Daten zum Objekt
Standort
Cambridge/UK Google Maps
Bauherr:in
The Muslim Academic Trust, London/UK
Architektur
Marks Barfield Architects, London/UK, www.marksbarfield.com
Statik
sjb Kempter Fitze AG, Herisau/CH, www.sjb.ch
Holzbau
Blumer-Lehmann AG, Gossau/CH, www.blumer-lehmann.ch
Digitale Planung
Design-to-Production GmbH, Erlenbach/CH, www.designtoproduction.com
Fertigstellung
2019
Typologie
Digitale Gotik
Die neue Abu Bakr Siddiq Moschee für rund tausend Gläubige im britischen Cambridge stammt von Marks Barfield Architects aus London, bekannt unter anderem für die Planung des statisch innovativen Riesenrads London Eye. Grundelement des Moschee-Entwurfs ist eine komplexe Holzkonstruktion: Der zentrale Gebetsraum wird von einem stabförmigen Holztragwerk überspannt, das sich zu einem komplex-ornamentalen Muster fügt. »Die Grundidee war die eines Baumhains«, sagt Architektin Julia Barfield. »Die Natur ist ein verbindendes Element zwischen westlicher und islamischer Kultur. Der Raum soll zur Kontemplation einladen.« Um diesen Effekt zu erreichen, lassen sie das Licht durch runde Deckenöffnungen durch die Tragstruktur in den Raum fallen.
Ziel sei es gewesen, eine britische Moschee für das 21. Jahrhundert zu entwickeln. Lokales Vorbild war die Kapelle des King’s College, Cambridge, mit seinem gotischen Fächergewölbe. »Daher haben wir zuerst auch an Mauerwerk gedacht«, so Barfield. »Das hätte aber bedeutet, dass nur die Stützen tragend gewesen wären und alles Ornamentale nur Dekoration. Also haben wir uns für Holz entschieden« – für ein Holztragwerk, das ein ornamentales Muster formt, für Holz nicht zuletzt auch, weil die Auftraggeber explizit auf Nachhaltigkeit setzten und die Moschee als »eco-mosque« bewerben.
Das Grundelement der Geometrie bildet ein achteckiger Stern, unter dem Begriff »Atem des Barmherzigen« (al-nafas al-rahman) eine traditionelle Figur in der islamischen Architektur. Dieses Muster sei aber kein reines Bild, sondern von Anfang an strukturell gedacht, betont Julia Barfield.
Entwickelt wurde der »Baumhain« mit einem Schweizer Team: dem Holzbauunternehmen Blumer-Lehmann AG, den Ingenieuren SJB Kempter Fitze AG, die schon ähnliche Konstruktionen für Shigeru Ban berechnet hatten, sowie Design-to-Production, die das digitale Modell erstellten. Insgesamt 2.746 freigeformte Holzelemente wurden vorgefertigt und vor Ort montiert. Statisch sind die einzelnen Teile unterschiedlich belastet, manche davon haben eine rein optische Funktion, so Johannes Kuhnen von Design-to-Production. Die Eröffnung der Moschee ist für Frühjahr 2019 anvisiert.