten jedoch erst vor Ort auf der Baustelle erstellt. Dies verlängert die Bauzeit und führt durch gewerkeübergreifende Arbeiten zu erhöhtem Koordinationsaufwand und oftmals zu Komplikationen und Verzögerungen im Bauablauf. Fast zwei Drittel der Baumängel gehen auf Planungs- und Ausführungsfehler zurück.
Im Rahmen des Forschungsprojekts Holzbau der Zukunft erarbeitete der Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik der Technischen Universität München einen Leitfaden für Gebäudetechnik im mehrgeschossigen Holzbau. Werden diese Grundprinzipien beachtet, können schon in einer frühen Planungsphase entscheidende Weichen für ein flexibles und vorgefertigtes Installationssystem gestellt und Ausführungsmängel vermieden werden.
Richtlinien für die Planung und Gestaltung von flexiblen, vorgefertigten Installationen im mehrgeschossigen Holzbau
Zentrale Trassenführung
Alle Medien für die Ver- und Entsorgung sind in einem zentralen vertikalen Schacht zusammengefasst. Dieser übernimmt die Verteilung vom Haustechnikraum aus in die jeweiligen Wohneinheiten. In den Wohneinheiten werden die Rohre und Leitungen in einer zentralen horizontalen Trasse geführt. Dies verringert den baulichen Aufwand, reduziert die brand- und schallschutztechnisch zu behandelnden Durchbrüche und erleichtert den Einbau, die Wartung und Reparatur sowie mögliche Erweiterungen bis hin zu Ausbau und Erneuerung.
Trennung der Installationen von Tragwerk und Ausbau
Für die Vorfertigung, die Montage, zukünftige Erweiterungen und den Rückbau ist die Trennung der Installationen von der Tragkonstruktion und den Ausbauelementen notwendig. Um dies zu erreichen, sind eine weitgehende Unabhängigkeit der Ebenen und eine klar abgegrenzte Versorgungstrasse sowie die Vermeidung von Leitungsführungen in konstruktiven Elementen und in leicht veränderbaren Ausbauelementen notwendig. Leitungen und Rohre sollten reversibel verbunden werden.
Dauerhafte Zugänglichkeit
Alle Leitungstrassen und haustechnischen Komponenten müssen gut zugänglich sein. Dies wird erreicht durch eine entsprechende Position in der Wohneinheit und die Möglichkeit, die Verkleidungen über die gesamte Trassenlänge und alle Technikkomponenten einfach und zerstörungsfrei zu öffnen und wieder zu verschließen.
Platzreserven Für Montage und Reparatur sind entsprechende Montageräume um die Rohre und Leitungen vorzusehen. Um das Installationssystem auch für die Zukunft zu rüsten, müssen in den Installationstrassen entsprechende Platzreserven heute schon eingeplant sein.
Vorkonditionierte Hohlräume
Um den Vorfertigungsgrad zu steigern und die Ausführungsqualität zu erhöhen, werden die Leitungen in vorgefertigten Hohlräumen verlegt. Diese können in die Bauteile integriert sein. Die Hohlräume sind aus einem Material, das den nötigen Wärme-, Schall- und Brandschutz ermöglicht. Sie können zugleich Montagehilfe für die Rohre und Leitungen sein und das nötige Gefälle für Entwässerungsleitungen schon vorgefertigt aufweisen.
Vorgefertigte Komponenten
Der Einsatz von vorgefertigten Technikkomponenten, Rohren und Sanitärelementen vereinfacht und beschleunigt die Montage. Bei der Wahl der Komponenten ist darauf zu achten, dass genormte Anschlüsse und handelsübliche Modulgrößen die Verwendung von herstellerunabhängigen Produkten ermöglichen. So können auch in Zukunft die Komponenten repariert und ausgetauscht werden.
Link
Im Forschungsprojekt Holzbau der Zukunft erarbeitete Ergebnisse des Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik der Technischen Universität München, Projektleitung Prof. Gerhard Hausladen, München, April 2008